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"Der Markt ist sehr, sehr kritisch"

Von Carsten Hebestreit, 10. Mai 2019, 03:27 Uhr
"Der Markt ist sehr, sehr kritisch"
"Jaguar war ursprünglich eine Limousinenmarke. Daher erwarte ich mir vom XE einen kräftigen Schub", sagt Doris Seipl. Bild: (JLR)

Jaguar/Landrover-Autohaus-Besitzerin Doris Seipl über den Brexit, die Reichweite des I-Pace und den Evoque.

Sind die intensiven Auseinandersetzungen um den Brexit bei heimischen Autohändlern, die englische Marken anbieten, spürbar? Diese und andere Fragen beantwortete Doris Seipl (47) vom gleichnamigen Autohaus in Leonding im OÖN-Interview.

 

OÖN: Der Brexit beschäftigt ganz Europa – auch das Autohaus Seipl?

Doris Seipl: Ja, denn die meisten Modelle unserer Kernmarken Jaguar und Landrover werden in England hergestellt. Bei Jaguar sind wir extrem stolz auf unsere beiden Österreicher, den I-Pace und den E-Pace, die beide bei Magna in Graz gefertigt werden. Zudem hat Jaguar/Landrover in Nitra (Slowakei) ein neues Werk errichtet, in dem schon der Discovery und später der neue Defender vom Band rollen. Der Rest der Produktion kommt von der Insel. Die Unsicherheit ist ein ganz schlimmer Faktor, denn niemand weiß, ob’s zu einem Hard Brexit kommt, ob’s zu einem neuen Referendum kommt, ob’s längere Übergangsbestimmungen gibt. Diese Unsicherheit hat sich zu Beginn der Diskussion in einer Kaufzurückhaltung geäußert, derzeit verflüchtigt sich das Thema wieder. Wünschenswert wäre zumindest eine Zollunion wie mit Norwegen, um auch eine Preissicherheit zu haben.

Was wären die Auswirkungen im Falle eines Hard Brexit?

Zölle in nicht unbeträchtlicher Höhe. Derzeit garantiert Jaguar/Landrover den Preis, der im Kaufvertrag fixiert wird.

Auch die E-Mobilität ist in aller Munde. Jaguar lieferte noch vor Audi (e-tron) und Mercedes (EQC) ein E-Modell aus: den I-Pace. Der Wagen wird den Händlern geradezu aus den Händen gerissen – in den Niederlanden und Norwegen. Und in Österreich?

Der I-Pace ist Neuland für uns und ein sehr spannendes Projekt. Das Modell wurde vor ein paar Tagen zum "World Car 2019" gewählt. Wir haben bisher 27 Stück verkauft.

Wie lang sind die Lieferzeiten?

Zwischen zwei und drei Monaten.

Genügt die Reichweite?

Das kommt auf die Kundenbedürfnisse an. Optimal ist, wenn jemand viel in der Stadt unterwegs ist. Im Kurzstreckenbetrieb sind die Verbräuche sehr gut. Laut WLTP hat der I-Pace eine Reichweite von 470 Kilometern, doch – und das wissen wir – ist die Strecke viel vom Fahrstil und der Temperatur abhängig. Im Winter ist’s bedeutend weniger als im Sommer.

Wäre mehr Reichweite wünschenswert?

Es kann nie genug sein. Auf diesem Gebiet wird sehr viel Geld in die Entwicklung gesteckt, da dürfen wir in absehbarer Zukunft mit mehr Reichweite rechnen. Ein Punkt ist aber auch die Infrastruktur: Hier ist die Politik gefordert, damit das Ladenetz dichter und leistungsstärker wird.

"Der Markt ist sehr, sehr kritisch"
Doris Seipl, Hälfte-Eigentümerin und Geschäftsführerin im gleichnamigen Autohaus in Leonding Bild: heb

Jaguar hat nicht nur den I-Pace im Angebot, vor ein paar Tagen ist der XE präsentiert worden – eine Limousine. Dabei werden von dieser Gattung ja immer weniger Modelle verkauft...

Jaguar war ja ursprünglich eine Limousinenmarke, daher erwarte ich mir vom XE-Facelift wieder einen kräftigen Schub. Der XE wurde optisch und technisch aufgewertet, er ist sportlicher, und die NoVA konnte gesenkt werden. Nicht zuletzt gibt’s die Fangemeinde der Limousinenfahrer, auch wenn diese nicht mehr so groß ist, wie ich mir das wünschen würde.

