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"G.J. van D. brach in den 1980er Jahren alle Verbindungen zur Familie ab"

19. Oktober 2019, 00:04 Uhr
"G.J. van D. brach in den 1980er Jahren alle Verbindungen zur Familie ab"
Ermittler vor dem Bauernhof in Ruinerwold Bild: APA/AFP

DRENTHE. Isolierte Familie in den Niederlanden: Angehörige veröffentlichten Presseerklärung.

2835 Menschen wies die Statistik als Einwohnerzahl für Ruinerwold (Provinz Drenthe) bis Anfang dieser Woche aus. Doch offenbar lebten dort seit Jahren ein paar Einwohner mehr, von denen niemand etwas ahnte. Und genau deshalb macht der Ort seit Tagen weltweit Schlagzeilen. Zuvor hatte sich ein 25-jähriger Gast dem Wirt des Dorfgasthauses bei fünf Bier anvertraut. Chris Westerbeck erzählte im Interview mit dem niederländischen Sender RTL, der junge Mann habe ihm anvertraut, dass er nur nachts ins Freie könne, weil dann niemand aufpasse.

Die alarmierte Polizei fand schließlich auf dem abgelegenen Bauernhof fünf Geschwister des 25-Jährigen und deren Vater, die seit neun Jahren isoliert in einem verschließbaren kleinen Raum gehaust hatten. Die Ermittlungen der Polizei laufen seither auf Hochtouren. War zuerst der Mieter des Bauernhofes, der 58-jährige Josef B., der vor neun Jahren von Pabneukirchen (Bezirk Perg) in die Niederlande ausgewandert war, verhaftet worden, so wurde am Donnerstagabend auch der Vater der sechs Kinder, Gerrit-Jan van D., festgenommen.

Die niederländischen Behörden dürfte der verdächtigte Vater hintergangen haben: Vor zehn Jahren hatte er offiziell seine Auswanderung bekannt gegeben und sich aus der Einwohnermeldeliste streichen lassen. Es gibt auch keinen Eintrag über die Kinder im Geburtenregister. So sei es möglich gewesen, dass die Kinder unbemerkt niemals zur Schule gegangen sind. Sie dürften neun Jahre lang in einem abschließbaren isolierten Raum mit mehreren Kammern gehaust und diesen - bis auf Besuche im Garten - niemals verlassen haben.

Misshandlung und Geldwäsche

Der 67-Jährige steht laut Polizei im "Verdacht der Mittäterschaft bei rechtswidriger Freiheitsberaubung, Misshandlung im Sinne der Beeinträchtigung der Gesundheit anderer und Geldwäsche." Auf dem Hof war zuvor eine große Summe Bargeld sichergestellt worden. Vermutet wird zudem, dass Van D. Mitglied einer Sekte sein könnte. Ein Sprecher der sogenannten Vereinigungskirche des selbst ernannten und bereits verstorbenen koreanischen "Messias" Sun Myung Moon bestätigte, dass Gerrit-Jan van D. vor Jahren Mitglied gewesen sei. Es werde untersucht, ob "eine bestimmte Lebens- oder Glaubensüberzeugung" zu der Lebenssituation der Jugendlichen geführt habe, heißt es von Seiten der Ermittler.

Gestern veröffentlichten schließlich Familienmitglieder des angeblich herzkranken 67-Jährigen eine Presseerklärung, in der sie die Geschichte der seit neun Jahren verschwundenen sechs Kinder und ihres Vaters bestätigen. Unter anderem schreibt die Familie dort: "Herr G.J. van D. brach in den 1980er Jahren alle Verbindungen zu seiner unmittelbaren Familie ab. Er hat uns geraten, keinen Versuch zu unternehmen, seinen Wohnort zu finden."

Als damals Gerrit-Jan van D. den Kontakt zur restlichen Familie abgebrochen hatte, seien drei seiner insgesamt neun Kinder kurz vor dem Verschwinden zu anderen Familienmitgliedern geflohen. Seitdem hätten sie keine Kenntnis mehr davon gehabt, was aus ihren Geschwistern und ihrem Vater wurde.

Als 2017 Gerrit-Jans Mutter starb, sollen Behörden versucht haben, den Aufenthaltsort des Sohnes zu ermitteln – erfolglos. Das deckt sich mit Aussagen von Nachbarn des Hofs, die stets nur Josef B. sahen, der offenbar Van D. und seine sechs Kinder mit Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen versorgte.

Heftige Reaktion auf Verhaftung

In der Presseerklärung bringt die Familie die Hoffnung zum Ausdruck, dass den verschwundenen Kindern jetzt geholfen wird. Der Vater von Gerrit-Jan van D., ein bekannter Schriftsteller, sei dement, lebe in einer geschlossenen Einrichtung und würde nichts mehr von dem Drama um seine Familie mitbekommen. Unterschrieben wurde die Erklärung von "Brüdern, Schwestern und einem Sohn" von Gerrit-Jan van D.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass die Kinder (fünf Brüder und ein Mädchen) im Alter von 18 bis 25 Jahren dort neun Jahre aus freien Stücken gelebt haben. Sie hätten heftig auf die Festnahme des Vaters reagiert, sagte die stellvertretende Polizeichefin in Drenthe, Janny Knol. Die Polizei und auch Psychologen würden mit ihnen sprechen. "Dass sie nicht unbedingt dasselbe Verhalten zeigen wie wir, ist augenscheinlich."

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 19.10.2019 04:54

Welche ein mediales Disaster! da wollten die Medien flux eine "Fritzl-Story II" kreieren und dann kam es ganz anders. Eine Familie führte ein sehr eigenwilliges Leben, mehr haben wir bisher nicht.

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Rozbua (548 Kommentare)
am 19.10.2019 13:13

"Eigenwillig" - schöne Umschreibung für Freiheitsberaubung von Minderjährigen.

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