Experten: "Die Wettermaschine ist aus dem Takt"
BERLIN. Hitzerekorde in Nordamerika und an den Polen, Rekordregen und Überschwemmungen in Deutschland. Ist das nur Zufall – oder bereits eine Folge des weltweiten Klimawandels?
Einzelne Unwetter ließen sich zwar nicht auf den Klimawandel zurückführen, sagt der Meteorologe Özden Terli, der auch im ZDF das Wetter erklärt. Doch in einem seien sich Experten einig: "Weil sich der Planet erhitzt, gerät die Wettermaschinerie aus dem Takt." Es gehe dabei "um das große Ganze". Bisher funktionierte das so: Am Äquator ist es warm, an den beiden Polen sehr kühl. Dieses Gefälle führt in der Atmosphäre zu Winden, dem sogenannten Jetstream. Dieser Jetstream verschiebt Tiefs und Hochs von einer in die andere Region. "Nur", sagt Terli, "mit der Erderhitzung hat sich die Arktis dreimal schneller erwärmt als der Rest des Planeten." Das Temperaturgefälle zwischen der Arktis und den mittleren Breiten nehme ab, der Jetstream verliere an Schwung. Die Folge: Tiefs wie "Bernd" bleiben länger, Hochs auch.
Hinzu kommt ein einfaches physikalisches Phänomen: "Je höher die Temperatur in der Atmosphäre ist, desto höher ist auch der Sättigungspunkt für die Feuchtigkeit", sagt die Schweizer Klimaexpertin Sonia Seneviratne. "Die wärmere Luft kann also mehr Wasser aufnehmen. Zugleich dauert es länger, bis es regnet. Aber wenn es dann regnet, dann regnet es umso stärker und extremer."
Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst warnt: Ein typischer Sommer 2050 in Deutschland ist von Dürren mit über 40 Grad Celsius geprägt, unterbrochen von sintflutartigen Regenfällen."
Video: ORF-Wetterexpertin Christa Kummer spricht über die bevorstehenden Regenfälle. Sie gibt eine Einschätzung, ob es zu starken Überschwemmungen in Österreich kommen könnte.
Die Welt ist keine Maschine und das Wetter kein Programm. Naturgesetze bestimmen den Prozess des Klimawandels, den wir Menschen angestoßen haben und leider unbeirrt weiter befeuern. Was aber mehr Angst macht als dieser natürliche Vorgang, ist der wachsende Nationalismus und Egoismus in der Welt. Die Krisenstimmung ruft eine Verteidigungshaltung hervor, die irgendwann in einem Angriff münden wird. Kämpfe um Ressourcen, um den Erhalt des Wohlstands, um die verbleibenden Lebensräume, die noch besiedelt werden können. Ob die Menschheit die Hürde überwinden kann und den maßlosen Konkurrenzkampf aufgeben und friedlich teilen kann? Das wäre ein Quantensprung in der Entwicklung der Menschheit.