Schön bunt: Österreicherinnen-Tag bei der Modewoche in Berlin

Bei der Modewoche in Berlin standen gestern gleich drei österreichische Labels auf dem Programm. Den Anfang machte Sportalm Kitzbühel unter der Leitung von Designerin Ulli Ehrlich. Ihr zentrales Thema lautet: "Female Empowerment".

Als starke Frau auf dem Laufsteg trat Giusy Versace an. Nicht nur in ihrer Heimat Italien gilt die 42-Jährige, die bei einem schweren Autounfall beide Unterschenkel verlor, als Superstar. Sie zeigt, dass Beinprothesen nicht im Widerspruch zu Designerkleidung und rotem Teppich stehen. Das lebt die Nichte der beiden Mode-Legenden Gianni und Donatella Versace vor. Außerdem wurde sie als Sprinterin zur erfolgreichen Paralympics-Athletin, gewann die italienische Ausgabe von "Dancing Stars" und gehört dem Parlament ihres Heimatlandes an.

Glitzernde Prothesen

Für Sportalm Kitzbühel eröffnete und schloss sie gestern die Show, zunächst in Casual-Mode mit Glitzer-Prothesen und Stiletto-Boots, dann im sportlichen Outfit mit pinken Sneakers. Auch dieses Mal führte Ulli Ehrlich in ihrer Kollektion sportliche und feminine Styles zusammen, wie immer mit starken Farben wie Rot und Pink.

Bei Lena Hoschek gibt es viel zu feiern. Die Grazer Designerin erwartet in wenigen Wochen ihr zweites Kind. Ihr Modelabel begeht heuer seinen 15. Geburtstag, und zum Jubiläum feiert die Kleidermacherin aus Graz ganz besonders jene Elemente, die ihre Kreationen seither so beliebt gemacht haben: feminin-mondäne Schnitte, edle Stoffe mit traditionellen Mustern und feines Kunsthandwerk. Sie war gestern Mittag mit ihrer Präsentation an der Reihe und nahm die Gäste mit auf eine Reise, die mehrere Kulturen umspannte: Es gab Einflüsse aus Wien und den Balkanländern, aus Frankreich und Italien bis hin zu Ostanatolien und Moldawien. Die Bundeshauptstadt steuerte als Inspiration etwa den Wiener Schal bei, mit persisch inspirierten Mustern aus feiner Seide und Wolle, mit handgeknüpften Fransen.

Gerüche und Farben

"Beim Designen geht es mir wie beim Kochen", plauderte Hoschek aus dem Nähkästchen. "Auf dem Markt inspirieren mich die unfassbare Farbenvielfalt und die vielen Gerüche. Im Atelier ist es die unglaubliche Materialvielfalt – unzählige Bänder, besondere Prints, erlesene Stoffe. So arbeite ich mich von den Zutaten bis hin zum endgültigen ,Gericht‘ vor." Die Kollektion präsentierte sich in den Farben orientalischer Gewürzbasars mit vielen erdigen Tönen und kraftvollen Rot-Nuancen. Eröffnet wurde die Schau mit einem für die Steirerin typischen Bänderrock, der gänzlich aus verzierten Bändern und Borten gefertigt ist.

Die Tiroler Modemacherin Rebekka Ruetz steht im Bann des Kampfes gegen die Umweltkrise: Es gelte, die Erde zu retten, und der potenzielle Beitrag der Modeindustrie sei beträchtlich, gab sie sich schon vor der Show kritisch gegenüber der eigenen Branche.

Wild, scharf und schrill

Ihre Herbst-/Winterkollektion 20/21 heißt "strident", übersetzt bedeutet das so viel wie kreischend, scharf, schrill. Denn wer genauer hinsah, sollte in den wilden, schönen Farben der Prints symbolhaft Hinweise auf die Verschmutzung der Weltmeere und die Gefahr von Mikroplastik entdecken.

Viel Fake Fur war zu sehen, gefleckt und in Neongelb, viel schwarzes Kunstleder und dunkelroter Cordsamt. "Das in den Kleidern verwendete Gold symbolisiert die Lebensadern unseres Planeten, die mit Gewalt aus ihm geschürft und herausgebrochen werden", so die Designerin.

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