Zwei Bauarbeiter in Wien getötet: Unterbringung beantragt
WIEN. Jener Bauarbeiter, der seinen eigenen Angaben zufolge im vergangenen Juli innerhalb einer Woche in einem Hotel in Wien-Alsergrund zwei Arbeitskollegen getötet hat, wird sich erwartungsgemäß nicht wegen Doppelmordes am Landesgericht verantworten müssen.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat gemäß § 21 Absatz 1 StGB die Unterbringung des Mannes in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt. Das gab Behördensprecherin Nina Bussek am Mittwoch per Presseaussendung bekannt. "Der Betroffene konnte unverzüglich ausgeforscht und bereits einen Tag nach seiner letzten Tat aufgrund eines Europäischen Haftbefehls in Tschechien festgenommen und wenige Tage später an die österreichischen Behörden übergeben werden. Er zeigt sich tatsachengeständig, gibt jedoch an, seinerseits angegriffen worden zu sein beziehungsweise um sein Leben gefürchtet zu haben", hielt Bussek fest.
Neben der Einvernahme des Betroffenen hätten unter anderem die Durchsuchung des Hotelzimmers, gezielte Überwachungsmaßnahmen sowie die Sachverständigengutachten aus dem Bereich der Gerichtsmedizin zur Feststellung des Tatherganges geführt.
"Schwerwiegende psychische Störung"
Ein von der Staatsanwaltschaft eingeholtes psychiatrisches Gutachten ergab allerdings, dass der 34-Jährige zu den Tatzeitpunkten unter dem Einfluss einer nachhaltigen und schwerwiegenden psychischen Störung stand und diese maßgeblich für seine Handlungen war. Er hatte die beiden Opfer mit zahlreichen Faustschlägen und Tritten malträtiert und einen der beiden aus einem im vierten Stock gelegenen Fenster gestoßen. Der psychiatrische Sachverständige stufte den Mann als zurechnungsunfähig, zugleich aber als gefährlich ein.
Es sei mit hoher Wahrscheinlichkeit zu befürchten, dass der 34-Jährige in absehbarer Zukunft unter dem Einfluss seiner psychischen Störung wieder eine mit Strafe bedrohte Handlung mit schweren Folgen begehen wird, warnte der Sachverständige und sprach sich in seinem Ende September vorgelegten Gutachten für eine zeitlich unbefristete Unterbringung des Mannes in einem forensisch-therapeutischen Zentrum aus.
Paranoide Schizophrenie unbehandelt
Der 34-Jährige leidet nach APA-Informationen an einer schweren paranoiden Schizophrenie, die bereits in seiner frühen Jugend aufgetreten sein soll und die nie behandelt wurde. Seine Persönlichkeit soll auch von akustischen Wahrnehmungsstörungen geprägt sein - zumindest teilweise fiel das eigenartige Verhalten des Mannes seiner Umgebung auch auf. Er selbst dürfte jedoch nicht krankheitseinsichtig sein und soll - jedenfalls bis zu seiner Festnahme - Psychopharmaka dezidiert abgelehnt haben.
Der 34-Jährige hatte nach seiner Festnahme gestanden, am 16. Juli einen 44 Jahre alten Arbeitskollegen in dessen Zimmer bewusstlos geschlagen und dann aus dem im vierten Stock gelegenen Fenster gestürzt zu haben. In diesem Fall war man zunächst von einem Unfall oder Suizid ausgegangen, doch als im selben Hotel eine Woche später ein zweiter Kollege des Tschechen mit eingeschlagenem Schädel in seinem Zimmer aufgefunden wurde, änderte sich diese Einschätzung der Strafverfolgungsbehörden.
Äußerste Brutalität
Wie sich im Zuge der Erhebungen zeigte, hatte sich der 34-Jährige am 23. Juli eine Zutrittskarte für das Zimmer des 29-Jährigen beschafft und war dann mit äußerster Brutalität gegen diesen vorgegangen. Er hatte gemeinsam mit den beiden aus der Slowakei stammenden Opfern in derselben Firma gearbeitet, die die Arbeiter in einem Hotel unweit vom Franz-Josefs-Bahnhof untergebracht hatte. Zur Motivlage erklärte der Tatverdächtige nach seiner Überstellung nach Wien, er habe sich von den beiden "bedroht" gefühlt. Diese hätten "der Mafia angehört". Die Angaben, die der Mann während seiner Beschuldigteneinvernahme machte, und sein Gesamteindruck hatten schon bei den polizeilichen Ermittlern Zweifel an dessen Zurechnungsfähigkeit erweckt.
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