Golf I GTI: Der Bubentraum mit den rotkarierten Sitzbezügen
WOLFSBURG. Eine Fahrt übers Land mit dem originalen Golf I GTI.
Auf dem GTI-Treffen in Reifnitz huldigen die VW-Jünger dem einst stärksten Einser-Golf. Zumeist perfekt restauriert, versprüht der Ur-GTI nicht nur am Wörthersee eine unvergleichliche Magie. Auch jenes Exemplar, das im Depot von VW Classic in Wolfsburg parkt, umgibt Legendenstatus. 115.000 Kilometer auf dem Zähler, Baujahr 1978, alles original – wie der 1,6-Liter-Motor mit den 81 kW (110 PS). Zuerst im Audi 80 GTE verbaut, folgte nach dem VW Scirocco GTI/GLI der Einsatz im Golf GTI (Gran Turismo Injection). Auch dank der läppischen 810 Kilogramm Leergewicht mutierte das Kürzel GTI zur Marke. Von 1975 bis 1983 (erste Generation) verkaufte Volkswagen 462.000 Stück.
Das Heulen des 4-Zylinders
Wie beim 1600 TL galt auch beim stärksten Einser-Golf: Beim Starten kräftig Gas geben. Das Aufheulen verrät: Die Niedersachsen verzichteten schon einst auf die Dämmung, irgendwie verschmolzen Passagier- und Motorraum zu einer Einheit.
1978 gebaut, verdiente "mein" GTI doch Schonung. Ein klassischer Oldtimer eben. 3000 Touren – mehr verträgt doch der Vierzylinder nicht. Oder doch? Bei knapp mehr als 6000 Umdrehungen und mit einem lauten Geheul kracht der VW gegen eine unsichtbare Wand – der Drehzahlbegrenzer setzt unvermittelt und beinhart ein. 9,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 spielten damals in einer einsamen Liga, heute scheint dieser Wert längst Standard zu sein. Wie sich das Autofahren doch wandelte!
Feine rote Streifen zum Beispiel um den Kühlergrill, ein Golfball als Ganghebel, Öltemperaturanzeige, rotkarierte Sitzbezüge, GTI-Logos da und dort – das war’s. Der stärkste Golf seiner Zeit galt als Meister der Untertreibung.
Unterwegs in einer Legende – die Fahrt relativierte vieles, aber nicht alles. GTI ist und bleibt Kult.
Wieviele Sterne beim Crash-Test ...?
Wie haben wir damals nur überlebt ? - muss ein Wunder gewesen sein ?
Oder wir übertreiben es heutzutage einfach nur maßlos.