Fischsterben in der Oder: Ölsperren gegen Kadaver-Ausbreitung
STETTIN/SCHWERIN. Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder sollen im Stettiner Haff Ölsperren eine größere Ausbreitung von möglichen Fischkadavern verhindern.
Das haben die Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vereinbart, wie ein Sprecher des Umweltministeriums von Mecklenburg-Vorpommern am Montag sagte. Die Wasseruntersuchungen dauern indes an.
Es kann noch mehrere Tage dauern, bis wir alle Stoffe, die wir für möglich halten, dann auch durchgecheckt haben", sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montagmorgen im RBB-Inforadio. "Das Landeslabor ist da eifrig dabei." Hinweise aus Polen, dass der hochgiftige Stoff Mesitylen in die Oder gelangt sei, hätten sich für Brandenburg nicht bestätigt, sagte Vogel.
Untersuchungen laufen auf Hochtouren
Inzwischen gebe es Breitbanduntersuchungen des Wassers. "Und was die Fische betrifft, da geht es in erster Linie darum herauszufinden, ob in ihnen Schwermetalle gefunden wurden", sagte der Landes-Umweltminister. "Von polnischen Seite wird signalisiert, dass sie keine Schwermetalle und insbesondere auch kein Quecksilber in den Fischen gefunden haben, was ja auch beruhigt."
Die Polen fahndeten jetzt nach 300 Stoffen. "Sie haben angegeben, dass sie jetzt auch gezielt nach Insektiziden im Wasser und in den Fischen suchen", sagte Vogel. "Von unserer Seite wird natürlich auch vom Landeslabor und von anderen beteiligten Laboren untersucht, was auch nur zu untersuchen ist."
Mehr als nur eine Ursache
Nach Einschätzung des Umweltministers gibt es mehr als nur eine Ursache für das Fischsterben. Die Dürre und die geringe Wasserführung hätten ziemlich sicher einen Anteil daran. Tatsächlich sei das gesamte Ökosystem der Oder geschädigt. "Deswegen denken wir, dass wir auch nicht eine Katastrophe haben, die innerhalb von einem halben Jahr durch Wiederbesiedlung mit Fischen gelöst werden kann."
Das Treffen der Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der Minister der beiden betroffenen deutschen Bundesländer hatte am Sonntagabend im polnischen Stettin (Szczecin) stattgefunden. Bisher seien im deutschen Teil des Haffs, in das die Oder mündet - es ist mit rund 900 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie der Bodensee -, keine toten Fische aus der Oder angeschwemmt worden.
Warten auf Ergebnisse
Die Oder erreicht bei Stettin auf polnischer Seite das Stettiner Haff, das zu zwei Dritteln zu Polen gehört. Dort verlaufen zwei Wasserverbindungen zur Ostsee. Der kleinere östliche Teil des Haffs beginnt bei Altwarp, gehört zu Deutschland und ist über den Peenestrom mit der Ostsee verbunden. Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen Fischer und andere Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Grenzfluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss viele verendete Süßwasserfische treiben.
In Brandenburg wurden in den letzten Tagen größere Mengen Fischkadaver aus dem Fluss geholt. Die genaue Ursache ist nach Regierungsangaben auf polnischer Seite noch unklar. Am Montag werden in Brandenburg weitere Labor-Ergebnisse erwartet. Geprüft wird unter anderem, ob ein erhöhter Salzgehalt im Flusswasser im Zusammenhang mit dem Fischsterben steht. Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) will sich am Montag in Lebus an der Oder ein Bild von der Lage machen.