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Flüchtlingslager Moria steht in Flammen

Von nachrichten.at/apa   09.September 2020

Das Ausmaß der Katastrophe im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos hat Brüssel aktiviert. Die Europäische Kommission sei bereit, Griechenland mit allen Mitteln zu helfen, betonte der Vizepräsident der EU-Kommission Margaritis Schinas, der mit dem Premierminister Kyriakos Mitsotakis ein Telefongespräch geführt habe. "Ich habe gerade Premierminister Kyriakos Mitsotakis wegen des Brandes in Moria kontaktiert. Ich versicherte ihm, dass die Europäische Kommission bereit ist, Griechenland in diesen schwierigen Zeiten mit allen Mitteln direkt zu unterstützen. "Kommissarin Ilva Johansson steht in Kontakt mit den zuständigen Ministern", sagte Schinas.

Die Oppositionspartei Syriza verurteilte unterdessen die Regierungspolitik betreffend Moria. "Die heutige Tragödie in Moria unterstreicht die kriminelle Verantwortung der Mitsotakis-Regierung." Mitsotakis solle auf eine umfassende europäische Initiative betreffend Moria drängen.

Der stellvertretende griechische Einwanderungsminister George Koumoutsakos betonte unterdessen, dass es keinen Verlust an Menschenleben gebe und dass alle unbegleiteten Minderjährigen, die in Moria leben, in Sicherheit gebracht worden seien. Gleichzeitig wies er vor der Presse darauf hin, dass die obdachlosen Flüchtlinge und Einwanderer sofort in Zelten untergebracht werden.

Die drittstärkste Partei, die "Bewegung der Veränderung" kritisierte unterdessen die Minister für Einwanderung und Bürgerschutz wegen des Brandes in Moria und stellte Rücktrittsforderungen. Die Regierung habe "die Kontrolle in Moria komplett verloren". Es habe sich dort um Lebensbedingungen wie im "Dschungel" gehandelt. Die Minister versteckten das wachsende Problem hinter einem "Kommunikationsfeuerwerk".

Fast das ganze Lager brannte

Nach Angaben eines Fotografen der Nachrichtenagentur AFP brannte fast das gesamte Lager. Über Verletzte oder gar Tote gab es zunächst keine Informationen.

Nach Angaben der Feuerwehr waren mehrere Brände innerhalb des Lagers wie auch in der Landschaft der Umgebung ausgebrochen. Der Fotograf berichtete in der Nacht, auch ein außerhalb des Hauptlagers liegender Olivenhain mit Zeltunterkünften für Flüchtlinge brenne. Asylbewerber flüchteten demnach zu Fuß in Richtung des Hafens der Inselhauptstadt Mytilini. Dabei seien sie jedoch von Polizeiwagen gestoppt worden.

Die Flüchtlingshilfsorganisation Stand by Me Lesvos schrieb im Internetdienst Twitter: "Alles brennt, die Menschen fliehen." Augenzeugen berichteten der Organisation zufolge, dass Einwohner flüchtende Asylbewerber daran gehindert hätten, ein nahe gelegenes Dorf zu betreten.

Ob die Brände von Migranten oder Inselbewohnern gelegt wurden, blieb vorerst unklar - die Angaben dazu gingen zunächst auseinander.

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Brandkatastrophe in Flüchtlingslager: Das Ausmaß der Zerstörung

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Nach Ausbruch des Feuers hätten Lagerbewohner die Feuerwehrleute mit Steinen beworfen und versucht, sie an den Löscharbeiten zu hindern, berichtete der Einsatzleiter im Fernsehen. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz. Videos in sozialen Netzwerken zeigten herumirrende, verängstigte Menschen und auch solche, die "Bye bye, Moria!" sangen.

Bei der Teilevakuierung des Lagers waren laut Feuerwehr 25 Feuerwehrleute sowie zehn Wagen im Einsatz. Die griechische Nachrichtenagentur ANA meldete, die Brände seien nach einer Revolte in dem Lager ausgebrochen. Einige Flüchtlinge hätten dagegen protestiert, dass sie isoliert untergebracht werden sollten, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden seien oder direkten Kontakt zu Infizierten gehabt hätten.

Spannungen habe es in Moria immer gegeben, wegen der Corona-Problematik sei die Situation nun regelrecht explodiert, sagte Mytilinis Bürgermeister Stratos Kytelis dem griechischen Staatssender ERT. Man wisse nicht, wo die Menschen nun untergebracht werden sollten, Tausende seien obdachlos. Auch für die Einheimischen sei die Situation eine enorme Belastung.

Moria ist seit Jahren völlig überfüllt. Das Lager ist für rund 2.800 Menschen ausgelegt, doch leben dort mehr als 12.600 Asylsuchende unter schwierigsten Bedingungen. In der vergangenen Woche war dort der erste Fall einer Coronavirus-Infektion festgestellt worden. Das Lager wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Seither wurden nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in dem Lager etwa 2.000 Corona-Tests ausgeführt und dabei 35 Infektionsfälle diagnostiziert.

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