1969 abseits des Mondes: Mikrochip, Internet und neue Jugend
Die weltgeschichtliche Bedeutung der ersten bemannten Landung auf dem Mond 1969 steht zwar außer Frage. Dennoch wird das Jahr im Vergleich zu 1968 in der Öffentlichkeit unterschätzt.
Klar, das Jahr der Studentenproteste, des Höhepunktes der Hippiebewegung für eine andere, friedliche Welt und des endgültigen Abschieds vom "Kommunismus mit menschlichem Antlitz" nach dem Einmarsch der Ostblocktruppen in der Tschechoslowakei schillert und wirkt nach. Doch auch das folgende Jahr war eines mit wichtigen Veränderungen, ein Jahr des vielfältigen Wandels.
Der erste Mikrochip (Intel 4004) sollte die Produktions- und die Privatwelt in einem kaum vorhersehbaren Maße verändern. Mindestens gleich wichtig war die Vernetzung des militärischen Arpanets mit Großrechnern und Forschungseinrichtungen in den USA, was die Grundlage für die Entwicklung des Internets bildete.
Veränderung auch in der Politik: In den USA folgte auf den Demokraten Lyndon B. Johnson der Republikaner Richard Nixon, in Frankreich endete die Ära des Nationalhelden Charles de Gaulle, ihm folgte der gemäßigte Georges Pompidou nach. In Deutschland endete nach 20 Jahren die Vormacht der CDU. Die Koalition des Sozialdemokraten Willy Brandt mit der FDP erreichte die Mehrheit. Die SPD konnte bis 1982 den Kanzler stellen.
In Österreich führte Josef Klaus eine ÖVP-Alleinregierung, der mit dem früheren Außenminister und neuen SPÖ-Chef Bruno Kreisky immer stärkere Konkurrenz erwuchs. Ein strikter Sparkurs, der sachlich richtig, politisch aber leicht angreifbar war, brachte Klaus in jene Lage, die ein Jahr später zum Amtsverlust führte.
Begonnen hatte das Jahr hierzulande mit einem Neujahrskonzert, das erstmals in Farbe übertragen wurde.
Die Jungen kämpften einen anderen, heute vielleicht banal erscheinenden Kampf. Es ging in dem Jahr, in dem im August in Woodstock neben der Musik auch die wallenden Mähnen gefeiert wurden, darum, wie lang man sein Haar trug. Burschen mussten sich jeden Zentimeter ertrotzen, denn Friseure und Väter bestanden auf als extrem empfundene Kurzhaarfrisuren, wie sie heute in schickerer Form wieder in sind. Man nannte sie "Häferlfrisuren", weil sie aussahen, als sei einem ein Häferl aufgesetzt und darunter weggeschnitten worden. Es dauerte an manchen Arbeitsplätzen Jahre, bis Haare über den Ohren akzeptiert wurden. Lehramtsstudenten in Linz wollte man bis Anfang der 70er Jahre vom Probeunterricht ausschließen, wenn sie längere Haare hatten. Mädchen hatten andere Probleme: In einigen Gymnasien (z.B. Grieskirchen) wollten Direktoren ein Hosenverbot. Getanzt wurde ab diesem Jahr oft sehr eng: "Je t’aime" mit Serge Gainsbourg und Jane Birkin, wegen des Stöhnens damals ein Skandal, war für einen Monat der Nummer-1-Hit im Land und die nächsten Jahre der populärste "L’Amour-Hatscher".
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