Ein Blick hinüber zu Range Rover: Da kommt die zweite Generation des Bestsellers Evoque. Wird das neue Modell verkaufsmäßig an die erste Generation herankommen?

Wir hoffen: ja! Ich erinnere mich an völkerwanderungsähnliche Ströme, die bei uns am Jaguar-Schauraum vorbeizogen, rüber zu Range Rover, um den Evoque zu sehen. Landrover ist sensibel mit dem Modell umgegangen. Der Bestseller heimste mehr als 70 internationale Auszeichnungen ein und ist ein Referenzmodell, das x-mal kopiert, aber nie erreicht worden ist. Das Design wurde beibehalten mit dieser hohen Gürtellinie und der coupéhaften Dachsilhouette. Dabei ist das Auto zu 99 Prozent neu. Kurzum: Der Evoque ist ein typischer Range Rover.

Wird’s ein Evoque Cabrio geben? Der erste Convertible war ja verkaufstechnisch kein Hit.

Da sind wir tatsächlich sehr stark in der Nische unterwegs. Die Evoque-Cabrio-Fahrer sind echte Fans, aber eben auch eine elitäre Gemeinde. Landrover hat diesbezüglich aber noch keine Aussage getroffen.

Plug- in-Hybride gelten gemeinhin als Zwischenlösung, auch, um die Verschärfung der CO2-Grenzwerte 2021 zu schaffen. Werden sich der P400e und seine Plug-in-Brüder auch gut verkaufen?

Bei uns erfreuen sich die Plug-in-Modelle Range Rover und Range Rover Sport einer immer größeren Beliebtheit. Denn bei den beiden Wagen spielt ja die NoVA eine beträchtliche Rolle. Plug-in-Hybride zahlen ja keine NoVA. Dadurch ist der Preis der teilelektrisierten Modelle sehr attraktiv bei einer sehr guten Ausstattung. Zudem ist die Leistungsentfaltung unglaublich gut. Manche Kurzstreckenfahrer sind in der Stadt ausschließlich elektrisch unterwegs – um die 30 bis 40 Kilometer.

Jaguar und Landrover – hätten Sie da einen Wunsch an die Engländer?

Das Werk hat uns ab 2020 für jedes neue Modell einen alternativen Antrieb versprochen (Plug-in-Hybrid oder rein elektrisch). Wird diese Linie weiterverfolgt, fände ich dies sehr, sehr positiv. Darüber hinaus warten wir sehnsüchtig auf den Nachfolger des XJ. Auch wenn wir uns hiermit in einer Nische bewegen, wir sind hier sehr gespannt, denn er ist unser Flaggschiff. Und bei Landrover warten wir auf den Nachfolger des Defender. Dieser soll Ende 2019 präsentiert werden.

In Oberösterreich geht’s – im Vergleich zum Vorjahr – mit den Zulassungszahlen bergab. Ein Trend, der auch das Autohaus Seipl erfasst hat?

Der Markt ist sehr, sehr kritisch. Und der Markt wartet immer ab. Die Politik hilft uns nicht, denn es herrscht eine ständige Verunsicherung – etwa durch den Populismus gegen Diesel. Wir verkaufen größtenteils Dieselantriebe, die allesamt eine sehr sparsame und umweltfreundliche Lösung sind. Wir konnten unser Vorjahresniveau halten. Ich kann keine Euphorie entdecken, aber ich sehe mit einem realitätsbezogenen Optimismus den nächsten Monaten entgegen.

 

Autohaus Seipl

1978 eröffnete Florian Seipl (78) an der Welser Straße in Leonding sein Autohaus – als Jaguar-Händler. 1986 kam Suzuki hinzu, 1989 Landrover und 2005 Volvo. 2004 übergab der Vater das Autohaus an die Töchter Doris und Christa Seipl, die seither als 50:50-Eigentümerinnen fungieren. Im Vorjahr verkauften die Leondinger 150 Jaguar-, 200 Landrover-, 70 Volvo- und 110 Suzuki-Neuwagen sowie insgesamt 330 Gebrauchtwagen.

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Autor
Carsten Hebestreit
Redakteur Motor
Carsten Hebestreit
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