"Antikörper gegen Populismus": Tausende bei Demonstration gegen Salvini
ROM. Zehntausende Menschen sind am Samstag in Rom gegen den Rechtspopulismus auf die Straße gegangen.
Das "Volk der Sardinen", die vor wenigen Wochen in Bologna gegründete Anti-Populisten-Bewegung, versammelte sich auf der zentralen Piazza San Giovanni in Rom zu seiner ersten Kundgebung in der italienischen Hauptstadt.
Als "Antikörper gegen den Populismus" bezeichneten sich die Demonstranten, die mit Sardinen aus Karton in der Hand und Plakaten Slogans gegen Rassismus und Antisemitismus skandierten. Auf der vor der Lateranbasilika aufgestellten Bühne wechselten sich einige Gründer der im November in Bologna spontan entstandenen Bewegung als Redner ab und verlasen Auszüge aus der italienischen Verfassung.
"Wir wollen eng wie Sardinen zusammenrücken, um zu verhindern, dass Populismus in Italien noch mehr Fuß fasst. Auf Hass und Intoleranz reagieren wir mit Kampf gegen Diskriminierung, mit Beteiligung auf den Plätzen, mit Kreativität und Fantasie", betonte Mattia Santori, Gründer der Bewegung, in einer Ansprache auf der Bühne der Piazza San Giovanni, einem traditionellen Kundgebungsort der Gewerkschaften und italienischen Linken. Santori meinte, die Bewegung habe ihr Ziel erreicht. "Wir wollten die Piazza San Giovanni füllen und wir haben es geschafft", sagte er.
Keine Parteisymbole, keine Fahnen: Die "Sardinen" schwenkten ihre selbst gebastelte Fische aus Karton oder Blech, setzten auf Witze gegen die rechtspopulistische Lega und sangen die italienische Nationalhymne sowie das Partisanenlied "Bella ciao". Junge und ältere Demonstranten, Römer und aus verschiedenen italienischen Städten angereiste Teilnehmer beteiligten sich an der Kundgebung.
Abschaffung der "Sicherheitspakete"
Santori stellte die politischen Ziele der Bewegung vor. Priorität sei die Abschaffung der von Ex-Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini im Parlament durchgesetzten "Sicherheitspakete", die schwere Strafen für Rettungsschiffe vorsehen, die ohne Genehmigung einen italienischen Hafen anlaufen. Die Bewegung forderte, dass Regierungsvertreter nur über offizielle Kommunikationskanäle ihre Mitteilungen veröffentlichen und keine Propaganda in Sozialnetzwerken betreiben. Politik müsse im Umgang mit Sozialmedien transparent sein. Politik dürfe nicht mit Marketingmethoden betrieben werden, forderte Santori.
Zu den Redner auf der Bühne zählte auch der Arzt von Lampedusa, Pietro Bartolo, der mit seinem Slogan "Bleiben wir menschlich" bekannt geworden ist. Er verkündete einen Appell gegen Ausländerfeindlichkeit und für die Flüchtlingsaufnahme in Italien.
Zu den Organisatoren gehörten auch Migranten, die die Parole der Lega, "Die Italiener zuerst", entschieden ablehnen. Einer von ihnen ist der 44-jährige, aus Kenia stammende Journalist Stephen Ogongo, der seit 25 Jahren ohne italienische Staatsbürgerschaft in Rom lebt. Er zählt zu den Anführern der Sardinen in der Hauptstadt.
Die Kundgebung in Rom gilt als "Reifeprüfung" für die Bewegung, die seit ihrer Gründung Mitte November bereits 113 Flash Mobs in verschiedenen italienischen Städten organisiert hat. Laut Santoni wird nach der Demonstration in der Hauptstadt für die "Sardinen" die "Phase zwei" beginnen. "In der ersten Phase wollten wir sehen, wie viele Menschen sich uns anschließen. In Phase zwei wollen wir überlegen, wie wir diese Energien, die wir hervorgerufen haben, verwenden können, um eine Politik vorzuschlagen, die seriös, aber auch attraktiv sein kann", meinte Santori.
