Israel geht nun scharf gegen jüdische Extremisten vor

JERUSALEM. Nach dem tödlichem Brandanschlag und der Messerattacke auf Schwule sind nun gewalttätige Ultraorthodoxe im Visier.
Tausende Israelis haben nach den Anschlägen auf eine palästinensische Familie und auf eine Schwulenparade gegen Hass und Gewalt demonstriert. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte eine Null-Toleranzpolitik gegenüber den Tätern an.
In Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten gingen die Menschen am Samstagabend auf die Straße. Präsident Reuven Rivlin sagte, dass er sich schäme und dass das Land einen "Weckruf" brauche. "Jede Gesellschaft hat extremistische Ränder, aber heute müssen wir uns fragen: Was ist es, was hier in der Luft liegt, das es Extremismus und Extremisten erlaubt, unbesorgt im hellen Tageslicht zu wandeln?", sagte Rivlin in Jerusalem und drängte auf harte Maßnahmen gegen radikale Juden. Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon sagte, dass er Verwaltungshaft gegen radikale Juden anordnen werde, eine gegen militante Palästinenser gängige Maßnahme. Das heißt, dass als Sicherheitsrisiko eingestufte Personen schon festgenommen werden können, bevor sie eine Tat begangen haben.
Am Freitagmorgen hatten mutmaßlich militante Siedler ein palästinensisches Haus im Westjordanland angezündet. Ein 18 Monate altes Kind starb an seinen Brandverletzungen, weitere Familienmitglieder wurden lebensgefährlich verletzt. Am Donnerstagabend hatte ein ultraorthodoxer Jude bei der Gay-Pride-Parade in Jerusalem sechs Menschen niedergestochen. Eine Frau starb im Spital.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber den Tätern an: "Wir sind entschlossen, Hass, Fanatismus und Terrorismus von welcher Seite auch immer rigoros zu bekämpfen". Trotzdem werfen viele seiner rechtsgerichteten Regierung vor, das Problem nicht ausreichend anzugehen, weil an seiner Regierung die nationalistische und religiöse Rechte sowie prominente Anhänger des Siedlungsbaus beteiligt sind.