Von einem, der Maßstäbe setzt
Wie gut ist der neue Golf? Klar ist: Der Konkurrenzdruck ist immens und die Wolfsburger müssen die Latte wieder ein Stück höher legen.
Als Gerd Müller 1974 Deutschland im Münchner Olympiastadion in den Fußball-Olymp bombte, geschah weiter nördlich auch etwas "Weltmeisterliches": VW stellte den ersten Golf vor.
Heute, 35 Millionen verkaufte Einheiten später, leuchtet das Licht nicht mehr so gleißend, wenn eine neue Golf-Generation vor den Vorhang rollt. Diese Abkühlung ist hausgemacht. VW produzierte 2015 den Dieselskandal, der den größten Wandel in der Automobilgeschichte auslöste. Bei der IAA 2019 richteten die Wolfsburger konsequenterweise den Fokus auf den ID.3, auf den ersten reinen Stromer aus dem eigenen Haus. Und die achte Generation des Golf? In der Vorwoche lud VW zu ersten Testfahrten nach Porto. Business as usual, wie’s auf Neudeutsch heißt.
Wenig Design-Änderungen
Typischerweise bremste VW seine Design-Abteilung ein. Zugegeben, die Windschutzscheibe ist ein wenig flacher – und wirkt dadurch dynamischer. Und LED-Licht vorne wie hinten ist serienmäßig. Blendfreie Matrix-LEDs kosten Aufpreis.
Die Revolution sparten die Wolfsburger für den Innenraum auf: die Digitalisierung. Das riesige Cockpit-Display lässt sich mannigfach gestalten – über Lenkradtasten. Der mehr als 10 Zoll große Touchscreen daneben spielt alle Stückln, sagt Volkswagen. Die Bedienung sei intuitiv, schieben die Wolfsburger hinterher. Tatsächlich packte VW vom Webradio bis hin zu Lichter-Einstellungen alles ins Infotainment-System, was aktuell Stand der Technik ist – in höheren Fahrzeugklassen. Kurzum: Der Lenker muss sich Zeit nehmen, um im Ernstfall – beim Fahren – zielsicher in die Tiefen des Systems vordringen zu können. Gewöhnungsbedürftig sind die Sensor-Tasten (laut/leise, warm/kalt). Apple CarPlay (kabellos) und Android Auto fahren mit.
Holprige Sprachsteuerung
Die Sprachsteuerung "Hallo Volkswagen" wartet auf Befehle, die sehr einfach formuliert sein müssen – am besten funktionieren vorgefertigte Worthülsen. Daneben fährt auch Amazons "Alexa" mit, die auf Kommando Musik spielt oder Nachrichten oder das Wetter abruft. Gestochen scharf spiegelt das Head-up-Display Infos auf die Windschutzscheibe. Smartphones ersetzen Fahrzeugschlüssel – dank "Mobile Key". Und mittels Car2X kommunizieren Autos untereinander und warnen vor Staus und gefährlichen Situationen. Die Zukunft hat begonnen.
Auf den ersten Testkilometern faszinierten die exzellente Geräuschdämmung und die komfortablen Sitze. Die Lenkung reagiert angenehm direkt, die Spurtreue verdient sich ein "Ausgezeichnet".
Die ersten Golf-Modelle kommen im Februar 2020. Einstiegspreis: unter 22.000 Euro.
VW Golf VIII: Die Antriebe
Zum Start im Februar 2020 bietet VW drei Motoren an:
1,5 TSI mit 130 und 150 PS (6-Gang-Schaltgetriebe)
2,0 TDI mit 115 (6-Gang-Schalter) und 150 PS (7-Gang-DSG)
1,5 eTSI (48-Volt-Mild-Hybrid) mit 150 PS (7-Gang-DSG).
Auf den ersten OÖN-Testkilometern überzeugte neben den TDIs vor allem der Mild-Hybrid-Antrieb mit seiner Spontanität.
Später folgen die Benziner 1,0 TSI (980, 110 PS), der 2,0 TSI (190, 245 und 300 PS) sowie der 2,0 TSFI (333 PS).
Beim Diesel kommt noch der 2,0 TDI mit 115 bzw. 200 PS.
Der 1,0 eTSI Mild Hybrid mit 110 PS kommt im Juni 2020.
Zwei Plug-in-Hybride (205, 245 PS) sowie ein Erdgas-Modell mit 130 PS folgen.
Gäähhhn, so ein fades Auto, und die Front ist sogar richtig hässlich geworden.. Schade VW. Aber ich hoffe, dass die ID-Reihe ohnehin besser verkauft wird. Wer will sich jetzt auch noch einen Verbrenner kaufen, besonders im Klein/Kompaktwagensegment?