Entsetzen nach Attacke auf jüdisches Restaurant in Chemnitz
Die ostdeutsche Stadt Chemnitz kommt nicht zur Ruhe: Während die Proteste langsam abflauen, löste nun eine erst am Wochenende bekannt gewordene antisemitische Attacke auf das Restaurant "Schalom" in Chemnitz Empörung und Entsetzen aus.
Das Restaurant war laut der Anzeige des Wirts bereits am Abend des 27. August, also während der rechtsextremen Ausschreitungen vor zwei Wochen nach dem Mord an einem 35-Jährigen, von etwa einem Dutzend Neonazis angegriffen worden. Die vermummten, schwarz gekleideten Täter haben demnach Steine, Flaschen und ein Stahlrohr auf das Restaurant geworfen und gerufen: "Hau ab aus Deutschland, du Judensau".
Die deutsche Justizministerin Katarina Barley (SPD) sagte, Angriffe rechter Gruppen auf jüdisches Leben in Deutschland "wecken schlimmste Erinnerungen". Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach von einem "widerlichen und feigen Angriff".
"Problem beim Namen nennen"
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte den Angriff auf das koschere Restaurant in Chemnitz ebenfalls: "Die rassistischen Ausschreitungen und der Anschlag auf das koschere Restaurant zeigen, wie stark der Rechtsextremismus in der Region verwurzelt ist", sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster gestern. Beschwichtigungsversuche und eine mangelnde Distanzierung von Rechtspopulisten spielten genau diesen Kräften in die Hände.
"Wir müssen das Problem beim Namen nennen. Das erwarte ich vor allem von denen, die für die innere Sicherheit verantwortlich sind", mahnte Schuster. Damit griff er indirekt Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen an, der nach eigenen Worten keine Belege für Hetzjagden in Chemnitz sieht und die Echtheit eines Videos dazu in Zweifel zog. "Die Bestrebungen der Verfassungsbehörden, die Vorfälle zu bagatellisieren, lassen mich ernsthaft an der Arbeit dieser Behörden zweifeln", so Schuster.
Behörden schwiegen einige Tage
Das "Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus" kritisierte, dass die Behörden diesen "gewaltigen Fall von Antisemitismus" erst nach einigen Tagen bekannt machten. "Es ist ungeheuerlich, dass ein vermummter Mob das einzige jüdische Restaurant attackiert, antisemitische Parolen ruft und die Öffentlichkeit erst Tage später von dem Fall erfährt", erklärte Vereinssprecher Levi Salomon am Wochenende.