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Der lange Ausbildungsweg zum Fahrradmechatroniker

Von Carsten Hebestreit   17.Oktober 2020

Er war einer der Letzten seiner Zunft, wenn nicht gar der Letzte. Wolfgang Brunner aus der Degengasse 17 im 16. Wiener Gemeindebezirk. Der Mann im Blaumann war vermutlich Österreichs letzter Fahrradmechanikermeister. "In vier Tagen können S’ ihre Ausbildung beginnen", erinnerte er sich zu Lebzeiten an seinen ersten Besuch am Arbeitsamt. "Dabei konnte ich noch nicht einmal Radfahren." Voriges Jahr starb Wolfgang Brunner. Und mit ihm die Berufsbezeichnung.

In den Beruf "hineingerutscht"

Denn eine offizielle Ausbildung – sprich: Lehrberuf – existierte schon länger nicht mehr. Dieser Mangel ärgerte Florin Popa aus Niederwaldkirchen. "Hineingerutscht" sei er in diesen Beruf. Einst leidenschaftlicher Fußballer, waren mit 20 die Knie kaputt. Die sportliche Alternative? Radfahren.

Und beruflich? "Ich wollte Automechaniker werden." Abgeschlossen hat der heute 37-Jährige die Tischlerlehre. Und dann kam das erste Fahrrad dazwischen. "Ich bin im Geschäft nicht abgemessen worden, die Schaltung war nicht eingestellt." Der Niederwaldkirchner ärgerte sich. Und kümmerte sich selbst ums Bike. So gut, dass bald Freunde vor der Garage standen. "Kannst ma helfen?" Er half.

2010 eröffnete Florin Popa sein erstes Fahrradgeschäft. Er zwackte dafür 35 Quadratmeter seines Wohnhauses in Niederwaldkirchen ab. Gute Beratung, guter Service, gute Preise: Bald stockte er seinen Laden "popaflo" auf 300 Quadratmeter auf. 2017 eröffnete Popa eine Dependance in Leonding, doch auch dieser Laden wurde rasch zu klein. Heuer übernahm der Mühlviertler den "Zweirad Sturm" in Traun.

1500 Euro Einstiegsgehalt

"Wir haben ständig Leute angelernt", sagt der 37-Jährige. Kaum schien die "Ausbildung" beendet, wechselten die Bike-Spezialisten den Job. "Die Bikes werden immer spezieller, da braucht’s Fachpersonal." Popa initiierte den Lehrberuf Fahrradmechatroniker. "Als Ausgelernter bekommst du 1500 Euro Einstiegsgehalt. Mit diesem Lohn ist die Chance größer, dass die Leute in deinem Betrieb bleiben."

Seit Herbst 2019 ist der Fahrradmechatroniker ein Lehrberuf – inklusive zehn Wochen in der Berufsschule in Mattighofen. Messtechniken, Schweißen, Software auslesen – die Ausbildung ist vielfältig.

Popa beschäftigt drei von österreichweit 15 Lehrlingen, darunter auch Danica Vujaklija, die ihre Lehre am 1. Oktober startete. Ich habe schon als Kind mit meinem Opa in seiner Fahrradwerkstatt geschraubt", erzählt die 18-Jährige Torfrau des ASKÖ Dionysen. Jetzt sei ihr Hobby ihr Beruf.

"Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei einem E-Bike liegt bei 15 bis 20 km/h", sagt Popa. Das Tempo sei viel höher als noch vor ein paar Jahren ohne elektrischen Rückenwind. Vor allem die Bremsen seien stärker belastet. "Ein E-Bike hat viele sicherheitsrelevante Teile, da brauchst du Fachpersonal." Danica Vujaklija assistiert: "Man muss viele Feinheiten beachten", sagt sie. "Die Schaltung, die Hydraulik der Bremsen, die Dämpfer – es kommt auf viele Details an." Wie auch die Kontakte beim Akku und dem E-Motor. "Diese Kleinigkeit ist ein Riesenthema bei uns", sagt Popa.

Schwierig: Lenkerband wickeln

Das Wickeln der Lenkerbänder gehört freilich auch zur Ausbildung. "Das ist kitzelig: Immer der gleiche Abstand, immer der gleiche Zug. Das schaut einfach aus, ist’s aber nicht", sagt die 18-Jährige.

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