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Wie wird Pferdefleisch zu Rindfleisch?

Von OÖN   12.Februar 2013

Der europaweite Lebensmittelskandal um als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch zieht immer weitere Kreise. Begonnen hatte der Fall Mitte Jänner mit dem Fund von Pferdefleisch-Spuren in Produkten in Irland. Der Tiefkühlkonzern Findus hatte vergangene Woche mehrere Tiefkühlgerichte in Großbritannien, Frankreich und Schweden vom Markt genommen. In Großbritannien hatten Tests zuvor ergeben, dass tiefgefrorene Lasagne Pferdefleisch und nicht wie auf der Verpackung angegeben Rindfleisch enthielt. Der französisches Produzent Comigel hatte das Fleisch von einem Betrieb aus Frankreich erhalten, der dieses nach eigenen Angaben aus Rumänien bezog.

Comigel erklärte, getäuscht worden zu sein und deshalb Entschädigung zu fordern. Der britischen Lebensmittelaufsicht (FSA) zufolge wiesen Findus-Lasagne-Packungen einen Pferdefleisch-Anteil von bis zu hundert Prozent auf, obwohl auf dem Etikett Rind angegeben war. Das gleiche galt für zwei von der Aldi-Kette in Großbritannien vertriebene Fertiggerichte. Erst Ende kommender Woche erwartet die FSA Klarheit darüber, in welchem Umfang Pferdefleisch in Fertigkost gelangt ist.

Produzent der beanstandeten Gerichte war die Firma Comigel, die das Fleisch vom französischen Konzern Spanghero erhielt. Spanghero erklärte, das Pferdefleisch sei ihm aus Rumänien untergeschoben worden und kündigte Klage an. Frankreichs Verbraucherminister Benoit Hamon zufolge gelangte das rumänische Fleisch über Zwischenhändler in Zypern und den Niederlanden nach Frankreich.

Rumäniens Landwirtschaftminister Daniel Constantin leitete Vorermittlungen gegen zwei von Frankreich benannte Schlachtbetriebe ein. Der rumänische Verband der Lebensmittelindustrie erklärte, da es sich um eine bedeutende Liefermenge handelte, müsse der französische Importeur „entweder mit dem rumänischen Produzenten unter einer Decke stecken“ oder er habe das Fleisch „selbst umetikettiert“. Nach Angaben der rumänischen Lebensmittelindustrie verarbeiten drei große Schlachthöfe in Rumänien Pferdefleisch und liefern einen Großteil davon ins Ausland. Der Verband der rumänischen Lebensmittelhändler erklärte, der Importeur habe wissen müssen, dass es sich nicht um Rindfleisch handelte. Pferdefleisch sei anders in Geschmack, Farbe und Beschaffenheit. Der rumänische Präsident Traian Basescu erklärte, sollte ein rumänischer Hersteller in „Unregelmäßigkeiten“ verwickelt sein, werde „Rumäniens Glaubwürdigkeit auf Jahre beschädigt“.

In Österreich wisse man von der Angelegenheit seit Freitag. „Seitdem wissen wir auch, dass Österreich nicht betroffen ist. Wir haben aber eine Schwerpunktaktion veranlasst. Es geht spezifisch um Fertiggerichte aus Rindfleisch“, sagt Carolin Krejci von der Abteilung Lebensmittelrecht des Gesundheitsministeriums.

Bleibt die Frage: Wäre es schlimm, Pferdefleisch zu essen? „Aus rein ernährungsphysiologischer Sicht ist Pferdefleisch gesund“, sagt Christian Putscher, Ernährungswissenschaftler aus Tumeltsham. Es ist ein durchgehend mageres Fleisch, tiefrot und keinesfalls zäh. Weil Pferde mit hochwertigem Getreide gefüttert werden, seien im Fleisch viele Nährstoffe wie Eisen, Zink, Selen und Magnesium. „100 Gramm Pferdefleisch haben rund 100 Kilokalorien“, sagt Putscher. Dennoch wird Pferdefleisch hierzulande kaum gegessen. „Das hat soziale Gründe. Pferde sind schöne Haustiere, die viele nicht essen können und mögen. Das ist ähnlich wie beim Rehkitz und Kaninchen.“, sagt der Ernährungsexperte.

Mehr über Pferdefleisch lesen Sie am Samstag im OÖN-Magazin „Wochenende“.

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24. April 2024