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"100 Prozent E-Mobilität bedeutet eine Verdopplung des Haushaltsstromes"

30.Mai 2020

Der Startschuss ist gefallen: 49 Haushalte einer Linzer Siedlung tauschten dieser Tage ihre Verbrenner gegen E-Autos. Hinter diesem einzigartigen Projekt namens Urcharge steckt die Linz AG. Wir sprachen mit Linz-AG-Chef Erich Haider.

Projekt UrCharge 28 Mai 2020

OÖNachrichten: Die Linz AG steckt viel Geld in das Projekt Urcharge. Ist die E-Mobilität wirklich die Zukunft?

Erich Haider: Um die Klimaziele zu erreichen, braucht Österreich tiefgreifende Maßnahmen. Dabei kann die E-Mobilität einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir sind bei der E-Mobilität durchaus Vorreiter. Das zeigt sich im hohen Elektrifizierungsgrad unserer öffentlichen Verkehrsmittel. 75 Prozent unserer Fahrgäste sind elektrisch unterwegs. Unter anderem mit den vollelektrischen 24-Meter-Obussen. Wir haben zudem Österreichs erstes vollelektrisches Feuerwehrlöschfahrzeug im Einsatz und bauen derzeit mit den Linz Linien ein Mobilitätsservice namens ‚tim’ auf und aus, das sich ganz wesentlich um E-Carsharing dreht. Mit dem Forschungsprojekt Urcharge wiederum investieren wir in die Versorgungssicherheit – der Gedanke geht hier in Richtung stabiles, verlässliches Netz bei hoher E-Mobilitätsdichte im urbanen Raum.

Gehen wir davon aus, dass der Test erfolgreich abläuft – sprich, das Stromnetz hält und sich die Ladesoftware bewährt. Was heißt dies für Linz? Für das Ladestellennetz? Für das Laden in Tiefgaragen?

Das Projekt wird einen Weg weisen, wie individuelle E-Mobilität parallel zum öffentlichen Verkehr gut funktionieren kann. Damit E-Mobilität sich aber durchsetzen kann, muss sie einfach und überall praktisch funktionieren. Das heißt auch, dass zum Beispiel in der Stadt jeder einem Autobesitzer zugeordnete Parkplatz intelligent elektrifiziert werden soll. Das Ziel lautet also: intelligenter Ausbau des Ladestellennetzes!

Wagen Sie eine Prognose: Wie viele öffentliche Ladestellen wird’s 2025 in Linz geben? Und mit welcher Leistung? 50, 100 oder 150 kW?

Wir bieten derzeit mehr als 250 öffentliche Ladepunkte an, davon rund die Hälfte in Linz. Der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes geht natürlich einher mit der Zunahme der E-Fahrzeuge. Die Herausforderung liegt aber auch im Ausbau der privaten Infrastruktur in den Bestandsbauten.

Ohne Laden daheim ist die E-Mobilität kaum praktikabel. Aktuell scheitern viele Linzer an der Bürokratie, möchten sie eine Wallbox in privaten Tiefgaragen installieren. Was tut die Linz AG, um die Hürden zu beseitigen?

Die Bürokratie ist sicher eine Herausforderung, die E-Mobilität sollte aber auch in den Gesetzen (Wohnungseigentumsrecht, Bauordnungen…) verstärkt verankert werden. Die Linz AG ist im Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sehr aktiv, und hier wird auf Bundesebene über praktikable Lösungen beraten. Auch auf Landes- und Stadtebene sind wir mit den Behörden im Gespräch. Derartige Änderungen sind im Detail nicht einfach, da es viele Beteiligte gibt und vieles inhaltlich auf einen Punkt gebracht werden muss.

Ist ausreichend Strom vorhanden? Und hält das Stromnetz die neue Belastung aus?

Strom ist ausreichend vorhanden. 100 Prozent E-Mobilität würde in Österreich ein Ansteigen des Stromverbrauches um rund 13 Terawattstunden (TWh) bedeuten – das ist knapp eine Verdopplung des Haushaltsstrombedarfs. Diese Verbrauchszunahme ist bis zu einem kompletten Umstieg (bis 2050) mit regionalem, umweltfreundlichem Strom zu erreichen.

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25. April 2024