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Afghanistan: Taliban wollen in Kürze neue Regierung vorstellen

Von nachrichten.at/apa, 06. September 2021, 07:37 Uhr
Bild: (APA/AFP/AHMAD SAHEL ARMAN)

KABUL. Nach der Eroberung der umkämpften Provinz Panjshir wollen die radikal-islamischen Taliban in Kürze eine neue Regierung vorstellen. Das kündigt ihr Sprecher Zabihullah Mujahid auf einer Pressekonferenz an, ohne allerdings einen genauen Termin zu nennen.

Mit Panjshir habe man nun das gesamte Land unter Kontrolle. Es werde zunächst ein interimistisches System geben. "Die endgültigen Entscheidungen sind getroffen, wir arbeiten jetzt an den technischen Fragen", sagte Mujahid. Gleichzeitig warnte er vor Widerstand gegen die Herrschaft der Taliban. Dieser werde hart bestraft. Frühere Regierungstruppen forderte Mujahid auf, sich den Taliban anzuschließen.Die radikalislamischen Taliban haben nach eigenen Angaben die letzte Bastion des Widerstands in Afghanistan eingenommen.

"Land aus dem Sumpf des Krieges befreit"

Das Panjshir-Tal sei "vollständig" erobert", erklärte Mujahid am Montag. "Mit diesem Sieg ist unser Land vollständig aus dem Sumpf des Krieges befreit." Kurz zuvor hatten die Widerstandskämpfer rund um Anführer Ahmad Massoud noch einen Waffenstillstand vorgeschlagen. Von Massoud gab es zunächst aber keine weitere Stellungnahme. Die Nationale Widerstandsfront (NRF) kündigte an, ihren Kampf "fortzusetzen".

Nachdem Verhandlungen gescheitert seien, weil zwei Personen die Gespräche verweigerten, seien die Taliban gezwungen gewesen, Streitkräfte zu entsenden und eine Operation zu starten, rechtfertigte Mujahid die gewaltsame Eroberung Panjshirs. Die Taliban waren bereits am Wochenende im Panjshir-Tal vorgerückt. Sie meldeten schwere Kämpfe und Gebietsgewinn in der Provinz nördlich von Kabul. 

Die Nationale Widerstandsfront dementierte die Meldungen zwar nicht, erklärte am Montag, sie sei in "strategischen Positionen" präsent. "Der Kampf gegen die Taliban und ihre Partner wird weitergehen", hieß es von der Gruppe auf Twitter. Der Kampf werde fortgesetzt, bis die Aggressoren aus dem Land entfernt seien. In der Nacht auf Montag hatten die Widerstandskämpfer bereits einen Waffenstillstand vorgeschlagen - ein Zeichen für die drohende Niederlage gegen die vorrückenden Taliban. Wie die NRF am Sonntagabend mitteilte, wurden bei den Kämpfen auch ein bekannter Sprecher, Fahim Dashti, sowie ein General der Widerstandsgruppe getötet.

Iran verurteilt die neue Offensive der Islamisten

Ein Taliban-Sprecher teilte ein Bild, das Taliban-Kämpfer vor dem Gouverneurssitz in der Provinzhauptstadt Basarak zeigen soll. In Panjshir seien mehrere "Rebellen" geschlagen worden, der Rest sei geflohen, teilten die Taliban mit. Man gebe den Menschen dort die volle Gewissheit, dass sie nicht diskriminiert würden und dass "ihr alle unsere Brüder seid und wir einem Land und einem gemeinsamen Ziel dienen werden", hieß es in der Taliban-Erklärung weiter.

Der Iran verurteilte die neue Offensive der Islamisten. "Die Nachrichten aus Panjshir sind wirklich beunruhigend", kommentierte der Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag in Teheran.

Eine Eroberung Panjshirs wäre ein immenser Erfolg für die Islamisten. Das Tal war bereits in den 90er-Jahren eine Hochburg des Widerstands gegen die Islamisten und bisher noch nie unter deren Kontrolle. Vor drei Wochen formierte sich in dem Tal die NRF unter Führung des Sohnes des 2001 getöteten afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmed Shah Massoud sowie des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh. Letzterer hatte angesichts der Belagerung durch die Taliban vor einer humanitären Krise im Tal gewarnt.

Die Panjshir-Frage sollte ursprünglich durch Verhandlungen gelöst werden. Am Dienstag allerdings begannen Gefechte, als nach Angaben von Dashti Taliban Kontrollpunkte am Taleingang angriffen. Seither hatten sich die Kämpfe täglich verstärkt. Die Islamisten rückten dann offensichtlich weiter in das Tal, das in dem Vielvölkerstaat eine Hochburg der Tadschiken ist, vor.

Rund 1000 Personen warten noch auf Ausreise

Unterdessen sitzen rund 1.000 Personen trotz Visa für die Vereinigten Staaten oder andere Länder weiter am Flughafen in Mazar-i-Sharif in Afghanistan fest, wie ein Organisator von Charterflügel der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Er gab dem US-Außenministerium die Schuld an der Verzögerung. "Sechs Flugzeuge mit Amerikanern und afghanischen Dolmetschern an Bord könnten aus Mazar-i-Sharif nicht abheben, weil sie von den Taliban keine Freigabe erhalten hätten", hatte zuvor der Republikaner Mike McCaul, der im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses sitzt, dem Sender "Fox News Sunday" mitgeteilt. Die Taliban hielten die Passagiere "als Geiseln". Er gehe davon aus, dass sie "die volle Anerkennung durch die Vereinigten Staaten von Amerika" anstrebten.

Es gab auch Widersprüche zu McCauls Aussage. Die Maschinen hätten die notwendige Freigabe erhalten und warteten auf die endgültige Genehmigung der Taliban, zitierte die "New York Times" einen Organisator der Evakuierungsflüge in Katar. "Die Taliban halten die Flugzeuge nicht als Geiseln fest", sagte Eric Montalvo, ein pensionierten Major der US-Marine, der Zeitung.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 07.09.2021 01:08

Frische Luft würde den meisten Regierungen einmal gut tun.
Im Elfenbeinturm der Macht verliert man nämlich leicht den Überblick und neigt zu Wahnvorstellungen.

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AroundTheWorld (2.294 Kommentare)
am 06.09.2021 08:19

Etwas zahnlos die Löwen aus dem Tal!
Es war auch nichts anderes zu erwarten, Mut scheint keine Tugend am Hindukusch zu sein.

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