Zwei Brüder auf der Überholspur
Der VW-Konzern übernahm einst die Pleite-Kandidaten Seat und Skoda und formte die Autohersteller zu Vorzeigebetrieben, die sich prompt zu Boom-Marken entwickelten.
„Auch uns macht die E-Mobilität richtig Spaß“
Wolfgang Wurm, Geschäftsführer Seat Österreich
Warum boomt ihre Marke derart stark?
Der Seat-Boom basiert auf unseren Produktoffensiven mit dem Fokus auf neue SUV-Modelle sowie dem dauerhaft guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Weitere Eckpfeiler sind natürlich das starke Händlernetz mit einer außergewöhnlichen Performance sowie unsere moderne, junge und selbstbewusste Markenpositionierung. Zudem erleben wir seit letztem Jahr auch einen Cupra-Boom, der 2020 mit der FC-Barcelona-Kooperation und eigenständigen Modellen wie dem SUV Formentor weltweit Aufsehen erzeugt.
Thema E-Mobilität: Die Karten werden neu gemischt, wird ihre Marke weiter zulegen können – mit Modellen, in denen alternative Antriebe verbaut sind?
Wir haben unsere Elektrooffensive bereits mit dem Mii electric begonnen und legen noch heuer mit den Plug-in-Hybriden Leon und Tarraco sowie dem vollelektrischen el-Born nach. Uns ist wichtig, dass wir über den Tellerrand blicken, um dem Kunden die Ängste vor der Elektromobilität zu nehmen – zum Beispiel mit einem Leasingangebot, das unter anderem eine ÖBB-Jahreskarte für die längeren Strecken beinhaltet. Und wir werden weiter zulegen, weil auch uns die Elektromobilität Spaß macht. Seat ist sportlich, und jeder, der sportlich denkt, findet an einem elektrischen und energieeffizienten Antrieb Gefallen.
Im Rückspiegel: Was hat ihre Marke aus ihrer Vor-VW-Zeit gelernt?
Wir haben unsere eigene Markenidentität entwickelt. Vom 600er bis zum Tarraco stehen wir für designorientierte, coole Autos und denken schon immer an urbane und leistbare Mobilität. Dieses Denken und unsere Identität machen diese Marke aus.
"Skoda ist einer der traditionsreichsten Autohersteller"
Max Egger Geschäftsführer Skoda Österreich
Warum boomt ihre Marke derart stark?
Skoda hat eine klar ausgerichtete Strategie mit kontinuierlichem Wachstum. Die Nummer-2-Position am österreichischen Markt ist das Ergebnis eines starken Händlernetzes und eines modernen Modellangebots, das optimal auf die Wünsche der Österreicher ausgerichtet ist. Der Octavia als beliebtestes Auto Österreichs 2019 ist der emotionale und zugleich statistische Beweis für die hohe Attraktivität der Marke.
Thema E-Mobilität: Die Karten werden neu gemischt, wird ihre Marke weiter zulegen können – mit Modellen, in denen alternative Antriebe verbaut sind?
Die aktuelle, sehr junge Modellpalette bietet das Fundament. Und mit der E-Mobilität ergeben sich neue Chancen. Wir starten jetzt zur Vienna Autoshow mit dem rein elektrischen CitiGo iV mit einer Reichweite von 260 km, gleichzeitig bringen wir den Superb iV als Plug-in-Hybrid. Der Octavia iV folgt noch heuer. Und zum Jahresende startet der vollelektrische Vision iV.
Im Rückspiegel: Was hat ihre Marke aus ihrer Vor-VW-Zeit gelernt?
Skoda zählt zu den traditionsreichsten Herstellern aus den Pioniertagen des Automobils – wir feiern heuer unser 125-Jahr-Jubiläum! Durch den eingeschränkten Aktionsradius des ehemals planwirtschaftlich geprägten Wirtschaftssystems in Tschechien waren viele Ambitionen einfach unmöglich umzusetzen. Nach dem Zusammenschluss mit der Volkswagen AG wurde aus der zwischenzeitlichen Raupe ein wunderschöner Schmetterling. Eine Marke, die jedoch ihren "human touch" und ihr "smart understatement" behalten hat. Die Mitarbeiter waren begeistert vom Aufbruch und arbeiten mit Leidenschaft für Skoda.
Historie der Marken ...
Seat
gegründet: 1950
Ursprungsland: Spanien
im VW-Konzern seit: 1982/1986
Fiat-Filiale: Am 9. Mai 1950 wurde die Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. („Spanische Gesellschaft für Pkw“) in Barcelona gegründet, drei Jahre später lief der erste Seat vom Band – der 1400, der baugleich war mit dem Fiat 1400. Bis 1984 waren auch alle anderen Modelle Lizenzfertigungen der Italiener. 1957 folgte der Seat 600 (baugleich: Fiat 600). Geschützt durch hohe Importzölle, konnte Seat im fast abgeschotteten Heimmarkt rasch wachsen. 1982 stieg VW ein, im Jahr 2000 übernahmen die Wolfsburger Seat zur Gänze. Seither steigen die Verkäufe von Ibiza, Leon und den Markenbrüdern. Österreich hat hinter Spanien den weltweit höchsten Seat-Marktanteil.
Skoda
gegründet: 1892
Ursprungsland: Tschechien
im VW-Konzern seit: 1991/2000
Tschechische Tradition: 1895 als Laurin & Klement gegründet, kaufte der Maschinenbaukonzern Skoda 1925 den Autohersteller. Namensgeber war Emil von Skoda. Das erste Werk entstand in Mlada Boleslav, nördlich von Prag. Erstes Auto war die Voiturette (2-Zylinder, 7 PS). Vor dem Zweiten Weltkrieg gelang den Tschechen mit dem Popular der Durchbruch. Legendär ist der 1000 B mit Heckmotor, der ab 1964 gefertigt wurde. 1991 kaufte sich VW bei Skoda ein, im Jahr 2000 wurde die Übernahme abgeschlossen. Seither zeigen die Verkaufszahlen nach oben. 2013 lief der 15-millionste Skoda vom Band, heuer löste der Octavia in Österreich den VW Golf als meistverkauftes Modell ab.