Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Der Papst der Gastronomen hat uns verlassen" - Paul Bocuse ist tot

Von nachrichten.at/apa, 20. Jänner 2018, 15:59 Uhr
Paul Bocuse Bild: APA

LYON/PARIS. Im Alter von 91 Jahren ist der legendäre französische Spitzenkoch und Vater der "Nouvelle Cuisine" Paul Bocuse gestorben.

Nach Angaben eines der Familie nahestehenden Kochs starb der "Jahrhundertkoch" in seinem Geburtsort Collonges-au-Mont d'Or nahe Lyon, wo er bis zuletzt lebte. Die Familie erklärte, Bocuse sei am Samstagvormittag gegen 10.00 Uhr verstorben.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würdigte Bocuse, der seit Jahren unter Parkinson gelitten hatte, als "Verkörperung der französischen Küche" und "mythische" Persönlichkeit. "Sein Name bringt die französische Gastronomie in ihrer Großzügigkeit, ihrem Respekt vor Traditionen, aber auch ihrem Erfindungsreichtum auf den Punkt."

"Der Papst der Gastronomen hat uns verlassen", schrieb Frankreichs Innenminister Gerard Collomb am Samstag auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter. "Monsieur Paul war Frankreich", so Collomb, der jahrelang Bürgermeister von Lyon war, auf Twitter. "Schlichtheit und Großzügigkeit. Erstklassigkeit und Lebensart."

Der Chef des Gastronomieführers Gault & Millau, Come de Cherisey, würdigte Bocuse als "großen Mann". Als Mitbegründer der "Nouvelle Cuisine" habe er an dem "Big Bang in der französischen und weltweiten Gastronomie" mitgewirkt.

Bocuse machte Frankreichs Küche zum Exportschlager

Der Gastronomieführer "Gault&Millau" nannte ihn "Koch des Jahrhunderts". Sein Drei-Sterne-Tempel in Collonges-au-Mont-d'Or bei Lyon galt als Pilgerort für Gourmets aus aller Welt: Paul Bocuse schlug in der französischen Spitzengastronomie so ziemlich alle Rekorde.

"Man kann Paul Bocuse nicht ersetzen, er ist einzigartig", sagte sein Sohn Jerome einmal der Hochglanzzeitschrift "Paris Match". Jerome machte wohl auch deshalb Karriere in den USA, weit vom heimischen Herd entfernt. "Geh' in die Vereinigten Staaten", habe der Vater zu ihm gesagt, als er 20 Jahre alt war. "Der Name Bocuse ist dort für dich einfacher zu tragen."

Paul Bocuse stieg zu einem Star in Zeiten auf, als Gastronomie noch kein Modethema war. Er galt lange als Doyen der französischen Küche. "Paul Bocuse ist in den letzten 50 Jahren sicherlich in der Welt das Aushängeschild für Küchenkultur, für Hochküche und für Kulturprägung in der Küche", resümierte einmal der deutsche Sterne-Koch Frank Rosin.

Bocuse gehörte zu den Vertretern der "Nouvelle Cuisine", einer Bewegung damals junger Köche, die die französische Küche entstauben wollten. Einfache Zubereitung, frische Zutaten, Regionalität - das waren die Grundlinien. "Ich mag identifizierbare Gerichte mit Knochen und Gräten", lautete das Credo des Spitzenkochs, dessen Stammrestaurant seit 1965 drei Sterne des Guide Michelin führt. "Ein wahrhaftiges Monument" - so beschreibt der Michelin das Spitzenrestaurant.

"Bocuse hat den Mut gehabt, aus seiner Küche zu kommen", erzählte Jean-Francois Mesplede, früherer Chef des Michelin-Restaurantführers, dem Magazin "L'Express". "Er hat sich eine weiße Jacke mit seinem gestickten Namen machen lassen, mit einer hohen Kochmütze und einem Trikolore-Kragen, um seinen Titel des "Besten Handwerkers Frankreichs" vorzuführen." Zum großen Restaurant gehört für Bocuse das Zelebrieren von Essen und Trinken, die perfekte Show.

