Geheimes Treffen der Spionagechefs in Singapur
SINGAPUR. Hochrangige Beamte von etwa zwei Dutzend der wichtigsten Geheimdienste der Welt sollen sich am Rande des Shangri-La-Dialogs in Singapur zu einer geheimen Veranstaltung getroffen haben. So geheim blieb es dann allerdings nicht - mittlerweile berichten Insider über die Zusammenkunft.
"Das Treffen ist ein wichtiger Bestandteil der internationalen Schattenagenda", sagte eine der fünf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut ist. "In Anbetracht der Vielzahl der beteiligten Länder ist es kein Festival der Verhandlungen, sondern eher ein Weg, um ein tieferes Verständnis der Interessen und Ziele zu gewinnen." Es gebe einen unausgesprochenen Kodex unter den Geheimdiensten, "sie können reden, wenn eine formellere und offene Diplomatie schwieriger ist." Das sei ein sehr wichtiger Faktor in Zeiten der Spannung, und die Veranstaltung in Singapur träge dazu bei, dies zu fördern. Der Ton bei dem Treffen sei kollegial und kooperativ und nicht konfrontativ gewesen, sagte eine weitere Person.
Die USA seien durch die Direktorin des Nationalen Intelligence, Avril Haines, und auch China sei trotz der Spannungen zwischen den beiden Supermächten vertreten gewesen. Samant Goel, der Leiter des indischen Auslandsgeheimdienstes, sei ebenfalls anwesend gewesen, so ein indischer Informant.
Amtskollegen treffen
"Die Teilnehmer des Shangri-La-Dialogs, darunter auch hochrangige Beamte der Nachrichtendienste, nutzen die Gelegenheit, ihre Amtskollegen zu treffen", sagte ein Sprecher des singapurischen Verteidigungsministeriums. Solche Treffen würden von der Regierung Singapurs organisiert und fänden seit mehreren Jahren diskret an einem separaten Ort neben dem Sicherheitsgipfel statt, sagte eine der fünf mit der Angelegenheit vertraute Person.
Die US-Botschaft in Singapur sagte, sie habe keine Informationen über das Treffen. Die chinesische und die indische Regierung reagierten nicht sofort auf Bitten um Stellungnahme.