Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die Überlebenden von Auschwitz und ihre Geschichten

25. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Überlebende von Auschwitz Bild: Menahem Kahna/AFP

Endstation Auschwitz: Zehn Überlebende des Vernichtungslagers erinnern sich an den Horror der Nazis – Gespräche stammen von der Presseagentur AFP.

Saul Oren, Geboren in Polen, 1929

Saul Oren wuchs nahe jener Stelle auf, an der später das Konzentrationslager Auschwitz errichtet wurde. Im Alter von 14 Jahren wurden er und sein Bruder Moche von Nazi-Arzt Arnold Dohmen (der unter anderem Hepatitis-Versuche durchführte) ausgewählt und von Auschwitz nach Sachsenhausen verlegt, wo sie beide für medizinische Experimente herangezogen wurden.

Saul Oren Bild: Menahem Kahna/AFP

Oren hat darüber ein Buch veröffentlicht. Noch heute erinnert er sich an den „grauenhaften Hunger“, den er in Auschwitz zu ertragen hatte. Oren erachtet es bis heute als seine Aufgabe, das Geschehene in Erinnerung zu halten. Nach dem Krieg fand er seinen Bruder wieder, beide emigrierten nach Israel.

 

Shmuel Blumenfeld, Polen, 1925

Bei seinen Besuchen in Auschwitz hat Shmuel Blumenfeld Erde von jenen Stellen mit nach Hause, nach Israel, genommen, wo seine Familienmitglieder ermordet wurden. Er hält sie in einer vergilbten Schachtel in Ehren, mit der er, darum hat er seine Kinder gebeten, einmal verbrannt werden möchte.

Shmuel Blumenfeld Bild: Menahem Kahna/AFP

In Israel arbeitete er in einem Gefängnis als Aufseher – auch von Adolf Eichmann (der gebürtige Linzer galt als „Architekt des Holocausts“). „Eure Leute haben ihre Mission nicht beendet, ich war zwei Jahre in Auschwitz, aber ich lebe immer noch“, hat er Eichmann damals gesagt und zeigte ihm seine Auschwitz-Tätowierung mit der Nummer 108006. Als Eichmann 1962 verurteilt und hingerichtet wurde, fand Blumenfeld so etwas wie Vergeltung.

 

Malka Zaken, Griechenland, 1928

„Als ich klein war, kaufte mir meine Mutter viele Puppen“, sagt Malka Zaken. „Aber sie wurde von den Nazis verbrannt. Wenn ich heute mit den Puppen zusammen bin, ist es, als wäre ich ein Kind“, sagt sie. In Auschwitz sei sie „die ganze Zeit geschlagen worden, wir waren nackt und sie schlugen uns ... Ich vergesse nie, nie, ich vergesse nie, wie viel ich gelitten habe.“

Malka Zaken Bild: Menahem Kahna/AFP

Sie wisse nicht, wie sie es geschafft habe, zu überleben. Die Erinnerungen hätten sie verfolgt, lange noch nachdem sie befreit worden war. „Ich konnte nicht schlafen, ich lag nachts wach und weinte.“ Sie fürchtete nicht nur die Gaskammer, sondern erinnert sich auch an den Hunger, der die Gefangenen zu wandelnden Skeletten gemacht hat.

 

Menahem Haberman, Tschechoslowakei, 1927

Menahem Haberman war ein Teenager, als er in Auschwitz ankam und von seiner Familie getrennt wurde. Er erinnert sich, wie er einen Tag nach seiner Ankunft mit einer Schaufel ausgestattet an den Rand eines Gewässers gebracht wurde. „Es gab einen Kanal, und ich musste Asche ins Wasser schaufeln. Als ich zurückkam, fragte ich einen Camp-Veteranen: ‚Was hab’ ich da getan?’.“

Menahem Haberman Bild: Menahem Kahna/AFP

Der Mann antwortete, seine ganze Familie sei vier Stunden nach ihrer Ankunft zu Asche im Kanal geworden. „Da habe ich verstanden. Ich sagte mir, ich möchte hier nicht sterben, ich möchte nicht, dass meine Asche in diesem Kanal in Richtung Fluss fließt. 75 Jahre später leben wir immer noch damit, wir vergessen nicht ... wir können nicht vergessen.“

 

Avraham Gershon Binet, Tschechoslowakei, 1938

Avraham Gershon Binet war gerade einmal sechs Jahre alt, als er nach Auschwitz kam, seine Erinnerungen an die „Hölle“ sind aber klar. „Ich habe im Lager nie geweint. Ich hatte Angst, dass ich deswegen umgebracht werden würde.“ Kinder seien jeden Tag ermordet worden – einfach so. „Ich habe nie geweint, war immer stark.“

Avraham Gershon Binet Bild: Menahem Kahna/AFP

Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester deportiert, die ebenfalls überlebt haben. Binet widmet sich jeden Morgen den heiligen jüdischen Schriften, um sie zu studieren. Er nützt seinen Ruhestand, um Dinge zu tun, die seine Eltern gerne gesehen hätten, dass er sie tut – die damals aber von den Nazis verboten wurden.

