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Wann ist ein Nobelpreisträger Österreicher?

Von nachrichten.at/apa, 04. Oktober 2022, 12:22 Uhr
Peter Handkes poetische Verdichtung des Alltäglichen
Peter Handke Bild: APA/AFP/Jocard

WIEN. Diese Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten - kommt es doch auf den Geburtsort, die Staatsbürgerschaft bzw. den Ort der Tätigkeit zum Zeitpunkt der Verleihung an.

Je nach Zählweise kommt man auf unterschiedliche Ergebnisse - wobei jede davon problematisch ist, wie das Beispiel der von den Nazis aus ihrer Heimat vertriebenen Laureaten zeigt.

Das Nobelpreiskomitee selbst hat vor einigen Jahren eine Nationalitätenliste erstellt und sich dafür entschieden, den Geburtsort heranzuziehen. Entscheidend dafür war der Name des Landes zum Zeitpunkt der Geburt des jeweiligen Laureaten - nicht ganz unwichtig für viele in der ehemaligen Donaumonarchie geborene Nobelpreisträger. Mittlerweile ist diese Aufstellung aber wieder von der offiziellen Nobelpreis-Homepage verschwunden.

Mit dem diesjährigen Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger sind 19 Nobelpreisträger innerhalb der Grenzen des heutigen Österreichs geboren bzw. insgesamt 32 in einem Gebiet, das zum Zeitpunkt ihrer Geburt zu Österreich gehörte. Sechs Nobelpreisträger waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung an einer österreichischen Uni bzw. Forschungseinrichtung tätig. Ein Spezialfall ist außerdem die 2005 mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnete Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die ihren Sitz in Wien hat.

Wer war Österreicher und wer nicht? 

Im Gebiet des heutigen Österreich geboren wurden die Physik-Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 in Wien/Nobelpreis 1933), Viktor F. Hess (1883 in Peggau/1936), Wolfgang Pauli (1900 in Wien/1945), die Chemie-Nobelpreisträger Richard Kuhn (1900 in Wien/1938) Max F. Perutz (1914 in Wien/1962), Walter Kohn (1923 in Wien/1998), Richard Zsigmondy (1865 in Wien/1925), Martin Karplus (1939 in Wien/2013), die Medizin-Nobelpreisträger Robert Barany (1876 in Wien/1914), Julius Wagner-Jauregg (1857 in Wels/1927), Karl Landsteiner (1868 in Wien/1930) Karl von Frisch (1886 in Wien/1973), Konrad Lorenz (1903 in Wien/1973), Eric Kandel (1929 in Wien/2000), die Literatur-Nobelpreisträger Elfriede Jelinek (1946 in Mürzzuschlag/2004) und Peter Handke (1942 in Griffen/2019), Friedens-Nobelpreisträger Alfred Fried (1864 in Wien/1911) und Wirtschafts-Laureat Friedrich August von Hayek (1899 in Wien/1974).

Dazu kommen noch Preisträger wie Bertha von Suttner (geboren 1843 in Prag, Friedens-Nobelpreis 1905) oder Fritz Pregl (geboren 1869 in Laibach; Chemie-Nobelpreis 1923), die aufgrund ihres Tätigkeitsschwerpunkts traditionell zwar als "österreichische Nobelpreisträger" gesehen werden, deren Geburtsort aber "nur" im Gebiet der damaligen Donaumonarchie lag. Ebenfalls oft als österreichischer Preisträger wird Elias Canetti (Literaturnobelpreis 1981) bezeichnet. Er war bis zu seiner Vertreibung durch die Nazis 1938 in Österreich tätig, wurde aber im damaligen Fürstentum Bulgarien geboren und war zum Zeitpunkt der Verleihung Brite.

Kaum mit Österreich assoziiert werden folgende Laureaten, die aber vom Nobelpreis-Komitee in der Liste der "Preisträger nach Geburtsland" unter "Österreich-Ungarn" bzw. "Kaiserreich Österreich" geführt wurden: Eugene Wigner (geboren 1902 in Budapest, Physik-Nobelpreis 1963), Vladimir Prelog (geboren 1906 in Sarajevo, Chemie-Nobelpreis 1975), Leopold Ruzicka (geboren 1887 in Vukovar; Chemie-Nobelpreis 1939) das Ehepaar Carl und Gerty Cori (geboren jeweils 1896 in Prag; Medizin-Nobelpreis 1947), die beiden Literatur-Nobelpreisträger Shmuel Agnon (geboren 1888 in Buczacz/Buchach (heute Ukraine); Nobelpreis 1966) und Jaroslav Seifert (geboren 1901 in Prag; Nobelpreis 1984), George de Hevesy (geboren 1885 in Budapest; Chemie-Nobelpreis 1943), Albert Szent-Györgyi (geboren 1893 in Budapest; Medizin-Nobelpreis 1937), Isidor Isaac Rabi (geboren 1898 in Rymanow, heute Polen; Physik-Nobelpreis 1944) und der Friedens-Nobelpreisträger Ernesto Teodoro Moneta (geboren 1833 in Mailand; Nobelpreis 1907).

Staatsbürgerschaft taugt nur sehr schwer als Kriterium

Sechs Personen waren zum Zeitpunkt des Erhalts "ihres" Nobelpreises an österreichischen Unis bzw. Forschungseinrichtungen tätig: Barany (1914) und Wagner-Jauregg (1927) forschten an der Uni Wien, Pregl (1923) und der aus Frankfurt stammende Medizin-Laureat Otto Loewi (1936) an der Uni Graz, Hess (1936) an der Uni Innsbruck und Lorenz (1973) an der Akademie der Wissenschaften. Nicht eindeutig ist ein Anknüpfen an den Ort ihrer wissenschaftlichen "Entdeckung", für die sie später ausgezeichnet werden - vor allem schon deshalb, weil diese sich oft über mehrere Jahre zieht und Wissenschafter sowohl früher als auch heute überdurchschnittlich mobil sind.

Auch die Staatsbürgerschaft taugt nur sehr schwer als Kriterium, wie etwa die Fälle von Kandel und Karplus deutlich machen: Beide flohen im Kindesalter vor der NS-Herrschaft - während Karplus aber mehr oder weniger unabsichtlich seine österreichische Staatsbürgerschaft behalten hatte und in den Nobelpreis-Registern auch als österreichischer Preisträger aufscheint, verlor Kandel seine und war zum Zeitpunkt der späteren Preisverleihung US-Staatsbürger (mittlerweile ist er auch wieder Österreicher). Auch Walter Kohn wurde von den Nazis aus seiner Geburtsstadt Wien vertrieben, er nahm die österreichische Staatsbürgerschaft danach nie mehr an.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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her (4.651 Kommentare)
am 05.10.2022 09:49

Dank für die Zusammenstellung.

Denke man sollte nach Staatsbürgerschaft(en) zum Todestag zuordnen.

Spannend wäre auch die Entwicklung auf Zeitachse: Zum Beispiel: Wieviele deutsch-österreichische Preisträger vor & nach 45?

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Ybbstaler (966 Kommentare)
am 04.10.2022 16:40

Eine gut recherchierte, spannende Aufzählung. Wie unglaublich groß und vielfältig die Donaumonarchie gewesen ist, sogar ein Preisträger der in Mailand geboren wurde gehörte dazu.

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