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Sensoren sollen vor Felsstürzen im Gebirge warnen

26.Juli 2021

Die Sensoren zeichnen nicht nur akustische Geräusche wie herunterdonnernde Felsbrocken auf, sie "hören" auch in den Berg hinein, indem sie minimale Schwingungen und Spaltbewegungen messen: Der an der Uni Innsbruck forschende Informatiker Jan Beutel will mit moderner Technologie Siedlungsgebiete in den Alpen vor Felsstürzen, Steinschlägen und Murenabgängen warnen.

Beutel war bereits 2008 als Wissenschafter der ETH Zürich Mitglied einer Forschungsgruppe, die 29 Sensoren am Matterhorn installiert hatte, um den Einfluss des Klimawandels auf die Stabilität steiler Felswände zu untersuchen. Ähnliche Aufzeichnungen soll es künftig auch in Tirol geben.

Weil die Tiroler Berge niedriger als die Schweizer Westalpen sind, könne man durch Daten Vergleiche und Rückschlüsse auf künftige Ereignisse ziehen. "Es ist wie ein Zeitraffer: Der Gletscherrückgang, den wir heute etwa in den Ötztaler Alpen erleben, wird sich in den Westalpen in derselben Form wahrscheinlich in zehn, 20 Jahren zeigen", sagt Beutel.

Am Matterhorn schufen die Forscher "ein Netzwerk, das extrem zuverlässig, stromsparend und effizient funktioniert". Denn die Sensoren kommunizieren nicht wie Handys mit einem Funkmast, sie kommunizieren "wie stille Post" untereinander und bilden ein Netzwerk, das weiter funktioniere, auch wenn einzelne Sensoren ausfallen. Der Strom für die Zentrale wird durch große Solarpanels erzeugt, die einzelnen Sensoren benötigen nur eine Batterie.

Dass das Risiko hochalpiner Felsstürze steige, habe auch mit der Erderwärmung zu tun, sagt der Forscher. Denn durch auftauenden Permafrost werde das Gestein instabiler. Zudem führen – wie sich in den vergangenen Wochen zeigte – starke Regenfälle zu Erdrutschen und Murenabgängen. Mit den Daten der Sensornetzwerke sollen die örtlichen Behörden künftig in der Lage sein, Vorbereitungen zu treffen.

Auch Drohnen sind hilfreich

"Dabei ist es wichtig, die Daten direkt am Fels zu messen", sagt Beutel. Dort, wo das nicht möglich sei, sollten Drohnen zum Einsatz kommen, die Aufzeichnungen im unwegsamen Gelände ermöglichten, sagt der Forscher. Für Tests und die Entwicklung neuer Methoden eigne sich die Umgebung rund um die Uni Innsbruck perfekt. Forschungsanstalten seien für Lawinen- und Steinschlag-Untersuchungen bereits an der Nordkette oder im Stubaital eingerichtet.

Für die Erforschung unmittelbarer Bedrohungen von Siedlungsgebieten sei es unabdingbar über Disziplingrenzen hinweg Grundlagenforschung zu betreiben: mit Geologen, Glaziologen, Geografen und den technischen Experten. Man habe in Tirol zwar eine "gute Übersicht, wo sich Sorgengebiete befinden", dennoch könne man Felsstürze nie vorhersehen. Trotz der Gefahr sei es allerdings "schlicht unmöglich und auch nicht zielführend", Sensoren auf allen Bergen zu installieren. "Dann würden wir in einer Datenflut ertrinken", sagt der Pitztaler.

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