Edelstahl-Sarkophag für Atom-Ruine in Tschernobyl
Monumental ist die neue Schutzhülle für den 1986 explodierten GAU-Reaktor, doch die radioaktive Gefahr ist damit laut Experten noch keineswegs dauerhaft gebannt.
Sein Anblick ist monumental. Wie ein gewaltiges, außerirdisches Raumschiff kauert es silbern leuchtend über den Wäldern am Pripjet. Industriealpinisten fixieren das 110 Meter hohe Gewölbe mit einer halben Million Schraubbolzen über dem Reaktor, hängen dort winzig wie Ameisen in einer Gletscherwand.
Endmontage in Tschernobyl. Nach sechs Jahren Bauzeit soll am 29. November die neue Schutzhülle für den Reaktor 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl vollendet werden. Er war im April 1986 explodiert und hatte den ersten GAU (Größter Anzunehmender Unfall) in der Geschichte der Atomindustrie verursacht. Ein insgesamt 1,5 Milliarden Euro teures Bauwerk, dessen zwei Hälften man wegen der Radioaktivität vor Ort in 250 Metern Entfernung montierte und dann auf Spezialschienen über den Reaktor und seine erste, inzwischen brüchige, Betonschale schob.
Ukrainische Medien jubeln
"Das größte bewegliche Bauwerk der Welt", die ukrainische Presse ergeht sich in Superlativen. Die Metallhülle wiegt mit 25.000 Tonnen dreimal soviel wie der Eiffelturm, mit Unterbau sogar 31.000 Tonnen, ihre Fläche von 86.000 Quadratmetern entspricht zwölf Fußballplätzen. Garantiezeit: 100 Jahre. "NBK" lautet ihre offizielle Abkürzung auf Neu-ukrainisch: "Neues sicheres Containment". Sie wird auch "Arka" genannt, das Gewölbe, und "Arka der Völkerfreundschaft", 94 Prozent der Kosten übernahm das Ausland. Oder einfach "Sarkophag II", nach dem Sarkophag aus Beton und Stahl, mit dem nach dem GAU todesmutige sowjetische Hubschrauberpiloten und Kranfahrer den heftig strahlenden Reaktor abgedichtet hatten.
Gifteintopf im Reaktorkern
"Der neue Sarkophag verschließt das AKW Tschernobyl für immer", titelt das Massenblatt "Komsomolskaja Prawda na Ukraine". Ein Irrtum. Darunter schläft weiter ein Untoter, der die Welt bedroht. "Beim GAU sind fünf Prozent der radioaktiven Materie aus dem geschmolzenen Reaktorkern entwichen, sie haben große Teile Europas nuklear verschmutzt", sagt Vince Novak, Atomsicherheitsexperte der Europäischen Bank für Wiederaufbau, die die Finanzierung organisierte. 95 Prozent aber steckten noch in Reaktor 4.
Das sind geschätzte 193 Tonnen Uran, Strontium, Caesium und Plutonium, bei deren Zerfall zum Teil noch gefährlichere Isotope frei werden. Die Halbwertzeiten dieses Gifteintopfs schwanken zwischen 14 und 6537 Jahren. Eine auch zeitlich unendliche Gefahr.
Schon die Strahlung im Maschinenraum des Reaktors ist so hoch, dass die ukrainischen Techniker dort nur fünf Minuten arbeiten, genug, um ihre tägliche Strahlendosis von 2,5 Mikrosievert abzubekommen. Auch wenn amerikanische Spezialisten für die Nuklearsicherheit zuständig sind, vielen der 1500 AKW-Arbeiter droht Ähnliches wie den etwa 800.000 sowjetischen "Liquidatoren", von denen inzwischen mehr als ein Viertel tot ist: Leukämie, Grauer Star, Immunmangel, Siechtum.
Jetzt wird die radioaktive Leiche zum zweiten Mal beerdigt. Und die Experten streiten, ob man sofort danach versuchen soll, das teuflische Innere des Kernreaktors zu entsorgen. Aber es ist unklar, wer das bezahlen wird. Und wer die nötige Technologie besitzt. "Noch weiß niemand auf Welt, wie man mit diesen Brennstoffen umgehen soll", sagt der Kiewer Kernwissenschaftler Anatoli Nowoski. "Seit Jahrzehnten heißt es, die Atomenergie stehe kurz vor dem Durchbruch", bestätigt der Umweltschützer Alexei Pasjuk. "Aber seit 60 Jahren hat sich in der Branche technologisch nichts geändert."
