Pandemie, aber keine Hitze: Sterbefälle in Österreich nur leicht gestiegen
WIEN. In Österreich gab es im Jahr 2020 bisher eine leichte Zunahme der Sterbefälle im Vergleich zu den Jahren davor. Zwar gab es eine Pandemie, doch im Sommer 2020 keine Hitzewellen. Die Zahl der Verkehrstoten ging im ersten Halbjahr stark zurück.
Bis einschließlich 11. Oktober - das sind die ersten 41 Kalenderwochen von 2020 - starben 65.633 Menschen. Damit lag die Zahl um 2,9 Prozent über dem Durchschnittswert des Vergleichszeitraums der Jahre 2015 bis 2019, wie Statistik Austria am Donnerstag bekannt gab.
"In der ersten Aprilhälfte 2020 lag die Sterblichkeit markant höher als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Nach Einführung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist sie auf das erwartbare Maß zurückgegangen", erläuterte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas die Zahlen. "Dass die Sterbefälle im bisherigen Jahr insgesamt nur leicht höher liegen als im Vorjahresschnitt, ist insbesondere dem Sommer mit weniger extremen Hitzewellen und einer relativ niedrigen Sterblichkeit zu verdanken."
Der Zuwachs an Sterbefällen betraf vor allem Männer mit einem Plus von 5,3 Prozent, bei den Frauen gab es ein Mehr von 0,8 Prozent. In sieben Bundesländern gab es mehr Tote zu beklagen als im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019. Über dem Bundesdurchschnitt lagen etwa die Bundesländer Salzburg (plus 6,4 Prozent), Tirol (plus 5,6 Prozent), Steiermark (plus 4,6 Prozent) und Wien (plus 3,8 Prozent). Im Burgenland mit minus 0,1 Prozent und in Kärnten mit minus 1,1 Prozent war die Zahl der Sterbefälle in den ersten 41 Kalenderwochen des Jahres 2020 dagegen sogar geringer als im Durchschnitt des Vergleichszeitraums.
Werden allerdings die Sterbezahlen um die Altersstruktur und das Bevölkerungswachstum bereinigt, so zeigt sich, dass trotz eines zwischenzeitlichen Anstiegs der Sterblichkeit die Werte innerhalb der Bandbreite der vergangenen fünf Jahre oder sogar darunter lagen, wie die Statistik Austria betonte. Die Zahl der Sterbefälle unterliegt zudem saisonalen Schwankungen, die durch verschiedene Umwelteinflüsse wie etwa Hitzewellen, menschliche Verhaltensweisen oder das saisonale Auftreten von Erkrankungswellen hervorgerufen werden. Insbesondere die jährlichen Grippewellen sorgen in einzelnen Wochen des 1. Quartals regelmäßig für besonders hohe Sterbezahlen, danach geht die Zahl der Sterbefälle und deren Schwankungsbreite tendenziell zurück, ehe im Hochsommer infolge von Hitzewellen wieder Wochen mit erhöhter Sterblichkeit auftreten können.
Die Statistik Austria veröffentlicht ab sofort auch wöchentlich eine interaktive Karte und Grafiken zur wöchentlichen Sterbefallstatistik. Das soll die Öffentlichkeit, die Gesundheitspolitik und die Forschung in der derzeitigen Pandemie mit aktuellen Informationen versorgen. Die aktuellsten Ergebnisse liegen momentan bis zur 39. Kalenderwoche (inklusive 27. September) vor. Für die 40. und 41. Kalenderwoche (bis inklusive 11. Oktober) gibt es außerdem bereits erste Ergebnisse auf weniger detaillierter Ebene.
Weniger Verkehrstote durch Lockdown
Der Corona-Lockdown ab Mitte März bis Ostern hat laut Bilanz der Statistik Austria zu einem starken Rückgang an Verkehrstoten geführt: Waren es im ersten Halbjahr 2019 noch 196 Tote, so sank die Zahl 2020 um 22 Prozent auf 152. Negativ ist die Entwicklung bei Radfahrern: 17 Personen starben in den ersten sechs Monaten, 16 waren es 2019, was ein Plus von sechs Prozent bedeutet. Der positive Aspekt: Kein Kind wurde im ersten Halbjahr bei Unfällen getötet, 2019 waren es acht.
Die Gesamtzahl der Verunglückten (Verletzte oder Getötete) ging im ersten Halbjahr 2020 mit 15.676 um 25 Prozent im Vergleich zu 2019 ebenfalls deutlich zurück: Sowohl bei Fußgängern, Pkw oder Motorrad/Moped war der Rückgang über 30 Prozent. Einen Anstieg gab es auch hier bei Radlern - um 8,6 Prozent auf 3.640. Ebenfalls gegen den Gesamttrend ist der Anstieg der Alkoholtoten von zehn auf 14 Personen, was ein Plus von 40 Prozent bedeutet.
"Häufigster Grund für die tödlichen Verkehrsunfälle war diesmal überhöhte Geschwindigkeit. In den Jahren zuvor war Unachtsamkeit bzw. Ablenkung stets die häufigste Ursache gewesen", hob Tobias Thomas hervor, Generaldirektor der Statistik Austria. Der steigende Trend bei den Alkoholunfällen setzte sich fort: War im 1. Halbjahr 2019 bei 6,7 Prozent (2018: 5,9) aller Unfälle eine alkoholisierte Person am Steuer oder zu Fuß beteiligt, stieg der Anteil 2020 auf 7,1 Prozent. Somit wurden im 1. Halbjahr 2020 bei Alkoholunfällen 14 Personen getötet; das entspricht neun Prozent aller im Straßenverkehr tödlich verunglückten Personen, um 40 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2019.
Die Auswirkung der Ausgangsbeschränkungen zeigt sich noch deutlicher bei einem Blick auf die Kalenderwochen zwölf bis 17, beginnend mit dem Lockdown am 16. März bis zum Auslaufen der Beschränkungen Ende April: 36 Personen wurden in dieser Zeit bei Unfällen getötet - 49 waren es im Vergleichszeitraum 2019, was minus 27 Prozent bedeutet. Noch deutlicher zeigte sich der Rückgang bei den Unfällen insgesamt - diese sanken von 3.831 im Jahr 2019 auf 1.734, was ein Minus von 55 Prozent bedeutet. Die Zahl der Verletzten ging sogar um 60 Prozent von 4.886 auf 1.959 zurück. Eine deutliche Zunahme während des Lockdowns gab es indes beim Anteil der Schwerverletzten an der Gesamtzahl der Verletzten: Dieser lag in den Kalenderwochen zwölf bis 17 bei 23 Prozent, im selben Zeitraum 2019 bei 16 Prozent.
Die negative Entwicklung bei den Radfahrern im ersten Halbjahr setzte sich 2020 weiter fort, bis inklusive 18. Oktober wurden bereits 33 Radfahrer getötet und somit bereits so viele wie im gesamten Vorjahr - 13 davon waren mit einem E-Bike unterwegs, berichtete der ÖAMTC unter Berufung auf Daten des Innenministeriums (BMI). Noch deutlicher ist der Anteil der getöteten E-Bike-Lenkern im ersten Halbjahr - hier verunfallte mehr als die Hälfte (53 Prozent) von ihnen mit einem Elektrofahrrad.
Die Coronakrise hat allerdings den Fahrradboom deutlich verstärkt, so waren beispielsweise im Juli in Wien 1,25 Millionen Biker unterwegs - um 17,3 Prozent mehr als 2019. Bei den Unfallursachen im Radverkehr ist in nicht einmal der Hälfte der Fälle der Radler der alleinige Verursacher: Die Bilanz für 2019 aufgrund der BMI-Zahlen ergab, dass 53 Prozent von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht wurde.
2015 gab es also ein Übersterblichkeit laut dieser Graphik.
2015 war das Jahr der Migrationskrise.
Irrtum !
2015 war der Dieselskandal. Die Abgase haben definitiv zuviele Todesopfer gefordert .