Der Trend, der nimmt kein End’
Nicht nur die E-Bikes boomen, auch die Fahrräder ohne E-Unterstützung werden extrem nachgefragt – KTM war schon im Mai 2021 für das heurige Jahr ausverkauft.
Ich habe so viele Fahrräder wie noch nie auf Lager", sagt Matthias Freimüller, der seit 14 Jahren in Gmunden das Zweiradgeschäft "Salzkammergut Biker" betreibt. Aber: Reicht der Vorrat auch? Im Vorjahr waren fast alle Anbieter ausverkauft, vor allem E-Bikes waren kaum noch erhältlich.
"Der leichteste Weg ist, den Herstellern bzw. Importeuren den Schwarzen Peter zuzuschieben", sagt der 39-Jährige. Fakt sei aber auch: Die Zweirad-Händler selbst haben den Ansturm unterschätzt und zu wenig Fahrräder geordert. Nämlich sowohl E-Bikes als auch herkömmliche Zweiräder. Wobei die Händler auf die Lieferschwierigkeiten durch Corona reagiert und früher bei den Lieferanten bzw. bei den Herstellern bestellt haben. "Unser gesamtes Kontingent für 2022 war bereits im Mai 2021 ausverkauft", sagt Matthias Grick von KTM-Bikes.
E-Bikes: Hohe Nachfrage
Weiter voll im Trend liegen die E-Bikes, bestätigt Martin Fischerlehner, Fahrradhändler aus Freistadt. Und zwar Mountainbikes, mit denen sich auch Anfänger ins leichte Gelände wagen können. "Dabei stehen die Fullys hoch im Kurs", sagt der einstige Rennrad-Profi. Denn die Federungen vorne und hinten erhöhen den Fahrkomfort deutlich.
Aber auch Trekking-Bikes werden über alle Maßen nachgefragt. Meist auf Asphalt unterwegs, können auch Abstecher auf Schotterwege unternommen werden. Wie auch mit den Gravel-Bikes, die seit drei Jahren immer mehr Fans finden. Sowohl Martin Fischerlehner als auch Matthias Freimüller sehen bei dieser Moderichtung viel Potenzial. Rennlenker, breite Reifen – diese Universalfahrräder können überall eingesetzt werden, freilich nur nicht im schweren Gelände.
Als Standardgröße haben sich in allen Bereichen 29-Zöller durchgesetzt, wie auch bei den E-Bikes mittlerweile einfache 12-Gang-Schaltungen üblich sind. "Die modernen Schaltungen haben eine riesige Bandbreite", sagt der Gmundner. Kassetten mit 10 bis 52 Zähnen würden standardmäßig verbaut, früher waren maximal 10 bis 32 Zähne möglich. "Die Technik hat sich weiterentwickelt." Dafür ist bei der Tretkurbel nur noch ein Zahnrad im Einsatz statt wie früher drei.
Akkus zu groß?
Einig sind sich Freimüller und Fischerlehner bei den Akkus: Kunden streben nach leistungsfähigeren Batterien, doch dies sei übertrieben, so die beiden Fahrrad-Experten. Zumeist reiche ein 500-Wattstunden-Akku völlig aus. Die meisten Käufer entscheiden sich trotzdem für einen 625-Wh-Speicher.
Ein Trend geht auch Richtung Zweitakku, der im Rucksack mitgeschleppt wird. "Besser ist’s allerdings, ein leichteres Schnellladegerät einzupacken", sagt der Freistädter. "Da lassen sich bei einem Wirtshausbesuch in einer Stunde locker 20 Kilometer laden."
Beim E-Bike-Kauf solle auch darauf geachtet werden, dass der Motor entkoppelt werden kann. Sprich: Der Motor wird völlig von der Kurbel getrennt, damit verringert sich beim Betrieb ohne E-Unterstützung der Motorwiderstand auf Null.
KTM: Produktion am Limit
KTM hat die Produktionsstätten ausgebaut: Die neue, zusätzliche Produktionshalle wurde 2019 eröffnet, das neue Logistikzentrum 2020 in Betrieb genommen, drei neue Lagerhallen 2021 fertiggestellt und gleichzeitig der Zweischichtbetrieb eingeführt. Trotzdem arbeitet die Fahrrad-Produktion am Limit. Auch, weil teils bis zu 20 Prozent der Mitarbeiter wegen Corona ausfallen. „Dann müssen wir die Produktion drosseln“, sagt Matthias Grick, Abteilungsleiter Marketing, im OÖN-Gespräch. Aber auch Teile-Lieferanten kommen manchmal nicht mehr nach. Da fehlen spezielle Beilagscheiben oder Klemmen, und die Fahrrad-Produktion stockt wieder einmal.
Für heuer liegen mehr als 460.000 Bestellungen vor, davon 300.000 E-Bikes, die 80 Prozent des Umsatzes hereinspielen. „Wir liefern aktuell noch 2021er-Modelle aus, weil davon derart viele bestellt worden sind“, sagt der 31-Jährige. Positiv: „Der Chipmangel trifft uns nicht.“