Weiteres Treffen am Sonntag
Am Sonntag ist ein Treffen der Aktivisten verschiedener Städte geplant, um eine Struktur und eine Strategie zu bestimmen. "Wir wollen dabei ein Dutzend Punkte festlegen, um unsere Identität zu strukturieren und uns vor Instrumentalisierung durch andere Gruppierungen zu schützen", meinte der 32-jährige Santori.
Überraschend ist für den in Wirtschaftswissenschaften promovierten Sporttrainer der Erfolg der "Sardinen" im Ausland. Viele Auslandsitaliener versammelten sich am Samstag in Brüssel, Paris und Wien, um ihre Ablehnung gegenüber Populismus und Rassismus auszudrücken.
Fotos und Videos auf sozialen Medien von der Kundgebung bei der Wiener Staatsoper zeigten eine rege Beteiligung an der Demonstration am Samstagnachmittag. Zahlen der Polizei zur Teilnahme lagen zunächst nicht vor.
Nur eine Handvoll Studenten hat die Welle der Sardinen Mitte November in Gang gesetzt. Vier Freunde aus Bologna, darunter Santori, riefen Bekannte zur Mobilisierung gegen Lega-Chef Matteo Salvini auf, der in der norditalienischen Region Emilia Romagna den Wahlkampf für die Regionalwahlen am 26. Jänner 2020 startete. Die Bewegung schreibt sich nicht nur den Kampf gegen Populismus auf die Fahnen. Sie hat auch eine ökologische und sozialrechtliche Dimension.
Salvini reagierte gelassen auf die Großkundgebung in Rom. Es sei zwar unüblich, dass man gegen eine Oppositionspartei demonstriere, aber jegliche demokratische Demonstration sei willkommen, sagte der Ex-Innenminister.
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Gegen etwas zu sein ist ziemlich fantasielos. Wenn man nicht in der Lage ist, die Menschen für die eigene Idee zu gewinnen, probiert man halt, die anderen schlecht zu machen.
Die Demonstranten sollten lieber fragen, warum so viele Menschen sich vom Populismus verführen lassen. Vielleicht liegt es daran, dass die Konkurenz noch weniger zu bieten hat?
Genau genommen sind Demonstrationen - gleich wofür oder wogegen - auch nur Populismus.
> warum sich so viele Menschen vom Populismus verführen lassen
Die Frage liegt tiefer: Wer ist gern ein Wolf, wer ist gern ein Schaf und wer ist gern eine Sardine?
Da genügen 3 Worte:
"Die sind wahnsinnig".
Irgendwann werden auch in Italien die nächsten Wahlen kommen - dann wird sich j a zeigen, wem die ItalienerInnen mehrheitlich ihre Stimme geben. Ich denke nicht, dass es die sind, die da unter Sardinen firmieren.
> dass es die sind, die da unter Sardinen firmieren.
Bis jetzt sind sie noch keine Partei, die Sardinen.
Aber die Reporter sind schon dran, ein paar "Sprecher" mit Kamera und Mikrophon als Spitze derParteihierarchie zu küren, damit die Sardinen wen wie Schafezum Anhimmeln haben. Darin sind sie auf Zack, die Journalisten.
So wie es aussieht, hat Italien auch einen Haufen linke spinner. Aber sie koennen noch glücklich sein, daß sie keinen vdb als praesident haben.
Diese Sardinen gruppieren sich aus den Kummerln, ist nicht anders zu erwarten.
"Avanti popolo, alla riscossa,
bandiera rossa, bandiera rossa."
Sehr gut. Vor kurzem dachte ich, dass wir das auch bräuchten.
Aber unsere Rechtsextremen zerbröseln sich eh selbst.
Laut Profilumfrage liegen sie schon hinter den Grünen. 😂😂😂😂😂
Bei uns besorgt eh der Wastl die Politik, die wir in Punkto Migration brauchen. Und wenn er diesen Pfad verlässt, dann weiss er, dass es mit der schönen Mehrheit Essig ist.
Dann sollte er den Pfad wohl beibehalten.
Diese "Zehntausenden" fallen rein gar nicht ins Gewicht, das liest sich nur so imposant. Das wird nichts daran ändern, dass der Salvini bei der nächsten Wahl einen vollen Triumph feiert, bei 60Mio Einwohnern sind die paar Chaoten nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Egal, wie sie in der Öffentlichkeit rumplärren.