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75 Jahre Auschwitz-Befreiung: Internationales Gedenken in Israel

Von nachrichten.at/apa, 19. Jänner 2020, 10:30 Uhr
Konzentrationslager Auschwitz Gedenkstätte
Bild: MARKUS PRINZ

JERUSALEM. Zum 75. Jahrestag der Befreiung des nationalsozialistischen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz kommen am Donnerstag Staatsgäste aus der ganzen Welt zu einer Gedenkveranstaltung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zusammen.

An dem 5. Welt-Holocaust-Forum nehmen Spitzenpolitiker aus mehr als 40 Ländern teil, darunter auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Angekündigt haben sich neben anderen der russische Präsident Wladimir Putin, US-Vizepräsident Mike Pence, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der italienische Präsident Sergio Mattarella sowie Prinz Charles aus Großbritannien, der spanische König Felipe VI. und der niederländische König Willem-Alexander. Auf Einladung des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin kommen die Staatsgäste bereits am Mittwochabend zu einem feierlichen Abendessen zusammen.

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Das Yad Vashem in Jerusalem Bild: VOLKER WEIHBOLD

Am Donnerstag finden dann in Yad Vashem in Jerusalem das Holocaust-Forum sowie eine Gedenkzeremonie mit einer Kranzniederlegung für die Opfer des Holocaust statt. Ziel der Veranstalter des Holocaust-Forums unter dem Titel "An den Holocaust erinnern, Antisemitismus bekämpfen" ist es, neben dem Gedenken an die Opfer der Shoah, den anhaltenden weltweiten Antisemitismus und Wege zur Bekämpfung desselben zu thematisieren.

Polens Präsident Andrzej Duda nimmt aus Protest nicht an der Gedenkfeier in Yad Vashem teil. Duda kritisierte, dass er im Gegensatz zu Putin keine Rede halten durfte. Die Organisatoren argumentierten, dass nur die Vertreter der vier Alliierten des Zweiten Weltkriegs sowie Deutschlands und Israels bei dem Forum sprechen würden. Hintergrund ist ein Konflikt zwischen Polen und Russland über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Putin hatte Regierungsvertretern von Vorkriegspolen Antisemitismus und eine anbiedernde Haltung gegenüber Nazi-Deutschland vorgeworfen. Auch zwischen Polen und Israel gab es zuletzt Streit darüber, ob Polen während des Zweiten Weltkrieges mit den NS-Besatzern kollaboriert haben.

Gedenkfeier auch in Auschwitz-Birkenau

Wenige Tage nach der Gedenkveranstaltung in Israel findet am 27. Jänner auf dem Gelände des einstigen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im damals von Hitler-Deutschland besetzten Polen eine weitere internationale Gedenkveranstaltung statt. Zu dieser Feier hat Polen den russischen Präsidenten nicht eingeladen. Van der Bellen wird auch an der Veranstaltung in Auschwitz teilnehmen.

Der Bundespräsident wird auf seiner Reise nach Israel von seiner Frau Doris Schmidauer, EU-Ministerin Karoline Edtstadler, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie dem aus Österreich stammenden Holocaust-Überlebenden Amnon Berthold Klein begleitet. Es sei ihm "sowohl als Bundespräsident als auch persönlich ein tiefes Bedürfnis, an den Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an die Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau sowohl in Yad Vashem als auch danach in Auschwitz teilzunehmen. Denn zehntausende Österreicherinnen und Österreicher waren Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie. Viele Österreicherinnen und Österreicher waren aber auch Täterinnen und Täter", sagte Van der Bellen im Vorfeld der Reise in einer Stellungnahme.

Befreiung vor 75 Jahren

Das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Schätzungen wurden dort mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten davon Juden. Soldaten der Roten Armee befreiten das Lager am 27. Jänner 1945 und fanden dort unter den Häftlingen noch etwa 7.000 Überlebende. Die Nazis und ihre Helfershelfer ermordeten während des Holocaust insgesamt rund sechs Millionen Juden.

