In Belgiens Altenheimen geht der Tod um
Die Hälfte aller Corona-Todesopfer sind in Heimen zu beklagen.
Belgien hat elf Millionen Einwohner, Österreich 8,9 Millionen. Doch die Corona-Pandemie trifft das Königreich ungleich härter. Während Österreich bis gestern, Freitag, 410 Todesopfer verzeichnen musste, liegt die Todesrate in Belgien bei mehr als dem Zehnfachen. Bisher starben in Belgien 5163 Menschen an Covid-19. Das kleine Königreich gehört somit nach Italien, Spanien und Frankreich auch in absoluten Opferzahlen zu den am schwersten betroffenen Ländern.
Besonders schlimm grassiert die Pandemie in den Pflege- und Altenheimen. Die Hälfte aller Todesopfer sind dort zu beklagen. Für die extrem hohe Todesrate hat Gesundheitsministerin Maggie de Block, eine flämische Liberale, eine Erklärung. Sie hält die Todeszahlen wegen der Zählmethode für überbewertet.
Sie weist darauf hin, dass jedes Land etwas anders zählt. In Österreich werden etwa alle Toten in die Corona-Statistik aufgenommen, bei denen die Erkrankung nachgewiesen wurde. In Belgien wurden bisher Todesfälle auch dann auf Covid-19 zurückgeführt, wenn wegen der Symptome der Verdacht auf die Lungenkrankheit bestand, aber kein Testergebnis vorlag. Daraus folgt laut de Block, dass die Hälfte der Todesopfer in den Heimen Zweifelsfälle seien.
Besuchsverbot aufgehoben
Eine Testreihe in den Heimen bestätigt allerdings das Ausmaß des Problems: 11.000 Menschen wurden getestet – Bewohner und Beschäftigte. 17 Prozent waren infiziert. Besonders schlimm ist die Situation in Flandern.
Dennoch hat die Regierung unter Premierministerin Sophie Wilmes am Mittwoch nach einer Sitzung des nationalen Krisenstabs das strikte Besuchsverbot in Senioren- und Pflegeheimen gelockert. Es sei in vielen Fällen unmenschlich, gar keinen Kontakt zwischen Angehörigen zuzulassen, sagte die Regierungschefin. Nun sollen nach Anmeldung einzelne Personen Heimbewohner besuchen dürfen, wenn sie nachweislich zwei Wochen lang ohne Krankheitssymptome waren.
Aus dem Pflegesektor hagelte es Proteste gegen die Lockerung des Besuchsverbots. "Die Türen zu öffnen bedeutet buchstäblich auch die Türen für das Virus zu öffnen", sagte Margot Cloet, die Leiterin eines Dachverbands christlicher Pflegeeinrichtungen laut Tageszeitung "De Morgen".
Ärzte ohne Grenzen springt ein
Aus dem flämischsprachigen Flandern hieß es bereits, man werde die Regelung nicht umsetzen. Das wirft Licht auf ein weiteres Problem: die entlang der französisch-flämischen Sprachgrenze verlaufende politische Teilung des Landes.
Die zersplitterten Kompetenzen erschweren den Kampf gegen die Krise zusätzlich. In 150 Brüsseler Altenheimen springt derzeit sogar die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" mit mobilen Teams ein, weil das Personal überlastet ist.
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Da schweigen die "ich bin eingesperrt PLÄRER"..... wie schaut's in Schweden aus?
Ärzte müssen sich zu Anästhesisten um bilden. Nein, keine kurse, die müssen es aneignen.