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Wenn Scheinwerfer Augen machen

Von Carsten Hebestreit   03.August 2019

Bis Autos vollautonom unterwegs sind, wird der Linzer Autofrühling noch oft aufblühen. Viele technische, ethische, gesetzliche und versicherungstechnische Hürden müssen noch überwunden werden. Ein gewichtiger Teil davon sind die Sensoren, die den Raum rund ums Auto scannen. Schon heute liefern Infrarot- und Ultraschall-Sensoren sowie Kameras auf kurzen Fahrtstrecken Gigabytes an Daten. Zu wenig allerdings für Autonomes Fahren auf Level 5. Dafür muss die Auto-Umgebung verlässlicher und detaillierter erfasst werden.

Libelle als Vorlage

Der Wieselburger Scheinwerfer-Spezialist ZKW startete vor eineinhalb Jahren das "Project Dragonfly" – das Projekt Libelle. "Eine Libelle kann 360 Grad mit ihrem Blick abdecken", begründet Projektleiter Stefan Weißensteiner im OÖN-Gespräch die Namensgebung.

Wenn Scheinwerfer Augen machen
Stefan Weißensteiner versteckt Sensoren in Scheinwerfern.

Aktuell sind die Sensoren und Kameras oben in der Mitte der Windschutzscheibe, im Kühlergrill, in der Frontschürze oder auf der Unterseite der Außenspiegel platziert. "Nicht für alle Anwendungsfälle optimal", sagt der Niederösterreicher. Die Eckpunkte eines Autos seien da viel besser. Weil von dort tatsächlich alle Bereiche rund ums Auto erfasst werden können – vor allem mit Kameras.

Konkret haben die ZKW-Entwickler die neuen "Augen" des Autos in den Scheinwerfern versteckt. "Dieser Platz hat mehrere Vorteile", sagt Weißensteiner. "Scheinwerfer sind fix mit dem Fahrzeugrahmen verschraubt und verwinden sich trotz vieler Vibrationen nicht." Und dann sei hinter den durchsichtigen Scheiben der Einsatz von Kameras und anderen empfindlichen Sensoren uneingeschränkt möglich.

Information fehlt

Aktuell schlagen Toter-Winkel-Assistenten Alarm, wenn der Lenker überholen möchte und ein anderes Fahrzeug auf der Spur daneben unterwegs ist. "Diese Sensoren, die auf der Unterseite der Außenspiegel montiert sind, können nur erfassen, dass dort ein Hindernis ist, aber nicht, welches", sagt der ZKW-Projektleiter. "Hilfreich wäre aber zu wissen, ob sich ein Fußgeher, ein Auto, ein Fahrradfahrer oder ein anderer Verkehrsteilnehmer neben dem Wagen befindet."

Zudem seien beispielsweise Stoßstangen zu tief für Sensoren. "Distanzmesssysteme würden in dieser Höhe unter Lkw ,hindurchschießen’." Und würden nicht immer Fußgeher erfassen. Dachrelings oder auch die Oberkante von Windschutzscheiben wiederum seien zu hoch. Kurzum: "Scheinwerfer sind von der Höhe her optimal."

Und dann wären da noch die Wettereinflüsse. Weißensteiner: "Bei wolkenlosem Himmel in Kalifornien funktioniert alles recht gut. Aber bei uns im Nebel, bei Regen, in der Nacht – da wird’s schon schwieriger." Und da hakt ZKW ein.

Die Wieselburger rüsteten einen Audi Q3 mit dem Testsystem aus. Allerdings vorerst nur an der Front. "Dort decken wir mehr als 180 Grad Blickwinkel ab." Seit Juni sind die Niederösterreicher mit ihrem Test-Auto auf vier behördlich genehmigten Strecken in Österreich unterwegs. In drei, vier Jahren soll das System serienreif sein.

 

ZKW: Das Unternehmen

1938 von Karl Zizala in Wien gegründet, wird das Unternehmen 1954 um das Werk Wieselburg erweitert. Gefertigt werden dort Metallkomponenten für die Lohner- und Puch-Werke. 1982 übernimmt die Familie Mommert das Unternehmen, das ab 2007 expandiert.

Heute beschäftigt der Spezialist für Premium-Lichtsysteme und Elektronik 9700 Mitarbeiter an acht Standorten in Europa, Amerika und Asien. Allein in Österreich zählt ZKW 3400 Mitarbeiter.

Zu den Kunden zählen unter anderem Audi, BMW, Daimler, MAN, Porsche, Skoda, SGM, Volvo und VW. Jahresumsatz 2018: 1,34 Milliarden Euro.

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