 

Dov Landau, Ungarn, 1928

Dov Landau ist mehr als hundert Mal nach Auschwitz zurückgekehrt, um Schulgruppen seine Erlebnisse zu schildern. Er musste ebenfalls an einem der sogenannten Todesmärsche teilnehmen, mit denen die Nazis, als die Russen immer näher kamen, die Häftlinge von einem Lager zum nächsten schindeten – im tiefen Winter.

Dov Landau Bild: Menahem Kahna/AFP

Die Hälfte der Menschen starb. Für Landau endete der Marsch in Buchenwald, wo er später befreit wurde. Er behielt seine Häftlingshose und sagt stolz: „Die würde mir nie im Leben wieder passen.“ Er erinnert sich noch gut an seinen Vater, der ihm damals sagte: „Wir werden getrennt und wir werden uns nie wieder sehen. Du wirst diese Hölle überleben, und ich bitte dich um eine Sache: Bleib Jude.“

 

Helena Hirsch, Rumänien, 1928

Helena Hirsch bewegt sich nur noch langsam – mit Hilfe eines Rollators. Sie hat große Lebensfreude und beschreibt sich als Heldin. „Ich lebe heute immer noch. Und warum? Weil ich eine Heldin bin.“ Sie ist die einzige Überlebende ihrer Familie und erzählt heute noch Besuchern vom Krieg gegen den Tod und dem Sieg gegen die Nazis sowie von ihrem Martyrium im Ghetto und in Nazi-Laboren, bevor sie 1944 nach Auschwitz kam.

Helena Hirsch Bild: Menahem Kahna/AFP

Als ihre Mithäftlinge in die Gaskammer gesteckt wurden, versteckte sie sich im Klo. Ihr Überleben verdankt sie, wie sie sagt, einer Kombination aus Entschlossenheit, Bestimmung und schierem Glück. Sie lebt in Tel Aviv in einem Hochhaus im fünften Stock – ohne Lift. Ihre Wohnung kann sie nicht mehr verlassen.

 

Szmul Icek, Polen, 1927

Als Szmul Icek Bilder seiner Eltern ansieht, fängt er an zu zittern. Seit einem Autounfall hat er Schwierigkeiten zu sprechen, seine Frau Sonia erzählt: „Im Frühjahr 1942 folgten Szmuls Schwestern einem Aufruf der Gestapo, Kinder sollten sich zum Schutz ihrer Familie bei der NS-Geheimpolizei melden. Sie sind gegangen, aber sie wurden nie wieder gesehen, nie.“

Szmul Icek Bild: Menahem Kahna/AFP

Einen Monat später kamen die Deutschen, um seine Eltern, ihn und seine beiden Brüder zu holen. „Als er in Auschwitz ankam, hielt er sich an seinem Vater fest“, erzählt seine Frau. Aber sie wurden getrennt. „Er weinte, wollte mit ihm zusammen sein. Aber der Deutsche sagte: ‚Nein, du gehst da rüber.’“ Das war das letzte Mal, dass er seinen Vater sah. Seine Eltern starben, seine Brüder und er überlebten.

 

Batcheva Dagan, Polen, 1925

Trotz ihres Alters ist Batcheva Dagan voller Energie. Die Psychologin hat sechs Bücher über den Holocaust geschrieben, fünf davon für Kinder. Sie ist eine Pionierin, geht es um die Vermittlung und Weitergabe des Wissens über den Holocaust an künftige Generationen.

Batcheva Dagan Bild: Menahem Kahna/AFP

„Ich wollte überleben, damit ich davon erzählen kann“, sagt Dagan, deren ganze Familie von den Nazis ermordet wurde. Auschwitz zu überleben, heiße nicht, unbeschadet davongekommen zu sein. Aber sie erinnert sich an viele positive Prägungen: „Neben dem Horror gab es wundervolle Erfahrungen des gegenseitigen Helfens, der Fähigkeit der Menschen, auch in solchen Situationen immer noch Brot teilen zu können, der Freundschaft und ... dass wir Menschen geblieben sind.“

 

Shmuel Bogler, Ungarn, 1929

Als jüngstes von zehn Kindern wurde Shmuel Bogler mit einem großen Teil seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Er entkam dem Tod in einem Arbeitslager – mit einem seiner Brüder. Beide überlebten später auch den Todesmarsch nach Buchenwald. 1947 wollte Bogler illegal nach Palästina auswandern, er wurde jedoch von der britischen Armee verhaftet und später befreit.

Shmuel Bogler Bild: Menahem Kahna/AFP

Während des arabisch-israelischen Kriegs wurde er erneut verhaftet. „Ich habe mich damals gefragt, ob ich wohl mein ganzes Leben als Gefangener verbringen muss“, sagt Bogler, der auch seine Memoiren veröffentlicht hat. Nachdem er ein weiteres Mal befreit worden war, wurde er Polizei-Offizier, seit seiner Pensionierung erzählt auch er unermüdlich über die Gräuel des Holocausts.

mehr aus Weltspiegel

Indonesischer Vulkan Ruang erneut ausgebrochen

Mindestens 32 Tote bei Überschwemmungen in Kenia

Nach Überschwemmungen: Betrieb am Flughafen Dubai läuft wieder an

Tupolew-Bomber stürzte in Russland ab - Piloten mit Schleudersitz ausgestiegen

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen