Soll man jetzt in Bitcoins investieren, Julian Hosp?
Digital Days: Der "Popstar der Kryptowährungsszene" erklärt, wie die Blockchain funktioniert und wie sie unser Leben verändert.
"Bei uns in der Familie gab es keinen Background mit Finanzen oder Wirtschaft", sagte Julian Hosp bei den Digital Days der OÖNachrichten. So deutete zunächst nichts darauf hin, dass der ehemalige Profi-Kitesurfer und spätere Arzt einmal zum Experten für Blockchain und Kryptowährungen werden würde. Erst als ihn 2011 einer seiner Patienten auf den Bitcoin aufmerksam machte, wagte er sich nach und nach in diese für ihn neue Welt.
Heute ist er ein Fachmann und versteht es, die komplexe Welt der Blockchain einfach zu erklären: "Normalerweise werden Daten auf einen Server gespeichert und alle Anwender müssen diesem einen Server vertrauen. Bei einer Blockchain kopiert jeder die Daten auf seinen eigenen Server und muss niemand anderem vertrauen."
Dass es heute noch immer Berührungsängste gibt, liege daran, dass die Blockchain oftmals schlecht erklärt werde. Auch er habe die Technologie zunächst nicht verstanden, sagt Hosp. Heute ist das natürlich anders. Die Blockchain werde nicht nur den Finanzbereich revolutionieren, der Anwendungsbereich sei noch viel größer, sagt der 33-Jährige. Ob es um finanzielle Angelegenheiten oder persönliche Daten gehe: Entscheidend sei das Vertrauen in die digitalen Welt, und hier biete die Blockchain wesentliche Vorteile. Sogar das Grundbuch, wie wir es heute kennen, werde irgendwann von der Blockchain abgelöst, glaubt Hosp.
Bis es so weit ist, werde es allerdings noch einige Jahre dauern. Hosp weist aber auch darauf hin, dass nicht alle Anwendungsbeispiele unumstritten sind, etwa in der Versicherungsbranche. Hier besteht die Möglichkeit, Versicherungsverträge in einer Blockchain zu speichern. Das funktioniert auch ohne ein Versicherungsunternehmen, etwa wenn sich die Versicherten in einer Art Genossenschaft zusammenschließen und im Schadensfall die eingezahlten Beträge an den Geschädigten ausgezahlt werden. Das Problem dabei: "Wenn es niemanden gibt, der Regeln aufstellt, dann könnte man auch das Haus des Nachbarn versichern und dann darauf hoffen, dass es abbrennt. In so einem dezentralen System, in dem keiner die Verantwortung hat, trägt jeder selbst die Verantwortung."
Guter Zeitpunkt für Bitcoins?
Würde der Finanzexperte jetzt in Bitcoins investieren? Hosp verweist auf Statistiken: "Jeder, der mindestens drei Jahre und acht Monate Bitcoins hält, ist – statistisch gesehen – am Ende im Plus. Ich würde mit einem Zeithorizont von mindestens vier Jahren in Bitcoins investieren. Dann sollte man kein Minus machen. Das ist aber natürlich kein Versprechen, dass es tatsächlich so eintrifft. Keiner weiß, wann der beste Einstiegszeitpunkt ist. Ich weiß nur eines: Heute ist der Einstiegspreis billiger als vor einer Woche. Wenn man also vor einer Woche kaufen wollte, ist heute ein besserer Zeitpunkt."