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Tragödie in Kitzbühel: Warum mussten sie alle sterben?

Von Philipp Hirsch   08.Oktober 2019

Es wird lange dauern, ehe in Kitzbühel nach der unbegreiflichen Tat vom Sonntag zumindest wieder so etwas Ähnliches wie Normalität einkehren kann.

Es herrschen Schock und Trauer nach der Bluttat an Rupert, Kevin, Andrea und Nadine H. Auch der neue Freund der Tochter, der bekannte Eishockey-Torhüter Florian Janny, starb durch die Hand von Andreas E. (25).

Über den geständigen Verdächtigen wurde am Montag U-Haft verhängt. Gestern Vormittag schlossen die Tiroler Kriminalpolizisten in dem Anwesen ihre Spurensicherung ab. Nach dem Abzug der Beamten deutete in dem abgelegenen Ortsteil nur noch wenig auf die unfassbare Tat hin. Rosen lagen in der Hauseinfahrt, daneben standen Kerzen. Die Tür wurde mit einem Polizeiabsperrband versiegelt. Das zertrümmerte Fenster, über das sich der Täter Zutritt zu der Einlegerwohnung verschafft hatte, in der seine Ex-Freundin und ihr neuer Freund schliefen, wurde mit Holzlatten verschlossen. Das Auto des getöteten Eishockeyspielers stand noch immer vor dem Haus.

Warum sich die Aggression des Todesschützen an der ganzen Familie entlud, bleibt vorerst unklar. "Diese Frage beantwortet er nicht, weshalb das so schnell nicht zu klären sein wird", sagt Chefermittler Walter Pupp.

Wie kam er an die Pistole?

Weiterhin unklar bleibt auch, wie der Verdächtige an die in einem Tresor versperrte Pistole seines Bruders gelangen konnte. Der Bruder ist für die Behörden bisher unauffindbar. Laut Pupp hält er sich derzeit in Asien auf. "Wie er den Tresor mit der Waffe öffnen konnte, ist unklar. Vermutlich wusste er einfach, wo sein Bruder den Schlüssel aufbewahrt", sagt Pupp.

Auch wenn eine Einschätzung nach der Bluttat in Kitzbühel ohne das Vorliegen aller Fakten schwierig sei, gibt es doch Gemeinsamkeiten, die bei jenen Männern zu beobachten sind, die nach einem Beziehungsende den Weg der Gewalt beschreiten, sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein.

"Wird Aggressionsbereitschaft mit Kontrollverlust gepaart, fallen bei einigen Menschen alle Grenzen. Der Betroffene wird von Gefühlen überschwemmt und sieht Rot", erläuterte der Experte. Und dann werde der Beschluss gefasst, dieser Situation ein Ende zu setzen. Bei einer erweiterten Tötung will der Täter auch das Umfeld der Kränkung auslöschen. Ein folgender Suizid sei dann die komplette Auslöschung. Geschieht dies nicht, wollen manche die Vergeltung zur Gänze erleben, "mit allem, was dann folgt". "Sie wollen das Rampenlicht, die Aufmerksamkeit und die vermeintliche Anerkennung ernten‘", sagte Binder-Krieglstein.

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