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Hass im Netz: Wen er betrifft und wie man darauf am besten reagiert

Von Dietlind Hebestreit, 09. November 2019, 00:04 Uhr
Hass im Netz: Wen er betrifft und wie man darauf am besten reagiert
Einmal Opfer – immer Opfer? Natascha Kampusch schrieb sogar ein Buch über Diskriminierung im Netz. Bild: APA

Sogar Menschen mit tragischem Schicksal werden beschimpft. Opfer werden krank.

Acht Prozent der Deutschen waren bereits persönlich von Hasspostings betroffen. Besonders im Focus sind Jüngere (18- bis 24-Jährige: 17 Prozent) und Familien mit Migrationshintergrund (14 Prozent). Das ergab die größte repräsentative Onlinebefragung in Deutschland zum Thema Hassrede (Hate Speech) vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena. In Österreich dürfte die Situation ähnlich sein. "Die meisten Postings, die bei uns gemeldet werden, handeln von Geflüchteten oder Muslimen", sagt Caroline Kerschbaumer. Sie ist Geschäftsführerin der österreichischen Beratungsstelle Zara für Betroffene und Zeugen rassistischer Diskriminierung. Unter dem Motto "Hass im Netz" wird die Institution seit 2017 im Auftrag der Bundesregierung bei allen Arten von Beschimpfungen aktiv (mehr dazu im Infokasten unten). "Wir sollten mehr Zivilcourage zeigen und betreffende Postings melden", sagt die 38-jährige Wienerin. Besonders schockiert sind sie und ihre Kollegen, dass Äußerungen, die 2014 noch als diskriminierend eingestuft wurden, bereits zwei Jahre später als ganz normal erlebt wurden.

Schicksale polarisieren

Doch nicht nur Ausländer kommen im Internet unter die Räder. Auch Menschen mit schwerem Schicksal schlägt im Internet oft purer Hass entgegen. So berichtete Samuel Koch, der seit einem Unfall bei "Wetten, dass …?" querschnittsgelähmt ist, jüngst über Anfeindungen und die einst verschleppte Natascha Kampusch schrieb sogar ein Buch über die negativen Reaktionen vieler Menschen. Doch wie kann man jemanden hassen, dem man klassisch eher Mitleid entgegenbringen würde? "Dabei geht es um Menschen, die trotz Schicksalsschlägen erfolgreich dargestellt werden. Das emotionalisiert und polarisiert", erklärt Primaria Johanna Winkler vom Neuromed Campus in Linz. Menschen, die unzufrieden und überfordert sind, würden leichter Hass entwickeln als glückliche Menschen. Wer hasst, fühlt Macht und Überlegenheit. "In Gruppen gelebt sind diese Gefühle noch stärker", sagt Winkler. Hass habe es immer gegeben, er zählt sogar zu den Todsünden. Bei dem Gefühl handelt es sich um eine Charaktereigenschaft. "Man ist aber glücklicher ohne Feindbilder", so die Psychiaterin.

Die Folgen von Anfeindungen sind für die Opfer oft gravierend. "Das reicht von Schlaf- und Energielosigkeit über Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken. Solche Postings haben psychologische Folgen und richten seelischen Schaden an", sagt Winkler. Diese Erfahrung wird auch durch die anfangs angeführte Befragung untermauert: Zwei Drittel der Betroffenen benennen verschiedene negative Auswirkungen wie Stress (33 Prozent), Angst und Unruhe (27 Prozent), Depressionen (19 Prozent) und Probleme mit dem Selbstbild (24 Prozent). Für 15 Prozent ergaben sich Schwierigkeiten bei der Arbeit oder in der Bildungseinrichtung. Noch ausgeprägter sind diese Probleme bei den Jungen, zeigt die Studie.

Hasspostings anzeigen

  • „Wer ein Hassposting entdeckt, sollte davon einen Screenshot mit Datum machen und es an uns schicken. Wir kümmern uns dann – wenn möglich – um die Löschung“, sagt Caroline Kerschbaumer (www.zara.or.at).
  • Viele Poster glauben, dass sie im Internet anonym sind. „Meist ist es aber einfach herauszufinden, wer der User ist“, sagt Kerschbaumer. Allerdings würde mehr als die Hälfte der Hassposter ohnehin mit ihrem Klarnamen posten.
  • Strafrechtlich relevant sind Postings, die in den Bereich Verhetzung (Paragraph 283) und Beleidigung (Paragraph 115) fallen. Letzteres ist ein sogenanntes Privatanklage-Delikt, das man anzeigen kann. Man trägt allerdings selbst das Prozesskostenrisiko. Anders ist es, wenn sich die Beleidigung gegen Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder Herkunft richtet: Dann handelt es sich um ein Ermächtigungsdelikt, bei dem die Staatsanwaltschaft tätig werden kann. Bei sogenannten Offizialdelikten muss die Staatsanwaltschaft sogar Anklage erheben.
  • Bei Delikten aus dem Bereich Hasspostings sind in Österreich deutlich mehr Männer als Frauen die Täter. Allerdings ist der Prozentsatz der Frauen hier höher als bei anderen Delikten.
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Autorin
Dietlind Hebestreit
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