Pegelstand des Rheins stellenweise auf null gefallen
BERLIN. Die deutsche Industrie schlägt wegen der niedrigen Pegelstände auf deutschen Wasserstraßen Alarm.
"Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Anlagen in der chemischen oder Stahlindustrie abgeschaltet werden, Mineralöle und Baustoffe ihr Ziel nicht erreichen oder Großraum- und Schwertransporte nicht mehr durchgeführt werden können", sagte am Dienstag Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie.
Die Folge wären Lieferengpässe, Produktionsdrosselungen oder -stillstände und Kurzarbeit. Die anhaltende Trockenperiode und das Niedrigwasser würden die Versorgungssicherheit der Industrie bedrohen. "Die Unternehmen stellen sich auf das Schlimmste ein. Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in den Unternehmen verschärft sich", so Lösch.
"Binnenschiffe fahren, wenn überhaupt, zurzeit mit minimaler Auslastung. Ein Umstieg von der Binnenschifffahrt auf Schiene und Straße gestaltet sich in diesem Sommer wegen der Engpässe auf der Schiene, der Coronapandemie und des Fahrermangels schwierig." Das enorme Niedrigwasser könnte außerdem den Notstand der Energieversorgung weiter verschärfen. "Die politischen Pläne, angesichts der Gaskrise vorübergehend stärker auf Kohle zu setzen, werden von massiven Transportengpässen durchkreuzt. Neben dem Kohletransport hängt auch die Kraftstoffversorgung vom Transport über Wasserstraßen ab."
Lösch forderte, die deutsche Regierung müsse gemeinsam mit den Ländern, der Logistikwirtschaft und der Industrie eine engmaschige Überwachung einführen, um auf drohende Engpässe auf den Wasserstraßen frühzeitig reagieren zu können.
Vor allem Fracht- und Personenschiffe kämpfen seit Wochen mit Niedrigwasser. Binnenschiffer müssen bei ihrer Ladung den Tiefgang des Schiffes beachten. Bei niedrigen Wasserständen können sie weniger Fracht befördern - irgendwann wird der Transport unwirtschaftlich.
An einem Teilabschnitt des Rhein war der Pegelstand wegen ausbleibender Regenfälle am Dienstag bereits auf null gefallen. Dieser Wert wurde am Niederrhein in Emmerich nahe der Grenze zu den Niederlanden gemessen, sagte der Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein, Christian Hellbach, der Nachrichtenagentur Reuters. Erst am Montag war hier mit drei Zentimetern das bisherige Rekordtief vom Oktober 2018 unterboten worden. Der Pegelstand ist nicht gleichbedeutend mit der für die Schifffahrt entscheidenden Fahrrinnentiefe. Diese lag in Emmerich zuletzt bei knapp unter zwei Metern. "Schiffe können weiter verkehren", sagte Hellbach. "Sie müssen aber ihre Ladung entsprechend anpassen."