Im Rahmen seines Israel-Besuchs wird der Bundespräsident am Freitag auch vom israelischen Präsidenten Rivlin empfangen. Themen dabei werden laut Präsidentschaftskanzlei der Kampf gegen Antisemitismus, die bilateralen Beziehungen, die aktuelle Lage in der Golf-Region, die israelisch-palästinensischen Beziehungen sowie die Klimakrise sein. Zuvor ist außerdem ein informelles Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Steinmeier sowie ein Besuch der größten zweisprachigen und interkulturellen hebräisch-arabischen Schule Israels geplant.

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Häftlinge auf der Todesrampe Bild: (dpa)

Die Geschichte des Vernichtungslagers Auschwitz

Das ehemalige nationalsozialistische deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gilt als weltweit bedeutendstes Symbol für den Holocaust. In dem zwischen Krakau und Kattowitz gelegenen Lager im damals besetzten Polen wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als eine Million Menschen ermordet.

Unmittelbar nach der Machtergreifung im Jänner 1933 richteten die Nationalsozialisten erste Konzentrationslager ein. Die Lager waren zunächst von der SA als Verwahrungsort für politische Gegner und Kriminelle gedacht. Nachdem die von Heinrich Himmler geführte SS die Kontrolle über den Bereich der Konzentrationslager gewonnen hatte, erfolgte eine systematische Umgestaltung der KZ, die in den Dienst industrieller Sklavenarbeit gestellt wurden. Ab 1936 erfolgte eine Ausweitung des Personenkreises von KZ-Häftlingen auf die Nazis "störende Elemente" wie Bibelforscher (Zeugen Jehovas), Homosexuelle und sogenannte "Asoziale" und "Arbeitsscheue". Später kamen auch noch Roma und Sinti hinzu.

Wien. Der Befehl zur Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde von Himmler am 27. April 1940 erteilt. Im Juni erfolgte die Errichtung des späteren Stammlagers auf dem Gebiet einer ehemaligen Artilleriekaserne der österreichisch-ungarischen Monarchie. Geplant war Auschwitz nach Aussagen des Lagerkommandanten von 1940 bis 1943, Rudolf Höß, zunächst als "Quarantänelager für die aus Polen kommenden Häftlinge". Nachdem Reichsmarschall Hermann Göring am 31. Juli 1941 den Chef des Sicherheitsdienstes (SD), Reinhard Heydrich, mit der "Lösung der Juden-Frage" beauftragt hatte, befahl Himmler die Ausweitung des Lagers Auschwitz.

Konzentrationslager Auschwitz Gedenkstätte
Bild: MARKUS PRINZ

Aufgrund dieses Befehls wurde ab Oktober 1941 das Lager Birkenau, drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz entfernt, errichtet. Die von Himmler geplante Kapazität von 100.000 Häftlingen wurde in der Folgezeit weiter erhöht, die angestrebte Verdoppelung auf 200.000 Häftlinge in 600 Baracken wurde teilweise sogar verwirklicht. So wurde Auschwitz zum größten Konzentrationslager des Dritten Reiches und erstreckte sich bei Kriegsende über 40 Quadratkilometer und umfasste 48 Nebenlager, in denen Sklavenarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft geleistet werden musste. In Birkenau gab es ein eigenes Frauenlager und ein ab August 1944 zur Gänze liquidiertes Lager für Roma und Sinti.

Der Beginn der Massenvernichtung von Häftlingen in Auschwitz erfolgte im Herbst 1941, als zunächst 12.000 sowjetische Kriegsgefangene durch Erschießen liquidiert wurden. Zur selben Zeit erfolgten erste Versuche der Ermordung durch das Blausäurepräparat "Zyklon B", das nach den Worten von Höß "zur Ungeziefervertilgung im Lager laufend gebraucht wurde und vorrätig war". Die Errichtung von Gaskammern und Krematorien wurde vorbereitet.

Konzentrationslager Auschwitz Gedenkstätte
Bild: MARKUS PRINZ

Nach der "Wannsee-Konferenz" am 20. Jänner 1942 beginnen die Massendeportationen aus dem deutschen Herrschaftsgebiet nach Auschwitz. Im Sommer 1942 startet die Massenvernichtung von Juden in Auschwitz-Birkenau durch Giftgas. Die Leichen werden zunächst verbrannt und in Massengräber geworfen, die bis November 1942 aber wieder geräumt werden. Nach Angaben von Höß befanden sich zu diesem Zeitpunkt 107.000 Leichen in den Massengräbern. "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", sollte später der Auschwitz-Überlebende Paul Celan seine Erfahrungen in dichterisch knappe Worte fassen.

