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Klimaaktivisten überschütteten Klimt-Bild mit Öl

Von nachrichten.at/apa, 15. November 2022, 12:01 Uhr
Die Aktion von der Gruppe "Letzte Generation" im Wiener Leopold Museum. Bild: Screenshot Twitter

WIEN. Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben Dienstagvormittag im Wiener Leopold Museum das Gemälde "Tod und Leben" von Gustav Klimt mit schwarzer Farbe überschüttet.

Ein Video und Bilder der Aktion teilte die Gruppe auf ihrem Twitteraccount, ein Sprecher des Museums bestätigte den Vorfall gegenüber der APA. Eine Person habe sich zudem am Glas, das das Werk schützt, festgeklebt. Beschädigt wurde das Kunstwerk laut einer ersten Bestandsaufnahme dabei nicht. Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sprach sich für die Anpassung der Sicherheitskonzepte aus.

Während das Team der Restaurierung hinsichtlich des Bildes Entwarnung gaben, sei der Schaden am Glas und an der Sicherheitsrahmung sowie an Wand und Boden "evident und erheblich". Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums, bezeichnete die Anliegen der Klimaaktivisten zwar als berechtigt, "aber der Angriff auf Kunstwerke ist definitiv der falsche Weg, um das angepeilte Ziel, die Verhinderung des prognostizierten Klimakollaps", umzusetzen. Museen seien bewahrende Institutionen und ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Er appellierte an die "Letzte Generation", andere Wege für das Kundtun ihrer Anliegen zu finden.

Anlässlich des Leopolditags gab es im Leopold Museum freien Eintritt, als Sponsor trat in diesem Zusammenhang die OMV auf. Trotz genauer Kontrollen - so mussten etwa Taschen abgegeben werden -, hätten die Aktivisten die Flüssigkeit in einer Wärmflasche unter ihrer Kleidung ins Museum geschleust. Polizei und Rettung seien in kürzester Zeit vor Ort gewesen und haben die Daten der Aktivisten aufgenommen, hieß es in einer Aussendung des Museums.

"Todesurteil für die Menschheit"

Die Aktivisten bezeichneten auf ihrem Twitteraccount neue Öl- und Gasbohrungen als "Todesurteil für die Menschheit". "Wir kennen das Problem seit 50 Jahren, wir müssen endlich handeln, der Planet wird sonst kaputt", riefen die beiden Männer bei ihrer Aktion. "Stoppt die fossile Zerstörung. Wir rasen in eine Klimahölle."

Das österreichische Museumsbund hat sich unterdessen mit einem offenen Brief an die Mitglieder der "Letzten Generation" gewandt: Die Museen in Österreich würden sich bemühen, "einen öffentlichkeitswirksamen Beitrag zum Diskurs um durch menschliche Eingriffe hervorgerufene Veränderung unseres Planeten und unserer Lebensgrundlagen sowie deren negative Auswirkungen auf das Klima, die Natur und deren Vielfalt zu leisten". Man stehe demnach auch als Gesprächs- und Kooperationspartner für Anliegen des Klimaschutzes zur Verfügung. Gleichzeitig appellierte man an Klimaaktivisten, bei ihren Aktionen alles zu unterlassen, "was den Erhalt des Natur- und Kulturerbes und auch die Rolle der Museen als Bildungs- und Lernort gefährdet". Besucher sollen auch künftig Museen "ohne größere Zugangsbeschränkungen und ohne Generalverdacht besuchen können".

Kulturstaatssekretärin: "Aus meiner Sicht der falsche Weg"

Das Österreichische Nationalkomitee des internationalen Museumsrats, ICOM-Österreich, verurteilte die Aktion wegen Beschädigungsgefahr "aufs Schärfste". "Museen sind Orte des Dialogs, an denen gesellschaftspolitische Themen verhandelt werden. Derzeit entsteht allerdings der Eindruck, dass die Protestaktionen den Resonanzraum Museen in erster Linie dazu nutzen, ein Maximum an Aufmerksamkeit zu generieren", hieß es. Museen würden grundsätzlich die Anliegen der Klimabewegung unterstützen. ICOM bat der "Letzten Generation" Gespräche an, "um das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen".

"Aktionismus gegen Kunst und Wissenschaft ist der falsche Weg", so Kaup-Hasler. Die Aktivistinnen und Aktivisten würden sich mit den "Wurf- und Klebeattacken" letztlich selbst schaden. Die Kulturstadträtin möchte mit dem Bund und mit Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) Kontakt aufnehmen, "um darüber zu sprechen, wie man zukünftig mit solchen Vorkommnissen umgehen und sie idealerweise verhindern kann". Wichtig sei aber auch, die Zugänglichkeit der Museen nicht einzuschränken.

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zeigte Verständnis für "die Anliegen und auch die Verzweiflung" der Aktivisten. "Ich glaube aber nicht, dass Aktionen wie diese zielführend sind, weil sich die Frage stellt, ob sie nicht eher zu mehr Unverständnis als zu mehr Bewusstsein für die Klimakatastrophe führen", hielt sie in einer Reaktion fest. "Aus meiner Sicht ist es der falsche Weg, das Risiko unwiderruflicher Schäden an Kunstwerken in Kauf zu nehmen. Kunst und Kultur sind Verbündete im Kampf gegen die Klimakatastrophe, keine Gegner."

OÖ: Landes-Kultur GmbH: "Wir stehen hinter euren Anliegen" 

In Oberösterreich nahm die Landes-Kultur GmbH den Vorfall zum Anlass für einen "Aufruf zum Miteinander" an Klimaaktivistinnen und -aktivisten. "Wir haben euch verstanden und stehen hinter euren Anliegen", hieß es in einer Aussendung. Man wolle die Kompetenz der Landesmuseen dem Klimaanliegen "unverzüglich, mit Ausstellungen, Veranstaltungen, Werbeaktionen etc." zur Verfügung stellen und ersuche um Kontaktaufnahme.

Für ÖVP-Staatssekretärin Claudia Plakolm sind Aktionen wie im Leopold Museum oder das Ankleben auf der Straße "auf ganz vielen Ebenen respektlos". Man müsse zwar viele Menschen für Klimaschutz begeistern, mit ihrem Vorgehen erreiche die "Chaostruppe" aber das Gegenteil. "Man gewinnt aus meiner Sicht keinen Millimeter, wenn man die Leute terrorisiert. Was wir brauchen ist Klimaschutz mit Augenmaß und Weitblick." Der Wiener FPÖ-Kultursprecher Stefan Berger sieht laut Aussendung wiederum Mayer und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) in der Pflicht, "für ein Sicherheitskonzept zu sorgen, das Bilder, Skulpturen, historische Artefakte - kurz: sämtliche museale Ausstellungsstücke - ausreichend schützt". Die FPÖ kündigte einen Antrag im Nationalrat zur "Aufnahme des Klimaterrorismus und -extremismus in den Verfassungsschutzbericht" an.

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