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Wirt und Gemeindepolitiker hortete Schwarzgeld-Millionen

11.Juni 2021

Die Betreiber eines großen Après-Ski-Lokals in einem Tourismusort im Salzburger Pongau sollen über Jahre hinweg Steuergelder in Millionenhöhe am Fiskus vorbeigeschleust haben. Das Finanzministerium (BMF) vermeldete am Donnerstag einen "rekordverdächtigen Schwarzgeldfund".

Insgesamt habe die Salzburger Steuerfahndung bei der Gastronomen-Familie Bargeld und Sparbücher in einer Höhe von mehr als 3,5 Millionen Euro sichergestellt. Die Hausdurchsuchungen fanden bereits im September 2019 statt, berichtet das BMF.

Der von den Vorwürfen betroffene Gastronom war bis gestern VP-Gemeindevertreter und Funktionär im Wirtschaftsbund. Der Flachauer Bürgermeister Thomas Oberreiter (VP), bestätige am Donnerstagnachmittag, der Wirt habe ihm erklärt, ein Beschuldigter zu sein und sein Mandat im Gemeinderat aufgegeben: "Außerdem hat er seinen Austritt aus der Partei bekanntgegeben", sagte Oberreiter.

45.000 Euro an einem Tag

Der Après-Ski-Wirt war sich seiner Sache offenbar sehr sicher. Als die Fahnder im Kleiderkasten ein Sakko fanden, in dessen Taschen 34.500 Euro steckten, habe dieser das mit einem Scherz quittiert: Es handle sich dabei um sein "Taschengeld", sagte der Mann.

Der Spaß hörte sich aber wenig später auf: Neben dem "Taschengeld" fanden die Ermittler im hauseigenen Safe und in diversen Taschen Bargeld in der Höhe von 780.000 Euro sowie mehr als 200 vorwiegend namenlose Sparbücher mit einer Gesamteinlage von mehr als 2,7 Millionen Euro. Das älteste Sparbuch stammt laut BMF aus dem Jahr 2012.

Woher die Gelder kommen, konnten die Betreiber nicht erklären. Der Verdacht, dass sie aus den Schwarzeinnahmen des Après-Ski-Lokals stammen, erhärtete sich laut BMF rasch. So sei festgestellt worden, dass die Betreiber (neben dem Wirt gibt es 13 weitere Beschuldigt) in der Hochsaison an einem Tag drei namenlose Sparbücher anlegten – mit einer Einlage von jeweils fast 15.000 Euro. Den Weg in die Geschäftsunterlagen des Gastro-Betriebes fanden diese Transaktionen jedoch nicht.

Wenige Tage nach der Hausdurchsuchung hätten die Beschuldigten eine Million Euro als "Vorauszahlung" für die zu erwartende Steuernachforderung an das Finanzamt überwiesen, heißt es beim BMF. Ab dem Zeitpunkt der Durchsuchung habe der Betrieb zudem die doppelten monatlichen Umsätze als in den Vergleichszeiträumen vor der Durchsuchung gemeldet. Gleichzeitig mit den finanzstrafrechtlichen Ermittlungen der Steuerfahndung startete das Finanzamt eine Betriebsprüfung. Diese mündete in eine Abgabennachforderung in der Höhe von mehr als 3,2 Millionen Euro. Der Großteil davon wurde inzwischen beglichen.

Allerdings müssen sich die Lokalbetreiber jetzt auch strafrechtlich vor dem Landesgericht Salzburg verantworten. Ihnen droht eine Geldstrafe in Millionenhöhe, auch eine mehrjährige Freiheitsstrafe ist möglich.

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26. April 2024