Kindesmissbrach auf Campingplatz Lüdge: Weiterer Täter und 130 Tatverdächtige
GÖTTINGEN. Bei den Ermittlungen zum hundertfachen Missbrauch auf einem Campingplatz im westfälischen Lügde sind die Fahnder auf einen weiteren mutmaßlichen Täter gestoßen.
Der 48 Jahre alte Bekannte der Lügde-Täter sei wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs und Besitzes von Kinderpornografie angeklagt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Göttingen am Dienstag mit. Zu den Taten soll es nicht auf dem Campingplatz, sondern an anderen Orten gekommen sein. Der Mann aus dem südniedersächsischen Kreis Northeim soll sieben Kinder und Jugendliche missbraucht und sich mit weiteren Tätern ausgetauscht haben. Zu den Vorwürfen äußerte der Beschuldigte sich bisher nicht, ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.
130 Ermittlungsverfahren
Im Zuge der Ermittlungen gegen den 48-Jährigen seien gegen 130 weitere Personen Ermittlungsverfahren wegen Missbrauchs und Vergewaltigung von Kindern sowie Besitzes von Kinderpornografie eingeleitet worden. 32 der Beschuldigten hätten inzwischen identifiziert werden können. Dabei handle es sich überwiegend um professionell agierende Täter, die sich mit Pseudonymen oder Fake-Personalien im Internet bewegt hätten, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Bei einer Hausdurchsuchung bei dem 48-Jährigen im März stießen die Fahnder auf 43 Datenträger. Videos und Bilder erhärteten den Verdacht gegen den Beschuldigten, mehrere Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben, so die Staatsanwaltschaft. Videobefragungen der Opfer, die von speziell geschultem Personal vorgenommen wurden, ergaben zudem weitere Anhaltspunkte auf regelmäßige sexuelle Übergriffe.
Im Missbrauchsfall Lügde waren im Herbst 2019 am Landgericht Detmold zwei Männer zu langjährigen Haftstrafen und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Sie hatten auf dem Campingplatz an der Landesgrenze zu Niedersachsen 32 Kinder jahrelang schwer sexuell missbraucht. Unter den Opfern war auch eine Pflegetochter des Haupttäters. Der Düsseldorfer Landtag beschäftigt sich im Rahmen eines Untersuchungsausschusses mit der Rolle von Polizei und Behörden bei dem Fall.
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