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Gesichtserkennung: Eine faszinierende Technologie mit Missbrauchspotenzial

Von Leander Bruckbög, 18. Mai 2019, 00:04 Uhr
Gesichtserkennung: Eine faszinierende Technologie mit Missbrauchspotenzial
Gesichtserkennung ist keine Zukunftsmusik mehr. Bild: Colourbox.de

Sie erleichtert den Bürgern das Leben, während die Privatsphäre weiter schwindet.

Es ist so praktisch. Einfach das Handy in die Hand nehmen, und schon entsperrt es sich wie von Zauberhand. Was früher in das Reich der Science-Fiction fiel, ist längst Realität geworden. Doch wie bei technologischen Fortschritten so oft der Fall, geht der Komfort des Nutzers mit möglichem Missbrauch einher.

Biometrische Gesichtserkennung ist eine hochmoderne Technologie, die eine längere Geschichte hat, als man vielleicht meinen möchte. Bereits 1964 begann der Informatiker Woody Bledsoe die Entwicklung eines Programms, das Fotos mit einer Datenbank von Verbrecherfotos abgleichen sollte. Schon wenige Jahre später konnte das System frontal fotografierte Gesichter laut seinen Angaben besser identifizieren als ein Mensch. Heute gibt es eine Vielzahl an Anbietern, die großen Tech-Firmen Facebook, Google, Apple, Microsoft und Amazon beispielsweise haben allesamt eigene Programme entwickelt.

Funktionsweise

Doch wie funktioniert Gesichtserkennung? Grundsätzlich muss die Software fähig sein, Gesichter aus einem Bild oder Video herauszupicken. Augen, Nase, Mund und deren typische Abstände zueinander bilden eine gute Basis, um dies zu ermöglichen. Bei Fotokameras ist diese Funktion schon seit Jahren im Einsatz, um sicherzustellen, dass fotografierte Personen im Fokus sind.

Der nächste Schritt ist die Zuordnung eines Gesichts zu einem bestimmten Eintrag in einer Datenbank. Auch dies kennt man von besser ausgestatteten Fotokameras oder von Social-Media-Plattformen, wo der Nutzer anhand bestehender Fotos auf neu hochgeladenen Bildern erkannt wird. Dies wird ebenfalls anhand der Abstandsverhältnisse sogenannter Knotenpunkte im Gesicht erreicht. Wird ein Gesicht erfasst, ermittelt das System eine eventuelle Drehung des Kopfes im Raum, um Abstände richtig erkennen zu können und den Abgleich mit der Datenbank zu ermöglichen. Bei zweidimensionalen Gesichtsdaten muss der Kopf zumindest 35 Grad in Richtung Kamera geneigt sein.

Moderne Gesichtserkennungssysteme verwenden aber oft ein dreidimensionales Gesichtsmodell, das erlaubt, ein Gesicht aus jedem beliebigen Winkel zuverlässig zu erkennen. Erstellt wird dieses aus Bewegtbildern oder mittels Tiefensensoren. Im iPhone X etwa wird das Gesicht per Infrarotsignal erfasst. Auch aus einem einzelnen Foto lässt sich ein dreidimensionales Gesichtsmodell errechnen, wenn auch nicht so exakt wie mit anderen Mitteln.

Neben dem Abgleich der verschiedenen Knotenpunkte im Gesicht kann dazu auch die Textur und Farbe der Haut herangezogen werden. Moderne Systeme sind relativ unempfindlich gegenüber Gesichtsaudrücken wie Lachen oder Stirnrunzeln, auch Bartwuchs kann eine gute Gesichtserkennungssoftware kaum noch täuschen. Sonnenbrillen sind dagegen schwieriger zu umgehen. Dieses Problem kann aber mit zusätzlichem Aufwand gelöst werden, etwa durch den Einsatz von Wärmebildkameras.

Anwendung

Anwendungsbereiche für Gesichtserkennung gibt es viele, wie bereits erwähnt bei Foto- und Videokameras, zur Entsperrung mobiler Geräte wie Handy oder Laptop oder zur einfachen Katalogisierung der eigenen Fotos in Bildarchiv-Programmen oder auf sozialen Netzwerken.

Im nicht-privaten Bereich steht der Sicherheitsgedanke an allererster Stelle. So kann Gesichtserkennung bei der Passkontrolle oder zum guten alten Abgleich mit Verbrecherdatenbanken zum Einsatz kommen – so wie es auch von Beginn an im Jahre 1964 angedacht war. Dank der Verbreitung von Überwachungskameras und der Geschwindigkeit moderner Gesichtserkennungs-Software können öffentliche Räume in Echtzeit kontrolliert werden. Drohnen mit hochauflösenden Kameras können zudem Gesichter aus mehreren hundert Metern Entfernung mobil identifizieren.

Traum oder Albtraum?

Was für Geheimdienste und andere Sicherheitsorganisationen wie ein Traum klingt, lässt Datenschützer aber erschaudern. So hat nun die Stadt San Francisco diese Woche ein Gesetz verabschiedet, das Behörden die öffentliche Überwachung mittels Gesichtserkennung untersagt.

Besonders problematisch ist die Nutzung von Gesichtserkennung zur Kontrolle und Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden. Michal Kosinski, der an der Uni Cambridge forscht, ließ vergangenes Jahr mit seiner Behauptung aufhorchen, er könne mithilfe künstlicher Intelligenz ein Gesicht analysieren und beispielsweise erkennen, ob ein Mensch homosexuell ist. In Russland, wo Homosexualität geächtet ist, zeigte die Regierung bereits großes Interesse an Kosinskis Forschungsergebnissen. Die chinesische Regierung, die die großflächige Überwachung ihrer Bürger bereits umgesetzt hat, nutzt die Gesichtsfeldanalyse auch, um die Uiguren-Minderheit gezielt zu kontrollieren. Sie sind durch ihre Gesichtszüge einfach von Han-Chinesen zu unterscheiden.

Auch in Österreich ist der Einsatz von Gesichtserkennung durch das Bundeskriminalamt bereits beschlossene Sache. Ab Dezember wird eine speziell dafür angeschaffte Software zum Einsatz kommen – allerdings nur bei schweren Straftaten wie Raub und Mord.

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Autor
Leander Bruckbög
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