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Das Comeback der „Flüsterkneipen““

15. Jänner 2020, 11:37 Uhr
Flüsterkneipe
Den Zugang zu den geheimen Bars kennen nur Eingeweihte Bild: Reuters

WASHINGTON. Um die geheimen Bars, die während der Prohibition, die vor 100 Jahren in den USA in Kraft trat, entstanden, ranken sich viele Mythen. Bis heute gibt es solche verbotenen Lokale, die nur Eingeweihte kennen. 

Nur wenige Blocks vom Weißen Haus in Washington entfernt, eilen Juristen, Diplomaten und Lobbyisten abends nach Hause. Dass sie dabei an einer verborgenen Bar vorbeikommen, wissen sie offenbar nicht. Ins "The Mirror" gelangen nur Eingeweihte, wenn sie eine als Spiegel getarnte Tür öffnen. Das Lokal erinnert an die Zeiten der Prohibition, des totalen Alkoholverbots, das vor 100 Jahren in den USA in Kraft trat und das trotz seiner Aufhebung nur gut ein Jahrzehnt später bis heute an vielen Orten der Vereinigten Staaten nachwirkt.

Der Vorraum von "The Mirror" wirkt mit seinen kahlen Wänden und dem "Zu vermieten"-Schild wie ein leer stehender Geschäft, es riecht irgendwie nach Urin. Doch hinter der als Spiegel getarnten Tür verbirgt sich eine stilvolle Cocktail-Bar mit schummriger Beleuchtung. Das Lokal erinnert an die sogenannten Speakeasys - Flüsterkneipen, die zu Zeiten der Prohibtion, illegal Alkohol ausschenkten. Sie schossen in den USA vielerorts aus dem Boden, nachdem am 17. Jänner 1920 der 18. Zusatzartikel der Verfassung in Kraft getreten war, der Herstellung, Verkauf und Transport von Alkohol rundweg untersagte. Unter Präsident Franklin D. Roosevelt wurde er 1933 als bisher einziger Verfassungsartikel in der US-Geschichte wieder gestrichen. "The Noble Experiment" (Das ehrenhafte Experiment) nahm damit mitten in der Großen Depression sein Ende.

Um die "Speakeasys" in den "Roaring Twenties" ranken sich viele Mythen. In Hollywood-Filmen wie "Road to Perdition" von Sam Mendes bilden sie die Kulisse. Auch Jeff Coles und sein Kompagnon wollen als Betreiber von "The Mirror" "diesen großartigen Bars der Vergangenheit Tribut zollen", wie Coles sagt. Nachdem es Anfang der 2000er Jahre in New York schon Bars gab, in die Gäste nur mit Passwörtern oder anderen Codes hereinkamen, haben sich die modernen Flüsterkneipen in den vergangenen Jahren zu einem Trend in einigen US-Städten entwickelt.

Alles nur Nostalgie?

"Es gibt eine Nostalgie für die 1920er Jahre", sagt der Historiker Michael Walsh, Autor eines Buches über die Prohibition, in der "Owl Bar" in Baltimore. Die Bar des luxuriösen "Belvedere Hotel" ist für ihre Alkohol-Partys während der Prohibition legendär. Ihren Eingang schmückten damals zwei Eulenfiguren. Wenn diese blinzelten, war dies das Signal für Eingeweihte, dass eine neue Lieferung Alkohol eingetroffen und keine Polizei in der Nähe war.

Laut Walsh liegt die Bedeutung der Prohibition vor hundert Jahren nicht nur in der Bekämpfung des bis dahin grassierenden Alkoholmissbrauchs und dessen sozialen Folgen. Das totale Alkoholverbot habe auch viele andere Facetten der US-Kultur berührt wie etwa Religion und Politik, sagt der Historiker.

Die kurze Phase der Prohibition wirkt weiter an vielen Orten nach. Noch heute gibt es Hunderte "trockene Bezirke" und "trockene Städte", in denen der Alkoholkonsum verboten oder eingeschränkt ist. Die meisten liegen im konservativ-religiösen "Bible Belt" im Südosten der USA. Das ist auch im Bezirk Moore im Bundesstaat Tennessee der Fall, wo nichtsdestoweniger die Whisky-Destillerie Jack Daniels ihren Sitz hat.

Außerdem gibt es bis heute in den USA die schon 1869 gegründete Prohibition Party. Bei der US-Präsidentschaftswahl im November will sie mit einem eigenen Kandidaten namens Phil Collins antreten. Der Namensvetter des berühmten britischen Sängers warnt vor der "schädlichen Wirkung" von Alkohol als Verursacher von Krankheiten oder tödlichen Verkehrsunfällen und will damit über die 5.000 Stimmen seines Vorgänger bei der Wahl 2016 hinauskommen.

Amtsinhaber Donald Trump kann Collins sicherlich nicht gefährlich werden. Doch auch der US-Präsident rührt wegen des alkoholbedingten Todes seines älteren Bruders Fred keinen Tropfen Alkohol an. Eine Wiedereinführung der Prohibition steht dennoch nicht auf Trumps Agenda - zumindest bis jetzt.

 

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1  Kommentar
1  Kommentar
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anschinsan (1.359 Kommentare)
am 15.01.2020 11:59

des ginge in AT grad mal 3 Wochen gut, dann hättest den ersten Neider, der dich anzeigt und 2 Tage später alle Behörden, die es so gibt, im Anmarsch...

Wär aber cool für rauchendes Klientel.

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