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Mächtige Frauen Opfer von Verschwörungskampagnen

Von nachrichten.at/apa   08.Jänner 2022

Die Frau des französischen Präsidenten sei in Wahrheit ein Mann, lauteten Falschmeldungen im Internet. Ähnliche Behauptungen waren zuvor über die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, und die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern verbreitet worden. Das sind nur einige wenige Beispiele für "zunehmende sexistische Online-Desinformationskampagnen", wie sie die Vereinten Nationen in einem Bericht anprangern.

Vor allem "Journalistinnen, Politikerinnen und Verfechterinnen der Geschlechter-Gleichstellung" seien betroffen, heißt es in dem UN-Bericht. Seit Monaten kursieren in Online-Netzwerken Nachrichten, wonach Brigitte Macron eine Transgender-Frau und als Jean-Michel Trogneux geboren worden sei. Trogneux ist Brigitte Macrons Geburtsname. Ende Dezember - wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich - ging das Gerücht wieder viral.

Die Falschmeldungen verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Auch wenn kaum jemand sie ernst nimmt - sie öffnen Beleidigungen, Verunglimpfungen und Cybermobbing Tür und Tor. Diese genderspezifischen Verschwörungskampagnen schadeten nicht nur den direkt Betroffenen, sagt Lucina Di Meco, feministische Aktivistin und Mitbegründerin von #ShePersisted, einer weltweiten Initiative zur Bekämpfung von Desinformation. Sie zielten darauf ab, Frauen und Minderheiten "zum Schweigen zu bringen und aus der politischen Sphäre zu verdrängen".

Solche Gerüchte haben "Auswirkungen auf das reale Leben", sagt Marylie Breuil, Mitglied des französischen feministischen Kollektivs Nous Toutes, das sich gegen sexistische und sexuelle Gewalt engagiert. Oft seien Belästigungen sowohl on- als auch offline die Folge, sagt Breuil. "Sie können Karrieren öffentlich exponierter Personen völlig zerstören."

Über Laura Boldrini, damalige italienische Parlamentspräsidentin, wurde 2013 behauptet, sie habe im Fernsehen in Unterwäsche getanzt. Die Folge waren tausende sexistische Beleidigungen, Vergewaltigungsdrohungen und pornografische Montagen.

Intidhar Ahmed Jassim, Kandidatin bei der Parlamentswahl im Irak Anfang 2018, musste ihre Kandidatur aufgeben, nachdem Internetnutzer das Gerücht verbreiteten, sie sei in einem Sexvideo zu sehen. So trage geschlechtsspezifische Desinformation zur "Erosion der demokratischen Institutionen" bei, sagt Di Meco von #ShePersisted.

Behauptungen über eine angebliche Transidentität oder Homosexualität verstärken auch die Stigmatisierung von Trans-Menschen und Homosexuellen. Die Falschmeldungen über Brigitte Macron lassen das Gerücht aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2017 wieder aufleben, Macron selbst sei homosexuell.

Solche Desinformationskampagnen trügen höchstwahrscheinlich dazu bei, "dass in den letzten Jahren die gemeldeten Hassverbrechen gegen LGBTI+-Personen in Europa zugenommen haben", warnte das Europäische Parlament im Sommer. Brigitte Macron will nun gerichtlich gegen die Falschmeldungen vorgehen.

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28. März 2024