Da die "Verbrennungen im Freien auf Dauer nicht durchzuführen" (Höß) waren, wurden im Winter 1942/43 die beiden großen Krematorien I und II gebaut und im Frühjahr 1943 in Betrieb genommen. Hinzu kamen zwei kleinere Krematorien. Die großen Krematorien hatten nach Angaben von Höß eine "Verbrennungskapazität von circa 2.000 Leichen in 24 Stunden". Eine "Steigerung der Kapazität war feuerungstechnisch nicht möglich".

Konzentrationslager Auschwitz Gedenkstätte
Bild: MARKUS PRINZ

Die Doppelfunktion von Auschwitz-Birkenau als Zwangsarbeitslager und Vernichtungslager führte seit dem Beginn des Massenmordes an den Juden zu der berüchtigten "Selektion" an der Rampe: Aus den Zügen heraus wurden die Menschen von SS-Ärzten nach "Arbeitsfähigen" und jenen, die sofort vergast werden sollten, getrennt. Nach Bedarf der deutschen Kriegsindustrie und der Willkür der Lagerleitung oder einzelner SS-Schergen wurde eine Gruppe von der sofortigen Vernichtung ausgenommen und als Häftlinge in die Arbeitslager von Auschwitz gebracht. Die große Mehrheit aber wurde dem sofortigen Tod zugeführt.

Dabei wurden die Opfer zu den Krematorien geführt, in denen Vergasungsräume mit einem Fassungsvermögen von bis zu 3.000 Menschen eingerichtet worden waren. Den Menschen wurde mitgeteilt, dass sie zum Baden und zur Entlausung gebracht würden. Sie mussten sich ausziehen und kamen in die Gaskammern, die mit Duschvorrichtungen und Wasserrohren als Baderäume getarnt waren. Nach dem Eintreten wurden die Türen versperrt und "Zyklon B" durch sogenannte "Desinfektoren" in die Gaskammern geworfen. Durch eine Luke beobachtete ein SS-Mann, wie tausende Menschen in den folgenden Minuten starben. Das Gas hatte ihnen die Lungen zerrissen.

Konzentrationslager Auschwitz Gedenkstätte
Bild: MARKUS PRINZ

Nach der Ermordung wurden die Leichen "verwertet". Die Haare wurden abgeschnitten und Goldzähne herausgebrochen. Danach wurden die Leichen verbrannt. "Je nach Körperbeschaffenheit wurden bis zu drei Leichen in eine Ofenkammer gebracht. Die Verbrennung dauerte im Durchschnitt 20 Minuten", berichtete Höß. Bis November 1944 waren die Krematorien von Auschwitz fast ohne Unterlass in Betrieb. Etwa eine Million Menschen wurden im Lager ermordet.

Der Vormarsch der Roten Armee führte im Winter 1944/45 zu umfangreichen Demontierungsmaßnahmen der SS in Auschwitz. Um ihre Blutspuren zu verwischen, nahm die Lagerleitung Sprengungen an den Gaskammern und Krematorien vor. Häftlinge wurden auf Todesmärschen in Richtung Westen geführt, abermals kamen tausende Menschen ums Leben. Im Lager wurden die Exekutionen fortgesetzt. Der letzten Hinrichtung in der Geschichte von Auschwitz fielen am 6. Jänner 1945 vier Frauen zum Opfer. Als die Rote Armee am 27. Jänner 1945 Auschwitz befreite, befanden sich rund 7.000 grauenvoll zugerichtete Häftlinge im Lager. Zum Zeitpunkt der "Höchstbelegungstärke" waren es 1943 fast 120.000 gewesen.

Zwei Jahre später wurde auf dem Gelände des ehemaligen KZ eine Gedenkstätte errichtet. Nach einem UNO-Beschluss wird am 27. Jänner seit 2006 der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

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