Die Auferstehung einer Ikone: Isetta mit Elektro-Antrieb
GÖTTINGEN. Der Nachbau des pfiffigen Kabinenrollers aus den 1950er-Jahren kommt Anfang 2023 auf den Markt.
Noch kein Auto, aber auch kein Motorrad mehr: BMW war Anfang der 1950er-Jahre noch unerfahren mit dem Autobau, da lief’s längst ausgezeichnet mit der Zweiradproduktion. Aber da war doch eine Lücke dazwischen, oder? Richtig: Goggomobil hieß das eine Modell, Messerschmitt Kabinenroller das andere – beides einfache wie praktische Kabinenroller. Und dann ließ der Italiener Renzo Rivolta von den Flugzeugingenieuren Ermenegildo Preti und Pierluigi Raggi die Iso Isetta konstruieren. BMW besorgte sich die Lizenz für den Nachbau und rüstete einen Motorrad-Einzylinder mit Gebläsekühlung und mit einer Starterlichtmaschine aus. Im Original mit vier Rädern (hinten Zwillingsreifen), in Österreich nur mit drei – somit galt die Isetta als Motorrad und durfte mit dem entsprechenden Zweirad-Führerschein gelenkt werden.
162.000 Stück gebaut
Die Isetta wurde ein Erfolg: Von 1955 bis 1962 wurden 161.728 "Motorcoupés" gebaut. Heute gelten die zweisitzigen "Knutschkugeln", die durch die Frontklappe geentert wurden, als rare Legenden.
ElectricBrands übernahm Projekt
Das deutsche Unternehmen Artega wollte in Zeiten des Downsizings die Isetta wieder aufleben lassen – als Elektromobil. Doch gerieten die Deutschen in eine finanzielle Schieflage, weshalb auch die Evetta, so der Name der E-Version, ins Schlingern geriet. Aufgefangen hat ElectricBrands das pfiffige Projekt. Das Unternehmen launcht auch den XBUS, einen kompakten E-Transporter für die Stadt.
Mit der 100-prozentigen Übernahme von Artega nennt ElectricBrands die Evetta in Karo um. Die Tür öffnet ganz nach dem Original aus den 1950er-Jahren nach vorne, in der Länge misst Karo 2,48 Meter – ähnlich dem Smart der ersten Generation. Die Breite gibt ElectricBrands mit 1,50 Metern an.
Bis zu 90 Stundenkilometer schnell soll Karo sein. Und 200 Kilometer weit mit einer Ladung Strom kommen.
5000 Stück pro Jahr
Das rein elektrische Leichtfahrzeug im Isetta-Retro-Stil erhielt inzwischen die Typengenehmigung, aktuell werden die Produktionslinien in Göttingen aufgebaut. Anfang 2023 sollen die ersten Kabinenroller vom Band laufen. 250 Mitarbeiter werden mit der Produktion beschäftigt sein, sagt ElectricBrands. Geplant ist, dass pro Jahr 5000 Karo hergestellt werden. Dann lebt eine automobile Legende wieder auf – zumindest elektrisch.
ElectricBrands
Die ElectricBrands AG ist ein deutscher Hersteller von Elektrofahrzeugen mit Sitz in Schleswig-Holstein. Gegründet wurde das Unternehmen 2020 in Hessen, ehe der Unternehmenssitz im Mai 2021 an den geplanten Produktionsstandort nach Itzehoe verlegt wurde. Das erste Produkt von ElectricBrands ist der XBUS, ein Elektroleichtfahrzeug in der L7E-Klasse, das bereits seit 2018 entwickelt wird. Der erste Prototyp des XBUS wurde im Juli 2021 der Weltöffentlichkeit präsentiert.
ElectricBrands entwickelt und vertreibt nachhaltige E-Fahrzeuge mit einer hohen Nutzbarkeit. Besondere Merkmale sind die Integration von Solarzellen, das Wechselsystem für Batteriemodule und die verschiedenen Modulaufbauten, die der Kunde eigenständig wechseln kann.
ElectricBrands hat ein flächendeckendes Händler- und Servicenetz in Europa.