OSZE-Medienbeauftragte um Zustand des Journalismus in Europa besorgt
WIEN/MINSK. Die neue OSZE-Beauftragte für Medienfreiheit, Teresa Ribeiro, sorgt sich um den Zustand des Journalismus in Europa.
In einem Chat mit Vertretern der AEJ ("Vereinigung der Europajournalisten") sprach die frühere Außenstaatssekretärin Portugals am Donnerstag einerseits von Bedrohungen, denen Medienschaffende durch populistische Politiker ausgesetzt seien. Andererseits würden aber auch die neuen Social Media dazu beitragen, dass das Misstrauen gegenüber Medien wachse.
Politiker fördern Verbreitung von falschen Informationen
Auf sozialen Netzwerken im Internet würden mitunter Nachrichten nach sehr niedrigen journalistischen Kriterien verbreitet, die keineswegs nahhaltig recherchiert seien. Diese Tendenz würde auch durch Politiker mit antidemokratischen Tendenzen gefördert, warnte Ribeiro. Sie sprach in diesem Zusammenhang von einer Entwicklung, die von den USA auch auf Europa übergreife. Professionell agierende Journalisten seien für eine Gesellschaft aber sehr wichtig, meinte die 67-Jährige, die ihr Amt Anfang Dezember des Vorjahres übernommen hatte. "Die Sicherheit von Journalisten ist einer meiner wichtigsten Prioritäten."
Der beste Weg "Fake News" zu bekämpfen, bestehe darin, in eine lebendige Medienlandschaft zu investieren, argumentierte die Medienbeauftragte der "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa". Ribeiro: "Nur so lässt sich eine freie, demokratische Gesellschaft aufbauen. Es ist eine einfache Idee, aber eine schwierige Aufgabe." Nicht zuletzt angesichts der wirtschaftlichen Einbrüche durch die Coronapandemie gelte es, neue Geschäftsmodelle für Medien zu suchen und zu entwickeln. "Die OSZE und mein Büro wären eine nützliche Plattform, um bewährte Verfahren und neue Erkenntnisse zu diskutieren."
Teresa Ribeiro hatte sich jüngst auch mit dem weißrussischen Botschafter Andrei Dapkiunas in Wien getroffen, um den Zustand der Meinungs- und Medienfreiheit in Belarus zu erörtern. Ribeiro äußerte dabei ihre ernsthafte Besorgnis über jüngsten politischen Entwicklungen in dem postsowjetischen Land und deren Auswirkungen auf die Arbeit von Medien und Journalisten. Sie verwies laut OSZE-Angaben insbesondere auf zahlreiche Fälle von Einschüchterung und Drangsalierung von Medienfachleuten." Dapikunas sagte demnach zu, angesprochenen Fälle genau untersuchen und weiterzuverfolgen. Die Expertenempfehlungen des OSZE-Büros für Medienfreiheit würden sorgfältig geprüft werden.