So wurde er auch international zur Marke. Kochbücher, Champagner und Marmeladen werden mit seiner schwungvollen Unterschrift auf dem Etikett verkauft, und der internationale Koch-Wettbewerb "Bocuse d'Or" trägt seinen Namen. Zu seinem Imperium gehören mehr als 20 Restaurants, eins davon in Walt Disney World in Florida und mehrere in Japan. Keineswegs nur Tempel der Haute Cuisine - zum Konzern gehören zahlreiche Brasserien, und bei "Ouest Express" gibt es auch Burger "made by Bocuse".

Seine Vorfahren hatten schon vor der Französischen Revolution eine Küchen-Dynastie begründet. 1941 fing er nach dem Schulabbruch als Küchenlehrling an. Später ging er zur Armee de Gaulles, nach einer Verwundung im Elsass tätowierten die Amerikaner ihm einen gallischen Hahn auf die Schulter. Nach Lehr- und Wanderjahren kehrte Bocuse in den Familienbetrieb "L'Auberge du Pont de Collonges" zurück und begann seinen spektakulären Aufstieg.

Bocuse war für durchaus auch mal derbe Sprüche bekannt und galt zugleich als großer Charmeur. Zu seinem 80. Geburtstag machte er öffentlich, dass er seit Jahrzehnten mit drei Frauen zusammenlebte. Wenn er die Zeit zusammenzähle, in denen er den dreien treu gewesen sei, komme er auf 135 Jahre gemeinsamen Lebens, erzählte er damals schelmisch. Die Zeitung "Liberation" nannte ihn daraufhin "Monsieur Croque-Madames" (so heißen auch Schinken-Käse-Sandwichs in Frankreich).

In der Küche wurde er zum Gralshüter, sein Restaurant strahlt das Ambiente vergangener Zeiten aus. Noch immer gibt es die berühmte schwarze Trüffelsuppe "V.G.E" mit Blätterteig-Haube, die er 1975 für den damaligen Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing kreierte, als dieser ihm den Orden der Ehrenlegion an die Brust heftete.

Sein Leben

Bocuse wurde am 11. Februar 1926 in Collonges-au-Mont d'Or in eine Gastronomenfamilie geboren. Er lernte sein Fach unter anderem bei der berühmten Drei-Sterne-Köchin Eugenie Brazier in Lyon, bevor er das Restaurant der Eltern übernahm - und im Laufe der Jahre zum weltberühmten Gourmettempel machte.

1958 verlieh ihm der Gastronomieführer Guide Michelin seinen ersten Stern. Der zweite folgte zwei Jahre später, der dritte 1965. Das Restaurant "Paul Bocuse" in Collonges-au-Mont d'Or hat die drei Michelin-Sterne nunmehr seit 53 Jahren - ein Rekord.

Der geschäftstüchtige Koch eröffnete nicht nur in Frankreich eine Reihe von Restaurants, sondern auch im Ausland, und schaffte damit ein wahres Küchenimperium. Er gründete auch eine Gastronomieschule und rief den internationalen Kochwettbewerb "Bocuse d'Or" ins Leben. Sowohl der Gault & Millau als auch das Culinary

Der Spitzenkoch lebte polygam. Er war seit 1946 mit seiner Ehefrau Raymonde verheiratet, lebte aber auch offen mit anderen Frauen zusammen. "Ich liebe Frauen", sagte Bocuse einmal. "Heutzutage leben wir zu lange, um ein ganzes Leben mit einer Einzigen zu verbringen." Bocuse hinterlässt einen Sohn und eine Tochter.

mehr aus Weltspiegel

Achtjährige in US-Hotelpool in Rohr gesaugt und getötet

Bus stürzt von Brücke: Mindestens 45 Tote in Südafrika

32-jähriger Deutscher starb in Spanien, als er Ertrinkenden (16) retten wollte

Prager Spital führte Abtreibung bei der falschen Frau durch

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

7  Kommentare
7  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
kpader (11.506 Kommentare)
am 20.01.2018 17:12

RIP

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 20.01.2018 17:06

Vor 100 Jahren, da war das Essen einfach nur ein Teil um zu überleben. Es wurde gekocht, was da war. Gewürze haben vieles an falschem Geschmack zu "reparieren" versucht. Später wurde aus dem Essen auch eine Zeit nicht nur essen, sondern auch ein bisserl genießen

