Heimische Tierwelt in Gefahr? Kalifornische Kettennatter erreicht Deutschland
Eine Invasion der Kalifornischen Kettennatter hat auf der spanischen Insel Gran Canaria große Schäden angerichtet. Jetzt wurde die Natter auch in Süddeutschland gesichtet. Ist auch unsere Tierwelt bedroht? Die OÖN haben nachgefragt.
Ende der 1990er-Jahre hat die Kalifornische Kettennatter ihren Weg auf die spanische Kanareninsel gefunden. Weil sie dort kaum natürliche Feinde hatte, breitete sich die eingeschleppte Schlangenart rasant aus. Für Menschen ist sie ungefährlich, vielmehr stellt die Kalifornische eine Bedrohung für die Tierwelt dar. So sind die auf der Insel heimischen Reptilien nahezu ausgerottet.
Auf Gran Canaria versuchte man jahrzehntelang, die Invasion in den Griff zu bekommen. Mehrere tausend Tiere wurden getötet, speziell abgerichtete Falken, Hunde oder Fallen eingesetzt. Letztlich sind alle Versuche, die Ausbreitung einzudämmen, gescheitert. Und das Problem ist näher gerückt: Wie jetzt bekannt wurde, ist die Natter nun auch in Süddeutschland angekommen. In der Nähe von Offenburg und Freiburg sind zwei Exemplare der "Kannibalin" gesichtet worden. Dort schlagen Experten bereits Alarm.
Handels- und Nachzuchtverbot
Die EU listet die Schlange seit Anfang August als invasive Art. Es besteht somit ein Handels- und Nachzuchtverbot, nicht untersagt ist aber der Besitz bereits vorhandener Tiere. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Kalifornische Kettennatter auch unsere Fauna "erobert"? Der Steyrer Schlangenexperte Hans Esterbauer sieht aktuell keinen Grund zur Beunruhigung. "Bei uns hat man bis jetzt keine festgestellt. Es muss außerdem noch erforscht werden, ob sie sich in Österreich überhaupt fortpflanzen kann", sagt er im Gespräch mit nachrichten.at.
Auf den Kanaren oder der Heimat der Kettennatter, Kalifornien, seien die klimatischen Bedingungen ganz anders. Gleichzeitig stellt Esterbauer klar: "Wenn sich die Schlange bei uns vermehren kann, wäre das ein großes Problem. Sogar Artgenossen wie die giftige Kreuzotter würde sie verschlingen."
"Anfängerschlange" wird in Terrarien gehalten
Die invasive Art, die als "Anfängerschlange" gilt, wird auch in Oberösterreich in Terrarien gehalten, wie Esterbauer weiß. Geht es nach ihm, soll das weiterhin erlaubt bleiben. Ein Verbot würde eine Invasion nicht verhindern. Im Gegenteil: "Dann werden vermutlich mehr Tiere ausgesetzt", sagt der Experte.
Ein deutscher Wissenschafter kann sich vorstellen, dass Sichtungen von Kalifornischen Kettennattern häufiger werden. "Bedenkt man, dass diese Art in der Europäischen Terrarienhaltung weit verbreitet ist, würde es mich nicht überraschen", sagt Phillip Haubrock vom Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut.
Durch die aktuell stark gestiegenen Energiepreise könnten aber absichtliche Freilassungen durch Hobbyhalter noch zunehmen, befürchtet Haubrock. Eine rasante Ausbreitung wie auf den Kanaren sei jedoch sehr unwahrscheinlich: Die Tiere werden erst nach einigen Jahren geschlechtsreif, und wie gut sie die Wintersaison in Deutschland überstehen können, sei fraglich.
Der oberösterreichische Schlangenfachmann Hans Esterbauer hatte bisher keine Einsätze wegen der Kalifornischen Kettennatter (Lampropeltis californiae). Doch er erinnert sich an einen Vorfall mit der verwandten Dreiecksnatter (Lampropeltis triangulum). In einem Supermarkt in Steyr hatte sich eine dieser Art in eine Kühlvitrine für Fische verirrt.
Die Kalifornische Kettennatter kann bis zu zwei Meter lang werden. Meist misst sie eineinhalb Meter. Sie ist dunkelbraun mit gelblichen Streifen. Auf Gran Canaria ist vor allem der Albino-Typ mit hellgelben Streifen und rosafarbenen Augen verbreitet. Die Kalifornische Kettennatter ist auch kannibalisch veranlagt. Man könne diese Tiere nur zwei Jahre lang zusammen halten. "Dann fressen sie sich", sagt Esterbauer. Auf ihrem Speiseplan stehen außerdem Kleinsäuger wie Mäuse, Vögel oder junge Schildkröten. Wie die einheimische Schlingnatter, erdrosselt die rund eineinhalb Meter lange Exotin ihre Beute. Auch mit der Ringelnatter hat diese Art eine Gemeinsamkeit: Sie verspritzt eine sehr übelriechende Flüssigkeit.
das Übel an vielen Problemen ist die Spezies Mensch.