Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Französische Ministerin machte gegen Nutella mobil

Von nachrichten.at   18.Juni 2015

In Italien, der Heimat des Nutella-Produzenten Ferrero, sind unter anderem ein Minister und ein Abgeordneter auf die Barrikaden gegangen - es ist ein etwas absurder Streit um Umweltschutz und einen beliebten Brotaufstrich.

Die französische Sozialistin sprach in der Sendung "Le Petit Journal" im Privatsender Canal Plus am Montagabend gerade über Klimawandel und die Abholzung von Wäldern, da sagte sie unvermittelt: "Man muss beispielsweise aufhören, Nutella zu essen, denn das ist Palmöl."

Das Argument der früheren Lebensgefährtin von Staatschef Francois Hollande, die mitten in den Vorbereitungen für die Weltklimakonferenz im Dezember in Paris steckt: Für Ölpalmen-Plantagen werden Regenwälder gerodet - und der Verzehr der beliebte Nuss-Nougat-Creme ist somit in gewisser Weise Umweltfrevel: "Das richtet beträchtliche Schäden an."

"Aber Nutella ist doch lecker!"

Der Moderator der Sendung warf noch scherzhaft ein: "Aber Nutella ist doch lecker!", die Ministerin ließ das aber nicht gelten: "Ja gut, aber man sollte trotzdem nicht. Das ist Palmöl, das Bäume ersetzt hat." Und als der Moderator anmerkte, mit solchen Äußerungen könne die Umweltministerin ein Unternehmen "versenken", antwortete die nur schnippisch: "Sie müssen halt andere Rohstoffe verwenden."

Bereits 2012 war Nutella ins Visier französischer Politiker geraten: Der Senat wollte eine Nutella-Steuer genannte Zusatzabgabe auf Palmöl in Lebensmitteln einführen, 300 Euro pro Tonne Palmöl sollten fällig werden. Neben der Umwelt wurden auch gesundheitliche Gründe angeführt, umgesetzt wurde die Abgabe aber letztlich nie.

Auch Royals Boykott-Aufruf dürfte bei Frankreichs Verbrauchern eher ungehört verhallen - von ihren Ministern lassen sich die Franzosen nicht vorschreiben, was sie zu essen haben. Französische Medien reagierten eher erstaunt auf den Vorstoß der Sozialistin, und Ferrero selbst wollte die Äußerungen nicht direkt kommentieren. Der Konzern erklärte lediglich, Umweltbelange ernst zu nehmen. Das Unternehmen sei eine Reihe von Verpflichtungen beim Palmöl eingegangen, der Anbau der Ölpalme könne "mit dem Respekt von Umwelt und Bevölkerung einhergehen".

"Heute Abend: Brot und Nutella"

Ansonsten schepperte es südlich der Alpen allerdings gewaltig, das patriotisch-gastronomische Ehrgefühl wurde offenbar gewaltig angekratzt. Royals italienischer Amtskollege Gian Luca Galletti nannte ihre Äußerungen am Mittwoch "erstaunlich" und verkündete über Twitter: "Segolene Royal soll Italiens Produkte in Ruhe lassen. Heute Abend: Brot und Nutella."

Der Abgeordnete Michele Anzaldi sprach von einer "hässlichen und schweren Entgleisung Frankreichs". Die einstige sozialistische Präsidentschaftskandidatin, bei den Wahlen 2007 dem Konservativen Nicolas Sarkozy unterlegen, solle sich entschuldigen. Ferrero, so der Parlamentarier, habe sich verpflichtet, nur als nachhaltig zertifiziertes Palmöl zu verwenden, und betonte die "italienische Erstklassigkeit".

Auch die italienische Presse ließ an Royal kein gutes Haar. "Mit einemNutella-Boykott rettet man nicht den Wald", schrieb die seriöse Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore". Mit ihrem "Kreuzzug" gegen den Brotaufstrich sei die französische Ministerin "Kandidatin für den Schnitzer des Jahres".

Mit einem Augenzwinkern stellte sich sogar die Ehefrau von Regierungschef Matteo Renzi, Agnese, hinter Nutella: Sie besuchte auf der Weltausstellung Expo 2015 in Mailand eine "Nutella Concept Bar" - und verschlang mit ihrer Tochter Nutella-Crepes.

Angesichts des geballten Ärgers rückte Royal dann am Mittwochnachmittag von ihrem Boykott-Aufruf ab - und entschuldigte sich auf Twitter: "Ich bitte wegen der Polemik über Nutella tausend Mal um Entschuldigung."

 

copyright  2024
24. April 2024