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Isolierte Familie: Kinder offenbar gegen ihren Willen festgehalten

Von nachrichten.at/apa   18.Oktober 2019

Auch er werde der Freiheitsberaubung, Misshandlung und Geldwäsche verdächtigt, teilte die Polizei am Donnerstagabend in Assen in der ost-niederländischen Provinz Drenthe mit.

Polizei: Kinder gegen ihren Willen festgehalten

Die Polizei geht nun davon aus, dass die sechs, mittlerweile erwachsenen Kinder auf dem Hof in Ruinerwold gegen ihren Willen festgehalten worden waren. "Wir denken, dass die sechs Personen dort nicht aus freiem Willen gelebt haben", sagte Polizeisprecherin Nathalie Schubart am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur in Assen. Die Motive sind weiter unklar. Aber die Polizei schließt auch nicht aus, dass die Hintergründe in einer Art Sekte liegen könnten. Es werde untersucht, "ob es hier um eine besondere Glaubens- oder Lebensgemeinschaft ging".

Österreicher in U-Haft

Der 58-jährige Österreicher Josef B. ist bereits in Haft. Erst wenige Stunden zuvor hatte der Haftrichter den Haftbefehl gegen ihn wegen Freiheitsberaubung bestätigt und die Untersuchungshaft verlängert.

Auf dem Hof in der Provinz Drenthe hatten die Ermittler auch eine große Summe Bargeld sichergestellt. Da die Herkunft nicht bekannt sei, werde der 67-jährige Vater auch der Geldwäsche verdächtigt. Einzelheiten nannte die Sprecherin nicht.

Die sechs erwachsenen Kinder im Alter von 18 bis 25 Jahren würden versorgt und seien an einem sicheren Ort. Der Vater werde der Misshandlung verdächtigt, da er möglicherweise den Kindern ärztliche Versorgung vorenthalten hatte.

Der Österreicher Josef B. ist der Pächter des Bauernhofes in dem Dorf Ruinerwold, in dem Anfang der Woche der Vater und seine sechs Kinder entdeckt worden waren. Er dürfte selbst nicht dort gelebt haben. Die Familie soll neun Jahre lang isoliert von der Außenwelt in einem abschließbaren Raum gehaust haben.

"Eine außergewöhnliche Situation"

Der mysteriöse Fall war am Sonntagabend ins Rollen gekommen, als einer der sechs in dem Bauernhaus lebenden jungen Menschen in einem Gasthaus des Dorfs Ruinerwold in der Provinz Drenthe um Hilfe bat. Bei der Durchsuchung des Gehöfts fand die Polizei in einem "kleinen, abgeschlossenen Raum" den Vater und die anderen Jugendlichen.

Die Polizei erklärte in einer Mitteilung, dass die Gruppe angebe, "eine Familie zu sein". "Es handelt sich um eine außergewöhnliche Situation", hieß es in der Erklärung. "Diese Menschen haben wahrscheinlich seit 2010 in diesem Haus gelebt, völlig isoliert von der Gesellschaft".

Drei weitere Personen sagten der niederländischen Nachrichtenagentur ANP unterdessen, sie seien Kinder des 67-jährigen Mannes. Sie hätten die Familie vor acht Jahren verlassen und nichts mehr von den anderen gehört.

Hinweise auf Mitgliedschaft in Sekte verdichten sich

Wie der Fernsehsender "RTV Drehnte" und die Zeitung "De Telegraaf" zuvor übereinstimmend berichteten, soll die Familie Verbindungen zur Moon-Bewegung haben. "De Telegraaf" berief sich auf Angaben eines Verwandten des 67-jährigen Vaters der Familie, der selbst ein Mitglied ist. Laut "RTV Drehnte" haben sich der Vater der Familie und der festgenommene Österreicher über diese Gemeinschaft kennengelernt haben. Er war demnach ebenfalls Mitglied, schrieb "RTV Drehnte". Die Vereinigungskirche, wie sich die Bekenntnisgemeinschaft nennt, wies bereits am Mittwoch Berichte gegenüber der APA zurück: Der 58-jährige Österreicher sei weder bei der Vereinigungskirche in Österreich noch in den Niederlanden Mitglied gewesen.

In unbestätigten Medienberichten hieß es, die Familie habe auf "das Ende der Zeiten" gewartet. Eine Expertin der Bundesstelle für Sektenfragen betonte jedoch im Gespräch mit der APA, dass eine solche Haltung nicht mit den Werten der Vereinigungskirche zusammenpassen würde.

 

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