Paul Bocuse, brachte Feinheit und Raffinesse in das Essen hinein. Nicht unkontrolliert, sondern genau überlegt. Bocuse gab dem Essen einen völlig neuen Wert. Essen wurde durch ihn zur Kultur. Man sprach von Esskultur. Bocuse hat Frankreich zum Kulturland des Essens gebracht. Für diese Kulturerweiterung wird man ihm noch lange dankbar sein und Bocuse wird in die Kulturgeschichte eigehen.

lädt ...
melden
kontrolle (2.691 Kommentare)
am 20.01.2018 19:31

Im Artikel steht was anderes mE. Also Paul Bocuse war 91 und hat erst spät seine Karriere als Novell Cuisine begonnen. Von wegen vor 100 Jahren.

Im Text wird eine Zeit angesprochen, wo (sonst) alles verfälscht wurde (in den gehobenen Kreisen), in den unteren Kreisen, den "kleinen Männern" wirds vermutlich heute noch so sein, wie du schreibst, dass es vor 100 Jahren war. Fleisch gilt dort (noch immer?) als Luxusersatz, wiewohl schon längst keiner. Naja, Reflexion ist dort kein Thema, war bei den Vorfahren so, ist bei uns auch so.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 20.01.2018 20:12

kontrolle,
da dürfte ich mich mit den 100 Jahren, für dich unverständlich ausgedrückt haben. In meinem Forenbeitrag über den grossen Bocuse habe ich geschreiben: " Später wurde aus dem Essen auch eine Zeit nicht nur essen, sondern auch ein bisserl genießen." Erst dann war "Nouvelle Cuisine"!
Übrigens, ich durfte in dem Lokal in Lyon vor ca. 40 Jahren, den Abend genießen. Es war eine Celebration von 08:00 Uhr bis Mitternacht. Man isst nicht, man wird nicht satt. Es ist eine Celebration eines Essens und kein Theater, wie es heute gerne aufgeführt wird, obwohl sich auch der Koch Bocuse vorstellt und nachfragt.

lädt ...
melden
observer (22.145 Kommentare)
am 20.01.2018 21:22

Ich schätze Bocuse als Koch sehr hoch ein, er war allerdings auch ein Vermarktungsgenie (Fernsehsendungen etc.) und ein Impulsgeber für die moderne Küche . Nur das da vorher nichts war, das ist ein Irrtum. Man denke nur an Auguste Escoffier und seine grundlegenden Bücher und Rezepte. Davon hat auch vieles für heute noch Gültigkeit, auch wenn seine Küche eine gewisse Üppigkeit aufwies. Und viele erstklassige Köche bedienen sich nach wie vor bei ihm, wobei sie bei manchen Rezepten diese der Moderne etwas anpassen. Dies nicht nur aus Gründen der Leichtigkeit, sondern auch, weil sie sich manche Arbeiten gerne einfacher machen wollen. Für Interessierte hier ein Link.

https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Escoffier

Manche Bücher diese Koches sind wohl noch jetzt in Neuauflagen zu kriegen, sind allerdings weniger für Kochanfänger gedacht, sondern für Profis. Anregungen sind aber auch für Amateure drinnen.

Bzgl. Bocuse bleibt uns nur zu wünschen, dass er in Frieden ruhen möge.

lädt ...
melden
observer (22.145 Kommentare)
am 20.01.2018 21:23

nur dass ...

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 20.01.2018 22:17

observer,
Auguste Escoffier war Koch. Seine Leistung war es, dass er neue Gewürze, neue Techniken des Kochens, bedingt duch die Kolloniaslisierung ein Jahrhundert vorher nach Frankreich brachte. Dieses ist sicher anzuerkennen, nur das Essen zum Kulturgut zu erheben, dass ist einzig einem Bocuse zu verdanken.

Nein, wie du schreibst, ein Vermarktungsgenie, in Fernsehsendungen war Bocuse sicher nicht. In ein paar Fernsehsendungen versuchte er in den 80er Jahren, die Technik, die Feinheit auch den Hausfrauen und Hobbyköchen zu erklären. Bocuse war eben von seiner Botschaft, das Kochen als ein Kulturgut anzuerkennen überzeugt. Bitte versuche aber keinen Vergleich zum Escoffier herzustellen. Das tut weh!

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen