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Poet und Mörder: Vor 25 Jahren starb Jack Unterweger

29. Juni 2019, 00:04 Uhr
Poet und Mörder: Vor 25 Jahren starb Jack Unterweger
Stilsicher und charmant: Unterweger galt als Frauenschwarm. Bild: OÖN

GRAZ. Zu lebenslang verurteilt, erhängte sich der mutmaßliche Frauenmörder in seiner Zelle.

Mit einem Knoten zu Tode stranguliert: Am Ende starb der mutmaßliche neunfache Prostituiertenmörder Johann "Jack" Unterweger wie seine angeblichen Opfer. Es war heute vor 25 Jahren, als ein Justizwachebeamter im Gefängnis in Graz-Jakomini um 3.40 Uhr früh bei einem Kontrollrundgang den toten Unterweger in dessen Zelle entdeckte. Der berühmte "Häf’n-Poet" und Liebling der Literaturszene und "Seitenblicke"-Gesellschaft hatte sich mit der Kordel seiner Jogginghose erhängt.

Sechs Stunden zuvor war der 43-Jährige wegen Mordes an neun Prostituierten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Durch seinen Suizid wurde der Schuldspruch nie rechtskräftig, weshalb nach wie vor die Unschuldsvermutung für Unterweger gilt.

Vergeblich hatte der Charismatiker im Gerichtssaal noch versucht, die Geschworenen auf seine Seite zu ziehen, indem er rhetorisch alle Register zog: "Ich war ein gierig fressendes Individuum, voller Lebenshunger. Ich habe Beziehungen nur konsumiert statt genossen. Ich bitte Sie aber, auch wenn Sie von der Lebensweise des Jack Unterweger angewidert sind, zu bedenken, ob das ausreicht, um zu sagen: Der hat in Freiheit nichts verloren." Doch sechs von acht Laienrichtern hielten ihn in dem an Beweisen raren Indizienprozess für schuldig.

Poet und Mörder: Vor 25 Jahren starb Jack Unterweger
Unterweger beim Prozess Bild: OÖN

Von Gewalt geprägtes Vorleben

Wien, Graz, Prag, Los Angeles, Lustenau: Immer dann, wenn eine Prostituierte mit ihrer eigenen Unterwäsche erdrosselt worden war, hatte sich Unterweger in der jeweiligen Region aufgehalten, um Lesungen zu halten oder als damaliger ORF-Mitarbeiter zu recherchieren. Massiv belastend war auch das von Gewalt und einem Mord geprägte Vorleben des Angeklagten. Als Sohn einer angeblichen Prostituierten und eines US-Soldaten wuchs Unterweger bei seinem grobschlächtigen Großvater in der Steiermark auf, der mit dem Enkel zusammen Diebstähle beging. Die Einweisung des jungen Unterweger in eine Anstalt für "Erziehungsbedürftige" war die logische Folge.

Erster Mord in Hessen

Verurteilungen wegen Einbruchsdiebstählen, Gewalttaten an Frauen und Zuhälterei folgten auf dem Fuß. Mit einer Prostituierten, die er in der Schweiz kennengelernt hatte, reiste er im Dezember 1974 nach Hessen, wo er eine Frau ermordete, die nach einer Weihnachtsfeier auf dem Weg nachhause war. Mit einer Stahlrute schlug Unterweger auf sein Opfer ein, ehe er die Frau mit ihrem BH erdrosselte. 1976 wurde er deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Gefängnis schrieb der talentierte Autor Romane und Gedichte. Sein Ruf als "Häf’n-Poet" reichte sogar bis in die USA. Zahlreiche prominente Literaten setzten sich für die vorzeitige Entlassung Unterwegers ein. Nach 16 Jahren im Gefängnis war der nun angeblich resozialisierte Mörder im Jahr 1990 wieder ein freier Mann.

Als Gast auf High-Society-Partys wurde er Teil des Jetsets, was den Grenzgänger zu einem Globetrotter machte. Sechs Monate nach Unterwegers Entlassung begann schließlich eine Serie von Prostituiertenmorden: in Österreich, Tschechien und den USA. Alle Opfer wurden auf die gleiche Weise umgebracht: Sie wurden mit ihrer eigenen Unterwäsche, die zu einem Henkersknoten verknüpft war, erwürgt. Das FBI nahm Unterweger 1992 in Miami fest.

Eine platonische Beziehung

In Graz wurde Unterweger der Prozess gemacht. Die Anklage warf ihm den Mord an elf Frauen vor. In der U-Haft bekam er regelmäßig Besuch von einer jungen Juristin, die sich in den schillernden Frauenschwarm verliebt hatte. Die Beziehung blieb freilich rein platonisch, denn die Gespräche zwischen Astrid Wagner und Jack Unterweger fanden stets in der Vernehmungszone des Gefängnisses vor den Augen der Justizwache statt.

Wagner ist heute eine renommierte Anwältin in Wien. Ihre Beziehung zu Unterweger hat sie in einem Buch verarbeitet. "Menschen verändern sich im Lauf der Zeit. Ich sehe heute vieles anders", sagt sie zum 25. Todestag Unterwegers im OÖN-Interview. (staro)

Verliebt in Jack Unterweger: „Das Verruchte an ihm hat mich fasziniert“

Die Rechtsanwältin Astrid Wagner verliebte sich als junge Juristin in den mutmaßlichen Serienmörder. Im OÖN-Gespräch erzählt sie, warum. Von Robert Stammler.

Verliebt in einen Mörder: Die Wiener Rechtsanwältin Astrid Wagner (56) besuchte Anfang der 90er Jahre als junge Juristin Jack Unterweger zwei Mal pro Woche in der U-Haft und schrieb ihm etliche Briefe. Im OÖN-Gespräch blickt sie zurück.

Verliebt in Jack Unterweger: "Das Verruchte an ihm hat mich fasziniert"
Rechtsanwältin Wagner Bild: Privat

OÖNachrichten: Der Todestag Jack Unterwegers jährt sich zum 25. Mal. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?

Astrid Wagner: Dass eine lange Zeit verstrichen ist. Menschen ändern sich, auch ich, und das ist gut so. Ich sehe heute vieles anders, obwohl ich im Kern obrigkeitskritisch geblieben bin. Ich war damals eine junge Juristin, die gerade das Gerichtsjahr abgeschlossen hatte und auf Mieterrecht spezialisiert war. Die Begegnungen mit Unterweger waren für mich die Initialzündung, in den Anwaltsberuf zu gehen und das Strafrecht zu praktizieren.

War Unterweger ein manipulativer Mensch?

Manipulieren tut jeder. Aber er war ein sehr einnehmender Mensch, hochintelligent, gebildet. Er war kein roher Typ, sondern sehr feingeschliffen. Aber auch das Verruchte an ihm hat fasziniert. Er verfügte sicherlich über schauspielerische Fähigkeiten. Er konnte sehr arrogant sein, dann wieder charmant und witzig. Heute erinnert er mich an Christoph Waltz in seinen Bösewicht-Rollen.

Waren Sie damals von seiner Unschuld überzeugt?

Ich wäre so oder so zu ihm gestanden. Es gibt Frauen, die auf einen solchen Typ Männer stehen. Da geht es um das Annehmen der dunklen Seiten. Niemand wurde böse geboren. Böse sind die Ignoranten, die leichtfertig urteilen.

Dass Sie so für ihn gebrannt haben: Würde das heute ein Mensch noch einmal bei Ihnen schaffen?

Sag’ niemals nie. Ich bin nach wie vor ein sehr leidenschaftlicher Mensch, die Leidenschaft gilt aber vor allem meinem Beruf. Wenn ich zu jemandem ohne Kompromisse halte, dann ist das eben so. Ich schöpfe daraus Kraft, für andere da zu sein.

Unterweger wurde nicht rechtskräftig wegen neun Morden schuldig gesprochen. Ist dieses Urteil für Sie nachvollziehbar?

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass es viele Möglichkeiten gegeben hätte, ein anderes strafgerichtliches Ergebnis zu erzielen. Aufgrund der Indizien neun Mal wegen Mordes zu verurteilen, ist aber nicht nachvollziehbar. Argumentierbar wäre der eine Fall gewesen, wo in seinem Auto ein Haar des Opfers (in Prag, Anm.) gefunden wurde. Aber alles verurteilen, weil es eh in allen Fällen so ähnlich gewesen ist, das geht nicht. Aber er war mediengeil und an seiner medialen Vorverurteilung sicherlich auch selbst mit schuld.

Bühnenstück und Filme

Das Leben des Frauenmörders Jack Unterweger bot und bietet ausgiebigen Stoff für Filme und Theaterstücke. Der Wiener Regisseur Michael Sturminger schrieb und inszenierte 2009 das musikalische Theaterstück „The Infernal Comedy: Confessions of a Serial Killer“. In die Rolle Jack Unterwegers schlüpfte der preisgekrönte Hollywood-Schauspieler John Malkovich.

Bühnenstück und Filme
John Malkovich Bild: EPA

2015 wurde Unterwegers Leben von der Regisseurin Elisabeth Scharang verfilmt. In „Jack“ wird Unterweger von Johannes Krisch verkörpert.

Ein Jahr später wurde bekannt, dass auch in Hollywood an einem Unterweger-Film gearbeitet werden soll. Vorlage ist das Unterweger-Buch „Entering Hades“ von John Leake. Michael Fassbender soll in die Rolle des Serienkillers schlüpfen.

 

 

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10  Kommentare
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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 29.06.2019 19:04

In der U-Haft bekam er regelmäßig Besuch von einer jungen Juristin, die sich in den schillernden Frauenschwarm verliebt hatte. Die Beziehung blieb freilich rein platonisch, denn die Gespräche zwischen Astrid Wagner und Jack Unterweger fanden stets in der Vernehmungszone des Gefängnisses vor den Augen der Justizwache statt.
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Jetzt wiss ma dees a ........... platonisch, wie beim Jeserl !

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Orlando2312 (22.305 Kommentare)
am 29.06.2019 15:03

Nun fehlt noch eine Story über den nach wie vor flüchtigen Tibor Foco, und dann haben wir die populären Häfenbrüder wieder in die Erinnerung zurückgeholt.

Eine Redakteurin mit Namen Martha Hakami hat in den 90ern die OÖN-Leser regelmässig mit Gschichten über dieses arme Justizopfer belästigt. Wo der doch bloss ein "ehrbarer Zuhälter" war.

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Orlando2312 (22.305 Kommentare)
am 29.06.2019 15:05

...Nachtrag für alle die es nicht checken: 'armes Justizopfer' ist ironisch gemeint.

Womöglich haben das die Leute von der cochran-Leistungsklasse nicht so verstanden, wie ich das meinte.

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Altabernichtbloed (332 Kommentare)
am 29.06.2019 08:37

Traurig, dass man einem Serienkiller so viel Aufmerksamkeit schenkt.

Als einzige Bühne würde ich ihm einen Platz in Geschichtsbüchern zugestehen, unter der Rubrik:
Serienkiller Österreich.

Frauen müssen schon einen gewaltig an der Schüssel haben, wenn sie von einem so grausamen Mörder fasziniert sind, sorry.

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2good4U (17.554 Kommentare)
am 29.06.2019 08:34

Ich stehe jetzt etwas auf der Seife. Ist es also nicht mehr so schlimm wenn man mehr als zehn Frauen umbringt weil man gut schreiben kann?

Dass sich deswegen Leute dafür einsetzen dass ein Mörder früher entlassen wird ist eine Schande.

Sichtlich ist es auch bei Mord entscheidend, in welcher sozialen Schicht man unterwegs ist.

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StefanieSuper (5.158 Kommentare)
am 29.06.2019 07:25

Wer würde wohl von Astrid Wagner sprechen, wenn es diesen Mörder nicht gegeben hätte. Dieser Herr Unterwegner ist von Wichtigtuern hofiert worden. Er hatte sogar einen TV-Auftritt. Die angebliche "dunkle" Seite war nur für Dumme anziehend so wie die verruchten Damen in bestimmten Etablissements. Auch heute noch ist dieser Herr der OÖN eine ganze Seite wert dabei sollte er in der Anonymität verschwinden und Frau Wagner könnte im stillen Kämmerlein um ihn trauern.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 29.06.2019 07:03

Der von schleimerischer Schickimicki und Wiener Polithansln umgebener war kein mutmaßlicher, sondern ein veurteilter Massenmörder und nur, weil er ein Büchl geschrieben hat, noch lange kein Poet.
Solchen Individuen - wie auch Udo Proksch - gibt man keine Plattform.

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Coolrunnings (2.006 Kommentare)
am 29.06.2019 07:50

Heute einmal ein + für diesen Kommentar.

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sznabucco (1.864 Kommentare)
am 29.06.2019 05:23

Gott sei Dank hat er sich selbst gerichtet und uns unnötige Kosten erspart.

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 29.06.2019 05:17

Vor allem Mörder.

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