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175.000 Verdachtsfälle unter 7,5 Millionen Iranern

Von Michael Wrase   16.März 2020

Im Iran haben am vergangenen Freitag Einheiten der regulären Streitkräfte und der Revolutionsgardisten damit begonnen, den Kampf gegen die sich dramatisch ausbreitende Corona-Pandemie zu unterstützen. Nach einem ersten Screening von 7,5 von insgesamt 82 Millionen Iranern wurden nach Angaben des Teheraner Gesundheitsministeriums 175.000 Menschen "mit Symptomen" entdeckt.

22.500 von ihnen erhielten die Aufforderung, sich testen zu lassen. Man dürfe sich keine Illusionen machen, sagte der stellvertretende iranische Gesundheitsminister Reza Malekzadeh am Wochenende in einem Fernsehinterview. 70 Prozent der Bevölkerung würden von dem Coronavirus infiziert werden. Ähnliche Zahlen hatten auch prominente Virologen in Europa sowie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag genannt.

Malekzadeh hatte zudem den Mut, der Verschwörungstheorie von Revolutionsführer Ali Khamenei, wonach das Virus eine "biologische Attacke" sei, zu widersprechen. "Es ist falsch, von biologischer Kriegsführung zu sprechen", betonte der Minister. "Wir hätten von Anfang an viel aufmerksamer sein müssen", kritisierte er die versuchte Vertuschung der Pandemie durch Teile der regierenden Geistlichkeit vor den iranischen Parlamentswahlen Mitte Februar.

Lange Reihen neuer Gräber

Dass sich Iran auf extrem hohe Opferzahlen vorbereitet, könnten auch von der Washington Post analysierte Satellitenbilder des Süd-Teheraner Friedhofs Beheschte- Zahra beweisen. Auf einer Fläche mehrerer Fußballfelder wurden dort lange Reihen mit neuen Gräbern ausgehoben.

Es könnte sich um eine präventive Maßnahme handeln, glauben westliche Diplomaten in der iranischen Hauptstadt. Das iranische Gesundheitsministerium hatte am Sonntag 113 weitere Opfer innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Damit sei der Gesamtzahl der Toten auf 724, die der Infizierten um 1209 auf 13.938 gestiegen.

Zur besseren Versorgung der Infizierten haben die Revolutionsgardisten unterdessen sechs Feldlazarette eingerichtet. Auch in Parkhäusern wurden Spitalbetten aufgestellt. Das iranische Außenministerium ließ allen ausländischen Botschaften eine Liste mit den zur Bekämpfung des Coronavirus benötigten medizinischen Gütern zukommen.

Genannt wurden unter anderem 100 Millionen Einweghandschuhe, 500.000 Sets OP-Kleidung sowie 4000 Infrarotthermometer.

Bitte um IWF-Nothilfekredit

Bereits am Donnerstag hatte die Teheraner Zentralbank den internationalen Währungsfond (IWF) dringend um einen Nothilfekredit in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar gebeten. Eine derartige Bitte erfolgte das erste Mal seit dem Beginn der 1960er-Jahre. Er hoffe, dass der IWF "auf der richtigen Seite der Geschichte stehe und verantwortungsvoll mit der schweren Krise umgehe", kommentierte der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Zarif die Bitte um den "sofortigen Zugang" zu den Hilfskrediten des Fonds.

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25. April 2024