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„Historisches Disneyland“: rechte Regierung und Opposition streiten um Museum

18. Juli 2019, 12:13 Uhr
A general view of the chamber of Parliament during the first session of the Polish Parliament in Warsaw
(Symbolbild) Regierung und Opposition streiten über die Darstellung polnischer Geschichte. Bild: AGENCJA GAZETA

DANZIG/WARSCHAU. In Polen streiten die rechte Regierung und die Stadt Danzig über ein Museum zum zweiten Weltkrieg. Experten und Opposition werfen der Partei PiS vor, die Geschichte einseitig patriotisch darstellen zu wollen.

Vor dem 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs herrscht in Polen ein Konflikt um die Westerplatte, das Symbol des Überfalls Nazi-Deutschlands auf Polen. Die nationalkonservative Regierung in Warschau treibt ein Gesetz voran, mit dem sie ein Museum auf der Halbinsel errichten will. Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte den Ort zur zentralen Stelle ihrer Geschichtspolitik auserkoren. Sie propagiert Werte wie Patriotismus und nationale Identität. Die von der liberalen Opposition regierte Stadt Danzig, die die Halbinsel großteils verwaltet, sieht das Projekt kritisch. Sie verweigerte Warschau in den vergangenen Jahren immer wieder den Zugriff.

Die Regierung wechselte die Museumsdirektion aus

Danzig und auch einige Historiker befürchten, die rechte PiS will den historisch bedeutenden Ort, ähnlich wie schon das Danziger Museum zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs übernehmen, um die Geschichtsdarstellung zu beeinflussen und für ihre politische Zwecke zu nutzen. Im Vordergrund könnte ein einseitiger polnischer Patriotismus stehen. Tatsächlich setzte die PiS in Polens Geschichtspolitik neue Akzente. Nach ihrer Machtübernahme 2015 kreidete sie auch dem Danziger Museum zum Zweiten Weltkrieg die fehlende polnische Perspektive an – die Polen als Opfer der Nazis und Helden im Untergrund sowie an der Front. Nach jahrelangem Streit wechselte Sie 2017 schließlich die von der Vorgängerregierung berufene Museumsdirektion aus und nahm selbst Änderungen an der Ausstellung vor.

"Zu pazifistischer Charakter"

Der abberufene Leiter des Museums, Pawel Machcewicz, sagt, nun werde der Fokus auf eine militärische Sicht des Krieges gesetzt. So zeige ein ausgewechselter Film polnische Soldaten beim Kampf. "Das Museum, das ich geschaffen hatte, wurde wegen seines angeblich zu pazifistischen Charakters kritisiert und dafür, dass es sich auf die Schicksale der Zivilbevölkerung konzentriert," beklagte er. Die Regierung ist der Ansicht, das Heldentum der polnischen Soldaten bei der Verteidigung der Halbinsel sowie die Bedeutung für Polen während und nach dem Krieg werde zu wenig hervorgehoben. Die Stadt Danzig habe den Ort jahrzehntelang vernachlässigt, kritisierte dagegen Vize-Kulturminister Jaroslaw Sellin. "Besucher verlassen diesen Ort beschämt", meint er.

PiS will die Halbinsel enteignen lassen

Die Pläne der Regierung sieht der Historiker sogar als Gefahr für dessen Authentizität. Es sollen nämlich die Gebäude, die dort vor dem 1. September 1939 standen, wieder aufgebaut werden. „Es soll ein historisches Disneyland entstehen.“ Anfang Juli plante die Regierung die Enteignung der Westerplatte durch das Parlament. Danzigs Bürgermeisterin, Aleksandra Dulkiewicz, sprach von „stalinistischen Methoden“. Die Stadt hat das Gelände unter die Obhut des Stadtmuseums gestellt und plant dort ein eigenes Museum. Jeweils am Jahrestag des Kriegsausbruchs will die PiS auch an den Flugzeugabsturz von Smolensk im Jahr 2010 erinnern, bei dem der damalige Staatspräsident und Zwillingsbruder des PiS-Chefs Jaroslaw Kaczynski, Lech Kaczynski, ums Leben kam. Die PiS sieht in dem Unglück entgegen den Ermittlungen ein politisches Attentat und will auf der Westerplatte auch an dieses Unglück erinnern. Die Regierung kann die Sorgen der Kritiker um die Zukunft der Westerplatte indes nicht verstehen. Schließlich bot die Regierung der Stadt Danzig Mitspracherecht bei der Konzeption des neuen Museums an, heißt es in einer Mitteilung des Kulturministeriums. Dieses Angebot sieht die Danziger Bürgermeisterin allerdings skeptisch. "So eine Zusammenarbeit sollte partnerschaftlich sein und so ist es leider nicht", sagte sie.

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