Papst zu Missbrauchsskandal: „Die Sünde existiert im Kircheninneren“
LISSABON/MÜNCHEN. Papst Benedikt XVI. hat den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche erneut scharf verurteilt und beklagt. Die Missbrauchsfälle seien innerhalb der Kirche entstanden, nicht außerhalb, sagte er gestern auf dem Flug nach Portugal.
Benedikt XVI. setzte sich für eine tiefgreifende Säuberung und Buße innerhalb der Kirche ein, es müsse aber auch Gerechtigkeit und Verzeihen geben. Die Kirche habe schon immer unter inneren Problemen zu leiden gehabt. Aber, „heute sehen wir in wirklich erschreckender Weise, dass die größte Verfolgung der Kirche von Feinden nicht von außerhalb kommt, sondern aus der Sünde innerhalb der Kirche entsteht“, sagte der Papst laut Kathpress.
Dabei bezog er sich auf die Krise, die durch sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker ausgelöst wurde. „Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern. Die Sünde existiert im Innern der Kirche“, sagte der Papst. Nötig seien die Bereitschaft zu Buße und Reinigung, aber auch zu einer juristischen Aufarbeitung und Vergebung, sagte der Papst. Man müsse realistisch sein und anerkennen, dass es immer „Attacken des Bösen“ geben werde; am Ende sei Christus aber stärker, sagte der Papst.
Unterdessen wurden gestern Zweifel an der Substanz der Missbrauchsvorwürfe gegen den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa laut. Der mit den Vorermittlungen befasste Ingolstädter Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter sagte, die Hinweise reichten nicht aus, um einen „konkreten Straftatbestand zu benennen“. Auch sei seiner Behörde bisher kein mögliches Opfer namentlich bekannt.
Am Samstag hatte ein anonymes Internetportal den Namen und Bilder des angeblichen Opfers enthüllt. Der junge Mann schaltete daraufhin einen Rechtsanwalt ein und ließ den Vorgang umfassend dementieren. Weder sei er von Mixa missbraucht worden, noch habe er entsprechende Vorwürfe erhoben.
Kritik an Kardinal Schönborn
Kircheninterne Kritik gibt es jetzt am Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. Dieser hatte laute einem Medienbericht den früheren vatikanischen Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano scharf attackiert, weil dieser während seiner Amtszeit die Ermittlungen gegen den früheren Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer behindert haben soll. Kurienkardinal Jose Saraiva Martins gab in einem Interview zu, dass man stets die Wahrheit suchen müsse und Schönborns Absichten ehrlich seien. Schönborn habe jedoch mit der öffentlichen Kritik der „Kirche keinen guten Dienst erwiesen“.
Der Papst irrt, wenn er meint, der größte Angriff auf die Kirche kommt heute aus dem Innern der Kirche selbst, indem einige Priester Missbrauch betreiben.
Denn jene Vergehen sind nur Symptome von viel tiefer liegenden Gründen. Und zwar, dass weiterhin - wie im Mittelalter und völlig entgegnen der christlichen Nächstenliebe - festgehalten wird z.B.
- am Absolutheitsanspruch, die allein wahre und gültige Religion zu sein und als solche anerkannt zu werden (dieser hat bisher schon zu vielen Millionen grausamen Ermordungen von Andersgläubigen geführt!);
- die Menschenrechte nicht anzuerkennen (welche über den Religionen stehen, was der Vatikan nicht wahr haben will);
- am Anspruch, bevorzugt zu werden gegenüber den anderen ca. 4000 - laut Menschenrechten völlig gleichberechtigten - religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen;
- an lebensfeindlicher Sexualmoral.