Roboter sollen helfen
Es gebe auch noch keine Roboter, die die Strahlstoffe aus dem Inneren des Reaktorblocks 4 entfernen könnten, ohne dabei kaputt zu gehen. Einer der beim Bau des "Gewölbes" eingesetzten Ingenieure erzählt der Zeitschrift "Korrespondent", eine Flugdrohne, die bei einer Strahlung von sieben Röntgen gut fünf Meter über dem Maschinensaal manövrierte, sei abgestürzt – mit 110 Stundenkilometern…
Ukrainische Offizielle aber reden schon von einem Rebranding für Tschernobyl: vom Mahnmal für Katastrophe und Gefahr zum Symbol für deren Überwindung. Umweltminister Ostap Sermerjak kündigte an, künftig werde man das AKW mit Sonnenenergie versorgen. Bloß weiß niemand, ob man nicht in 100 Jahren einen noch gigantischeren Sarkophag III über das "Gewölbe" stülpen muss, um die Welt vor dem Strahlentod zu bewahren.
Was 1986 passiert ist
Große Teile Europas waren 1986 von der Explosion eines Reaktors im ukrainischen, damals noch zur Sowjetunion gehörenden Atomkraftwerk Tschernobyl betroffen. Kernenergie hat seither ist Österreich keine Chance.
26. April 1986: Um 1.23 Uhr kommt es in Reaktor 4 nach einem Test mit Drosselung der Funktion durch Überhitzung zu einer Dampfexplosion, Sekunden später zu einer zweiten, die eine mächtige Druckwelle auslöst.
Das Kühlmittel wird explosionsartig freigesetzt. Reaktorkern und Deckel der Reaktorkammer werden 14 Meter in die Höhe gehoben. 190 Tonnen Brennstoff verdampfen; es kommt zu einer erneuten, weit gewaltigeren Explosion, die den Reaktor zerstört. Feuer und Rauch voller radioaktiver Partikel werden 1200 Meter hoch geschleudert.
Wolke über Europa: Schweden meldet am 27. erhöhte Radioaktivität. Tags darauf geht über Teilen Weißrusslands radioaktiver Regen nieder. Am 28. April erreicht die radioaktive Wolke Österreich, ein Krisenstab tagt im Gesundheitsministerium. Man versucht zu beruhigen.
Im russischen Rundfunk ist erstmals die Rede von einem „kleinen Unfall“. Die Strahlung sei „unter Kontrolle“. Am 5. Mai ist der Brand im Reaktor gelöscht. 400.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, die Zahl der Opfer geht in die Zehntausende, wenn man die Spätfolgen der Kontamination einrechnet.
kommt das orthodoxen Kreuz oben drauf ?
Atomenergie Plumps Klo Deckel !!
Wohin mit dem Dreck entsorgen? Doch bitte nicht nach Ohlsdorf um unsere Faschingsentsorger Gesellschaft ein bisserl aufs Schauferl zu nehmen.
Wie dämlich sind eigentlich Chournalisten rund um das Thema Entsorgung allgemein in den Medien.
Also wenn der Bau dann fertig ist, der Eifel Sarkophag dann werde ich sicher auch nicht nach Tschernobyl reisen - auch wenn ich die Reise gewinne.
Und beruflich würde ich wohl auch nie einen Job machen, der mich dieser Gefahr aussetzt.
Sterben tut man irgendwann sowieso - dazu brauch ich nicht die Verbrecher der Atommafia - keine Konzerne die beim Auto natürlich fast vernachlässigbar lügen, aber bei Atomkraftwerkskomponentengeschäften geradezu tödliche Argumente herunterspielen.
Der Atom Industrie Faschismuss kennt keine Grenzen wenn um dreckiges Geld geht und GutNachter sind sich für nichts zu gut.
Die Haupsach, die Industrie kann Stahl verbauen und Betoniern
und das ohne Herz und Hirn.