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Kleine Wunder der Evolution

Von Bernhard Lichtenberger, 18. Mai 2019, 00:04 Uhr

Nackte, behauste, bunte, liebende und unbeliebte: Die neue Ausstellung "Streck die Fühler aus!" im Linzer Biologiezentrum entführt in die fantastische Welt der Schnecken..

Nein!" – Agnes Bisenberger sagt es klipp und klar. Eine Schnecke, in Knoblauchbutter getunkt, schlüpft ihr nicht in den Mund. Der verweigerte Appetit auf Escargots ist wohlbegründet. "Schnecken haben mich schon als Kind fasziniert", sagt die Biologin, die ihre wissenschaftliche Leidenschaft dieser artenreichsten Klasse der Weichtiere (Mollusken) widmet, zu denen auch Muscheln und Kopffüßer gehören.

Bisenberger, die mit Erna Aescht die Sonderausstellung "Streck die Fühler aus!" im Linzer Biologiezentrum wissenschaftlich verantwortet, begeistert an Schnecken deren Architektur der Gehäuse und Schalen ebenso wie ihre Mechanismen der Anpassung: "Sie kommen, mit Ausnahme der Polkappen, auf der ganzen Erde in allen Lebensräumen vor – im Meer, im Süßwasser, an Land, von winzigstklein bis riesengroß, in den vielfältigsten Farben und Mustern. Sie sind ein kleines Wunder der Evolution."

Mehr als 2 Millionen Exemplare

Der Fundus, aus dem die Schau schöpft, ist überwältigend. Mehr als zwei Millionen Exemplare zählt die Mollusken-Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums. Damit ist sie nach jener des Naturhistorischen Museums in Wien die zweitgrößte Österreichs. "Wir wollen zeigen, dass es mehr gibt als die rote Wegschnecke", sagt Kuratorin Alexandra Aberham. An die 300 Schneckenarten leben zwischen Boden- und Neusiedlersee. Zu den endemischen, also nur hier heimischen, zählt etwa die Zylinderfelsenschnecke, der es über 1500 Meter Seehöhe im Gebirge zwischen Schneeberg, Großglockner, Traunstein und Sonnblick gefällt. Der Name der "Oberösterreichischen Haarschnecke" verrät, dass sie sich an ein Bundesland gebunden fühlt.

An Vielfalt und Eigenheiten mangelt es nicht. Die Kegelschnecke zum Beispiel hat ihre Zähne zu giftigen Pfeilen umgewandelt, die auf Beute abgeschossen werden. Zwittrige Exemplare wirken der Ausdünnung ihrer Population entgegen, indem sie sich selbst befruchten. Zu sehen sein werden auch extra angefertigte Glasmodelle von Meeresnacktschnecken, zum Beispiel der Solarschnecke, die aus Sonnenlicht Energie gewinnt, oder der farbenprächtigen Pyjamaschnecke. So manche Nacktschnecke zu Lande vergällt Feinden den Gusto, indem sie einen besonders klebrigen und übelriechenden Schleim absondert.

Der Feind in seinem Beet

Einen Schleim haben auch Gärtner, und zwar auf ein eingeschlepptes Nackerpatzl, das seine Fresslust am liebe- wie mühevoll Gepflanzten auslebt. Als Übeltäter steht die "spanische" Wegschnecke im Visier. Wobei Arion vulgaris nach letzten Erkenntnissen nicht von der Iberischen Halbinsel, sondern aus Westfrankreich eingewandert ist. Wer dem glitschigen Feind in seinem Beet nach dem Leben trachtet, sollte daran denken, dass Schnecken einen Schmerz kennen. Den schnellsten Tod bereite man den Tieren, indem man sie in einem Kübel sammelt und mit siedend heißem Wasser übergießt. Besser sei es allerdings, den Hungrigen den Appetit mit Schneckenzäunen oder mit Pflanzen und Jauchen zu verderben, die ihnen nicht genehm sind.

Für Agnes Bisenberger, die mit den Fühlertieren fühlt, kommt ohnedies nur Letzteres infrage. Die Linzer Biologin züchtet daheim seit 15 Jahren Schnecken und schätzt sie als Haustiere. "Meine Älteste, eine afrikanische Achatschnecke, ist zwölf Jahre alt geworden. Derzeit habe ich nur drei. Das sind ja Persönlichkeiten mit Vorlieben, die eine mag lieber Äpfel, die andere rührt keine Karotte an."

Achatschnecken gewöhnten sich an den Menschen, würden handzahm und sich im Unterschied zu heimischen Artgenossen beim Angreifen nicht vor Schreck zurückziehen. "Bei meinen Schulprojekten haben manche Kinder welche als Haustiere übernommen", sagt Bisenberger. Also: Streicheln ja, essen nein!

Ausstellung: "Streck die Fühler aus! Schnecken in ihrer vollen Pracht", Biologiezentrum Linz, Johann-Wilhelm-Klein-Str. 73, 17. Mai 2019 bis 1. März 2020; Di bis So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr, montags geschlossen.

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Autor
Bernhard Lichtenberger
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