Nino Cerruti mit 91 Jahren nach Hüft-OP verstorben
Der Italiener, der für absolute Eleganz stand, übernahm die Firma des Großvaters und machte daraus eine führende Designermarke.
Er revolutionierte in den 1960er-Jahren die Herrenmode und verhalf Giorgio Armani zu seinem Durchbruch in der Branche: Am Wochenende ist der berühmte italienische Modedesigner Nino Cerruti im Alter von 91 Jahren an an den Folgen einer Hüftoperation gestorben. "Ein Riese unter den italienischen Unternehmern geht von uns", erklärte der stellvertretende Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Gilberto Pichetto, zum Tod des Designers.
Geboren wurde Nino Cerruti 1930 in Biella im Piemont, wo auch die Stofffabrik seines Großvaters stand, die er im Alter von 20 Jahren übernommen hatte. 1957 eröffnete der Mann, der Philosophie studiert hatte und lieber Journalist geworden wäre, in der Nähe von Mailand sein erstes Herrenbekleidungsunternehmen Hitman, das elegante Kleidung in industriellem Maßstab produzierte. Giorgio Armani begann bei Hitman Mitte der 1960er-Jahre seine Karriere.
Eine Boutique in Paris
1967 eröffnete Nino Cerruti dann an der Place de la Madeleine in Paris seine erste Herren-Boutique und mit dieser das Designzentrum Cerruti 1881 – als Hommage an jenes Jahr, in dem sein Großvater die kleine Textilfabrik hatte. Produziert wurde aber weiterhin in Italien. Der Grandseigneur der italienischen Mode stand für Eleganz und Understatement und eine gewisse Lässigkeit. Seine Schöpfungen gelten als unaufdringlich elegant, als Mode für den Alltag. Das typische Cerruti-Design – weiche Silhouetten, viel Farbe und Tradition – begeisterte Kunden wie den französischen Filmstar Jean-Paul Belmondo. Schon bald war Cerruti auch in Hollywood gefragt, und seine Entwürfe wurden von Stars wie Michael Douglas, Richard Gere, Jack Nicholson und Robert Redford vor und hinter der Kamera getragen.
Der Designer der Stars
Wie Giorgio Armani, Gianni Versace und Gianfranco Ferré, die in den siebziger Jahren mit ihren eigenen Marken begannen, setzte auch Cerruti mit seinem "casual chic" die modische und geschäftliche Expansion fort. Außer Herren- brachte er bald auch Damenmode heraus, außer Konfektion schuf er auch Sport-, Jeans- und Sportmode.
Er machte gute Geschäfte mit Düften und stattete Sportler aus, zum Beispiel den amerikanischen Tennisspieler Jimmy Connors, den schwedischen Skifahrer Ingemar Stenmark und das Ferrari-Formel-1-Team.
In einem "Playboy"-Interview kritisierte Cerruti 2009, dass sich die meisten Politiker schlecht anzögen, weil ihnen einfach niemand erkläre, wie es gehe. "Ich frage mich dann immer, ob es niemanden gibt, der sie beraten könnte", sagte Cerruti. "Die Suche von poetischen Designern nach Sensibilität, nach mehr Freiheit wird massakriert", sagte er 2016 in einem Interview.
Seine eigene Epoche sei romantisch gewesen, heute sei alles nur noch Business.
2000 verkaufte Cerruti die Mehrheit seines Unternehmens an die italienische Investorengruppe Fin.Part (Modekonzern mit den Marken Frette, Maska und Moncler). Die Frühling-/Sommerkollektion 2002, welche 2001 präsentiert wurde, war die letzte, die er entworfen hatte. Nach der Insolvenz gab Fin.Part das Unternehmen 2006 an den US-Investmentfonds MatlinPatterson ab. 2010 wechselte es mit dem chinesischen Handelsunternehmen Trinity Limited schließlich erneut den Besitzer.